Nach Monaten des Lockdowns sind erste Lockerungen in Sicht. Friseure und Schulen sollen bald wieder öffnen dürfen. Gerade bei ersteren pochten viele Politiker*innen darauf, dass es hier kein erhöhtes Infektionsrisiko gäbe. Eine Studie der Technischen Universität Berlin gibt ihnen nun Recht. Bei Schulen sieht es jedoch ganz anders aus und auch Büros kommen in der Untersuchung nicht gut weg.
Eins vorweg: Gerade für öffentliche Räume wie Supermärkte, Fitnessstudios, Busse und Bahnen ist es sehr schwer, verlässliche Daten zur Ansteckung zu sammeln. Schließlich treffen wir hier auf viele fremde Menschen, von denen wir nicht wissen, ob sie infiziert sind oder nicht. Die Studie, für die Lüftungsexperte Martin Kriegel von der TU Berlin mit der Berliner Charité und dem Robert Koch-Institut kooperierte, arbeitet deshalb mit Simulationen. Grundvoraussetzung war, dass die AHA-Regeln eingehalten werden und ausreichend gelüftet wird. Unter diesen Voraussetzungen bestimmte Kriegel einen situationsbedingten R-Wert für die einzelnen Bereiche. Zur Erinnerung: Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen eine mit Corona infizierte Person im Durchschnitt ansteckt.
So wurde das Ansteckungsrisiko ermittelt
Für eine Ansteckung mit dem Coronavirus sind viele Faktoren entscheidend: Wie eng und wie lange hatten wir mit der infizierten Person Kontakt, welchen Aktivitäten sind wir nachgegangen und wie viele Menschen waren insgesamt anwesend? All diese Fragen wurden bei der Studie so gut es geht berücksichtigt. Als Grundlage gingen die Forschenden davon aus, dass die Anwesenden in allen Situationen, die dies verlangen, eine medizinische Maske tragen, genügend Abstand halten und ausreichend lüften. Zusätzlich wurden typische Aktivitäten etwa in einer Schule, einem Restaurant oder einem Büro berücksichtigt. Je nach Aktivität stoßen wir eine unterschiedlich große Menge an Aerosolen aus. Auch die Aufenthaltsdauer in einem Raum und Auslastung etwa in Theatern oder Fitnessstudios wurden berücksichtigt. Daraus ergeben sich laut Informationen des Tagesspiegels die folgenden R-Werte:
Ort | R-Wert |
Theater, Oper, Museum (30% Belegung, mit Maske) | 0,5 |
Damen Friseur (mit Maske) | 0,6 |
Theater, Oper, Museum (40% Belegung, mit Maske) | 0,6 |
ÖPNV (mit Maske) | 0,8 |
Supermarkt (mit Maske) | 1,0 |
Kino (30% Belegung, ohne Maske) | 1,0 |
Shopping (mit Maske, 10m²/Person) | 1,1 |
Kino (40% Belegung, ohne Maske) | 1,1 |
Restaurant (25% Belegung) | 1,1 |
Fitnessstudio (30% Belegung, ohne Maske) | 1,4 |
Sporthalle (50% Belegung, ohne Maske) | 1,5 |
Fernbahn/-bus (50% Belegung, mit Maske) | 1,5 |
Mehrpersonenbüro (20% Belegung, mit Maske) | 1,6 |
Schwimmhalle | 2,3 |
Restaurant (50% Belegung) | 2,3 |
Oberschule (50% Belegung, mit Maske) | 2,9 |
Fitnessstudio (50% Belegung, ohne Maske) | 3,4 |
Oberschule (50% Belegung, ohne Maske) | 5,8 |
Mehrpersonenbüro (50% Belegung, ohne Maske) | 8,0 |
Oberschule (Vollbesetzung, ohne Maske) | 11,5 |
Das ist der entscheidende Faktor für einen hohen R-Wert
Wie kommt es nun, dass ausgerechnet in Schulen und Büros ein so hohes Infektionsrisiko besteht? Wie Kriegel dem Tagesspiegel gegenüber betont, ist der wichtigste Faktor die Aufenthaltsdauer. Der Vergleich zwischen unterschiedlichen Szenarien in Belegung und beim Tragen der Masken zeigt außerdem, dass auch Anpassungen hier zu einem verminderten Infektionsrisiko führen können.
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Die Auswertung könnte eine Grundlage für weitere Lockerungsschritte sein. Dem Experten war es wichtig, eine Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlichen Räumlichkeiten zu schaffen. Zwar sind die Werte rein theoretischer Natur, sie liefern aber dennoch erste Anhaltspunkte für die Risikobewertung.
Bildquelle: istock/Hispanolistic