Seit Beginn der Corona-Pandemie wird ein Impfstoff als große Hoffnung für ein baldiges Ende der Krise verkauft. Verschiedene Forscher waren zu Beginn des Jahres zuversichtlich, schon diesen Herbst einen zulassungsfähigen Impfstoff zu liefern – und das, obwohl die Erprobung und Zulassung von Impfstoffen sich normalerweise über Jahre zieht. Doch selbst, wenn schon bald ein Impfstoff zugelassen würde, hieße das nicht, dass er sofort allen zur Verfügung stände. Mit einem weitreichenden Impfschutz in der Bevölkerung können wir laut Experten am Robert Koch-Institut erst 2022 rechnen.
Der Virologe Thomas Mertens ist Vorsitzender der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut. Mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe sprach er darüber, wann wir mit einem umfassenden Impfschutz in der Bevölkerung und damit auch mit einem tatsächlichen Ende der Pandemie rechnen können. Häufig macht es den Eindruck, als müsste nur ein Impfstoff zugelassen werden und schon wäre die Corona-Krise gelöst. Mertens stellt klar, dass es nicht so einfach ist. Selbst, wenn schon bald ein Impfstoff gefunden wäre, könnte der Großteil der Bevölkerung nicht sofort geimpft werden. Er geht nicht davon aus, dass die umfassende Impfung der Bevölkerung bereits Ende 2021 abgeschlossen sein wird.
Impfstoff ist nicht sofort umfassend einsetzbar
„Der Start der Impfungen darf nicht übereilt passieren: Es kommt nicht darauf an, vier Wochen früher oder später mit dem Impfen anzufangen“, sagte der Virologe. Nicht nur, muss ein Impfstoff erst in großen Mengen produziert werden können. Laut Mertens ist auch die Logistik entscheidend. Transport, Lagerung und die Einrichtung regionaler Impfzentren müssen genaustens vorbereitet werden. Ebenso die Dokumentation der Impfungen und die Auswertung von Sicherheitsaspekten und des medizinischen Erfolgs.
„Es wird längere Zeit dauern, bis wir durch die Impfung eine spürbare Veränderung des Infektionsgeschehens sehen werden, dass wir sagen können, jetzt kann wieder Ruhe einkehren“, erklärte Mertens. Dazu hat er eine einfache Rechnung: Wenn man pro Tag 100.000 Menschen impfen würde, dann wären erst nach 150 Tagen 15 Millionen Menschen geimpft. Und hierbei handle es sich laut Mertens bereits um ein sehr hohes Tempo.
Wie viele Menschen werden sich impfen lassen?
Unabhängig davon ist auch die Akzeptanz des Impfstoffs in der Bevölkerung ein wichtiger Faktor. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssten 60 bis 70 Prozent der Menschen immun sein. Die Zahl der Menschen, die sich gegen Corona impfen lassen würden, sinkt jedoch stetig. Sagten bei einer repräsentativen Befragung des Hamburg Center for Health Economics im April noch 70 Prozent, sie würden sich impfen lassen, waren es zuletzt nur noch rund 50 Prozent. 22 Prozent der Befragten waren hingegen noch unschlüssig.
Bis ein Impfstoff kommt, ist die Gesichtsmaske ein wichtiger Schutz gegen die Verbreitung der Pandemie. Im Video siehst du, wie du sie richtig nutzt: