Mein Matcha-Latte, meine Buddha-Bowl, mein Detox-Tee – ein gesunder Lebensstil liegt voll im Trend. Nun hat der deutsche Hersteller Ainoha eine E-Zigarette auf den Markt gebracht, die kein Nikotin, dafür aber jede Menge Vitamine enthalten soll. Doch ist die E-Zigarette wirklich so gesund wie sie angepriesen wird – und was steckt dahinter?
Scrollt man durch den Instagram-Account des Gesundheitsunternehmens Ainoha, kommt Urlaubs-Feeling auf: Zu sehen gibt es schöne, junge Frauen, die sich am Strand räkeln und mit weißem Zahnpasta-Lächeln eine stylisch designte E-Zigarette in die Kamera halten. Auf seiner Webseite wirbt der Hersteller mit natürlichen Ölen und Essenzen, die beim Inhalieren angeblich einen aromatherapeutischen Effekt haben und die Stimmung heben sollen. In acht verschiedenen Geschmacksrichtungen – Aura, Pulse, Calm, Relax, Energize, Refresh, Grace und Lafayette – werden die „Essential Oil Diffuser“ angeboten.
Jede soll zu 100 Prozent aus organischen Mischungen bestehen, die einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden haben sollen. Die Inhaltsstoffe sollen aus Superfoods wie Goji-Beeren, Weizengras oder Chia-Samen bestehen sowie Vitamine, Antioxidantien und Mineralien enthalten – und somit den ultimativen Energiekick für den Alltag liefern.
Die Risiken sind noch unklar
Rauchen ist ungesund, lässt die Haut altern und verursacht Krebs – das sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. So klingt die neue E-Zigarette, die genussvolle Momente mit Aromatherapie-Effekt verspricht, im ersten Moment nach der idealen Lösung für Raucher, die ihre Sucht aufgeben und ihrem Körper gleichzeitig etwas Gutes tun möchten. Experten betrachten das Produkt jedoch kritisch. Zwar werden ätherische Öle bei Gesundheitsbehandlungen wie etwa bei Inhalationen angewendet, allerdings werden in diesem Fall nur wenige Tropfen der Konzentrate mit mehreren Litern Wasser verdünnt. Überdosierungen der E-Zigarette könnten also zu Schwindel und Atembeeinträchtigungen führen, warnen Kritiker.
Die Ainoha Stiks bestehen laut Hersteller zu 60 Prozent aus Glycerin auf Sojabasis. Was im ersten Moment harmlos klingt, dürfte jedoch nicht ganz unbedenklich sein. Glycerin ist Alkohol, auch wenn es biologisch hergestellt wird. Es gibt zwar keine ausreichenden Studien, die belegen, dass Glycerin gesundheitsschädlich ist, jedoch ist bekannt, dass die Verbindung Acrolein entsteht, wenn Glycerin erhitzt wird. Und diese kann die Atemwege reizen, wenn sie inhaliert wird. Langzeitstudien, bei denen die Wirkung der Inhaltsstoffe der Lifestyle-Zigaretten auf Lunge und Atemwege getestet wurden, gibt es bisher nicht.
Teenager zum Konsum verführt?
Fraglich sind auch die Marketingmaßnahmen des Gesundheitsunternehmens. Die fröhlich bunte Kommunikation, die einen gesunden Lifestyle suggeriert, richtet sich vor allem an die Zielgruppe, die noch nicht raucht und könnte so ein Einstieg in eine echte Nikotinsucht sein. Besonders problematisch: Instagrammerinnen, die eher ein junges Zielpublikum ansprechen, vergeben Rabattcodes an ihre Follower, die oft noch minderjährig sind. Ganz schön heikel, denn in Deutschland fallen auch nikotinfreie E-Zigaretten unter das Jugendschutzgesetz.
Machen oder lassen?
Die offensichtliche Frage lautet nun: ist die vitaminisierte Zigarette wirklich so gesund wie es impliziert wird oder ist das alles Augenwischerei? Da die Risiken momentan nicht ganz klar sind und weitere Studien notwendig wären, lässt sich das nicht genau sagen. Problematisch ist, den Produkten Vitamine zuzusetzen, die über die Inhalation womöglich gar keine Wirkung entfalten und damit zu werben. Der Zweifel, sich mit den „Wellness-Zigaretten“ wirklich etwas Gutes zu tun, liegt also nahe.
Sicher ist: Zigaretten können keine Alternative zu echten Vitaminen sein. Wenn du also gesünder leben möchtest, solltest du lieber zu einem Apfel als zu einem vermeintlich gesunden Lifestyle-Glimmstängel greifen. Was hältst du von den Lifestyle-Zigaretten? Würdest du sie ausprobieren?
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