Täglich meldet das Robert-Koch-Institut aktuelle Fallzahlen rund um das Coronavirus. Ein wichtiger Wert ist dabei die Reproduktionsrate. War der Wert zunächst gesunken und sorgte für einen ersten Hoffnungsschimmer, stieg er nun überraschend wieder an. Bedeutet diese negative Entwicklung vorübergehend das Ende der Lockerungen?
Die aktuellen Corona-Maßnahmen gelten zunächst bis zum 3. Mai. Dann soll anhand der neuen Zahlen der vergangenen zwei Wochen entschieden werden, ob die Ausnahmesituation verlängert werden müsse oder gelockert werden könne. Die momentanen Entwicklungen könnten nun unschöne Auswirkungen auf die Entscheidung haben.
Eine Reproduktionsrate über 1 könnte das Gesundheitssystem überfordern
Am 20. April verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Pressekonferenz zu den Corona-Maßnahmen und etwaigen Lockerungen noch stolz, dass die Reproduktionsrate unter 1 liegen würde, gab aber zu bedenken: „Wir wissen, dass wir bei einem Reproduktionsfaktor, der nur etwas über Eins liegt, wieder in die Situation kommen, dass unser Gesundheitssystem überfordert sein könnte.“ Nur kleine Veränderungen könnten umso größere Auswirkungen nach sich ziehen. Nun gab das Robert-Koch-Institut mit den Zahlen vom 27. April bekannt: Der Reproduktionswert ist von 0,9 wieder auf 1,0 gestiegen.
Der Virologe Prof. Jonas Shmidt-Chanasit sieht keinen Grund zur Sorge. Gegenüber BILD gibt er auf die Frage, ob der Anstieg etwas mit Ostern zu tun haben könne an, dass diese minimale Schwankung völlig normal sei und gewiss nichts mit Ostern zu tun habe.
Obwohl der Anstieg kein positives Zeichen ist, befinden wir uns dennoch in einem deutlich weniger gefährlichen Bereich als noch vor wenigen Monaten. Anfang März lag die Reproduktionsrate ganz ohne Maßnahmen noch bei rund 3,0. Dennoch muss die aktuelle Negativ-Entwicklung berücksichtigt werden und könnte deswegen zunächst eine erneute Verlängerung der Maßnahmen wie etwa der Kontaktbeschränkungen um weitere zwei Wochen bedeuten.
Warum ist die Reproduktionsrate wichtig?
Das Coronavirus sorgt seit mehreren Wochen für Unruhe in aller Welt. Vor allem seine schnelle Ausbreitung sorgte dafür, dass Maßnahmen getroffen werden mussten. Dabei ging es in erster Linie nicht darum, dass das Virus zwangsläufig bei jedem eine schwere Erkrankung hervorrufen könnte, denn das tut es nur bei einigen Fällen, es ging viel mehr darum, das Gesundheitssystem zu entlasten. Bei einem unkontrollierten Verlauf würde die Zahl der Ansteckungen möglicherweise so hoch sein, dass eine Betreuung aller nicht mehr gewährleistet werden könnte. Zustände wie in Italien, Spanien oder den USA wären die Folge, bei denen Menschen aufgrund von mangelnden Kapazitäten des Gesundheitssystems sterben müssen.
Aus diesem Grund ist die Reproduktionsrate, die angibt wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt, ein wichtiger Faktor, der unter ständiger Beobachtung steht und maßgeblich für die Entscheidungen zu einer Lockerung oder Weiterführung der Maßnahmen ist.
Was hältst du von den Corona-Maßnahmen der Regierung und wie hat dich die Krise ganz persönlich beeinflusst? Sag es uns in unserer Umfrage:
Bildquelle: Getty Images/anyaivanova