Ab dem 20. Lebensjahr wird allen Frauen zu einer ein- bis zweijährlichen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung geraten, die auch stets von der Krankenkasse gezahlt wird. Dennoch gibt es Frauen, die diese wichtigen Kontrolltermine aus Angst vorm Frauenarzt nicht wahrnehmen. Im Gegensatz zur Zahnarztphobie sind es hier oft nicht die Schmerzen, die Ursache dieser Angst sind, sondern Schamgefühle. Wir wollen versuchen, Dir mit einigen Tipps die Furcht zu nehmen.
Wenn Du an Angst vorm Frauenarzt leidest, bist Du nicht allein. Es ist ja auch nicht ganz verwunderlich, wenn es Dir unangenehm ist, Dich vor einer fremden Person auszuziehen und mit gespreizten Beinen auf dem Gynäkologenstuhl zu sitzen. Mit ein paar Hintergrundinformationen lässt sich diese Angst aber überwinden. Und dies solltest Du unbedingt tun, denn die alljährlichen Vorsorgeuntersuchungen sind ungeheuer wichtig, um Geschlechtskrankheiten, sowie Brust- und Gebärmutterhalskrebs frühzeitig zu erkennen.
1. So findest Du einen guten Frauenarzt
Wenn Du zum ersten Mal einen Frauenarzt aufsuchst oder in eine neue Stadt gezogen bist, stehst Du erst mal vor der Aufgabe, den richtigen Arzt zu finden. Wenn Dir der Arztbesuch Unwohlsein bereitet, ist es umso wichtiger, dass Du einen vertrauenswürdigen Arzt findest, bei dem Du Dich gut aufgehoben fühlst. Es kann schon einmal helfen, wenn Du weißt, ob Du Dich zum Beispiel nur in den Händen einer weiblichen Frauenärztin wohlfühlst. Das ist völlig in Ordnung und Deine persönliche Entscheidung, auch wenn männliche Gynäkologen natürlich auch einen professionellen Umgang mit der Nacktheit ihrer Patientinnen pflegen.
Wenn Du ansonsten keine Anhaltspunkte hast, kannst Du ruhig Deine Freundinnen nach einer Empfehlung fragen. Viele Frauen finden erst nach mehreren Arztbesuchen den Frauenarzt ihres Vertrauens. In einer vertrauenswürdigen Praxis, die Dir eine Freundin empfohlen hat, wirst Du gleich viel weniger Angst haben. Wenn Du nicht Deine Freundinnen fragen willst, kannst Du auch alternativ nach Bewertungsportalen im Internet schauen, deren Bewertungen man aber nicht immer auf die Goldwaage legen sollte.
2. Keine Angst vor dem Gynäkologenstuhl!
Besonders, wenn der allererste Frauenarztbesuch im Leben einer Frau ansteht, ist der Gynäkologenstuhl erst einmal furchteinflößend. Derart entblößt sitzt man schließlich sonst nicht bei ärztlichen Untersuchungen da. In dieser halb liegenden Position kann Dein Unterleib aber viel besser untersucht werden. Wenn Du Dich auf dem Gynäkologenstuhl sitzend verkrampft fühlst, ist dies völlig normal. Dein Arzt oder Deine Ärztin wird Dir mitteilen, wenn Du Dich anders positionieren sollst. Manche Ärzte lockern die unangenehme Situation mit beiläufigen Gesprächen auf, was helfen kann, wenn Dir die Prozedur sehr unangenehm ist.
3. Nur keine Scham!
Bei den meisten Frauen, die Angst vorm Frauenarzt haben, liegt dies schlichtweg an der Tatsache, dass man sich nun mal entkleiden muss. Den meisten Frauenärzten ist aber bewusst, dass dies manchen Patientinnen Probleme bereitet. Auch wenn es etwas sinnlos erscheint: Das Entkleiden ist in der Regel in einer separaten Kabine möglich. Zudem wird Dich Dein Frauenarzt vermutlich auch nicht darum bitten, Dich von Kopf bis Fuß zu entkleiden, sondern die Vaginaluntersuchung und das Abtasten der Brust nacheinander erledigen. Außerdem interessiert es Deinen Frauenarzt auch nicht, ob Deine Vulva rasiert ist, Du ein Intimpiercing trägst oder vielleicht ein paar Kilos zugenommen hast. Vor einem Frauenarztbesuch solltest Du Dich lediglich duschen, alle weiteren Vorbereitungsmaßnahmen sind völlig unnötig. Zudem brauchst Du Dich auch nicht zu schämen, wenn Du zum Beispiel eine vaginale Pilzinfektion eingefangen hast. Krankheiten wie diese sind kein Zeichen für Promiskuität oder Unsauberkeit, sondern kommen sehr häufig durch eine gestörte Vaginalflora zustande.
4. Stell ruhig Fragen
Ein Frauenarzt sollte auch Ansprechpartner für Fragen sein, die Du Dich vielleicht nicht traust, anderswo zu stellen. Das können sowohl Fragen zu Deinem Körper, als auch zu Deiner Sexualität sein. Dein Frauenarzt sollte offen auf Deine Fragen eingehen und Dich nicht für Deine Sexualität verurteilen, wenn Du zum Beispiel häufig wechselnde Sexualpartner hast. Wenn Du zum gleichen Frauenarzt wie Deine Mutter oder andere Familienmitglieder gehst, solltest Du dennoch keine Angst davor haben, dass dieser intime Details über Dich ausplaudert. Schließlich unterliegt Dein Frauenarzt wie alle Ärzte der ärztlichen Schweigepflicht. Wenn Du aber merkst, dass Du Dich aus diesem Grund nicht traust, offen mit Deinem Frauenarzt zu reden, solltest Du Dir lieber einen anderen suchen.
5. Wird die Untersuchung weh tun?
Die standardmäßige Vorsorgeuntersuchung ist ziemlich harmlos, auch wenn das Szenario furchteinflößend erscheinen mag. Besonders das metallene Spekulum, das bei der Untersuchung in die Vagina eingeführt wird, lässt viele an ein Folterinstrument denken. Ein guter Frauenarzt wird aber dafür sorgen, dass die Geräte nicht zu kalt sind und diese mit ausreichend Gleitmittel einschmieren, dass das Einführen höchstens etwas unangenehm, aber auf keinen Fall schmerzhaft ist. Auch das Abtasten der Brust, das Du sowieso zusätzlich selbst zu Hause praktizieren solltest, tut überhaupt nicht weh.
Wir hoffen, wir konnten Dir mit diesen Informationen ein wenig die Angst vorm Frauenarzt nehmen. Alles über die speziellen Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft erfährst Du außerdem hier.
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