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Orgasmuskrankheit

Persistent Sexual Arousal Syndrome (PSAS): 250 Orgasmen am Tag

Orgasmuskrankheit

Nur rund jede dritte Frau kommt mit ihrem Partner zum Höhepunkt, 80 Prozent haben schon einmal einen Orgasmus vorgestäuscht, damit das ungewollte „Liebes“- Spiel rasch vorbei ist. Für Frauen, die unter der Orgasmuskrankheit leiden, klingt das wie Musik in den Ohren. Das sogenannte Persistent Sexual Arousal Syndrome (PSAS) – zu Deutsch: die andauernde genitale Erregungsstörung – ist für Betroffene eine schwer zu ertragende Qual. Sie leiden an einer sexuellen Dauererregung und haben hunderte Orgasmen täglich, die nichts mit sexuellem Verlangen zu tun haben.

Menschen, die unter PSAS leiden, sind ständig erregt, selbst nach dem Orgasmus. Die kleinste Bewegung spüren sie zwischen den Beinen. Egal wo sie sind – in der Bahn, im Aufzug, im Restaurant, im Büro oder gar beim Vorstellungsgespräch, überall kriecht das unangenehme heiße Gefühl die Beine hoch, bis es mit voller Wucht schmerzhaft explodiert, und sich den Weg gleich noch mal bahnt.

PSAS-Betroffene leiden unter dauerhaften sexueller Erregung und haben bis zu 250 Orgasmen täglich.
PSAS-Betroffene leiden unter dauerhaften sexueller Erregung und haben bis zu 250 Orgasmen täglich.

Manche Betroffene haben mehrere Hundert Orgasmen jeden Tag. PSAS ist eine sehr seltene und meist bei Frauen auftretende Erkrankung, nur wenige Männer sind betroffen. Wie viele Menschen generell betroffen sind, ist nicht bekannt, denn aus Scham ziehen sich die meisten zurück. Sie wissen nicht, dass es einen Namen für ihr Leiden gibt und fürchten sich, Familie oder Freunde einzuweihen.

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Symptome für PSAS

Symptome für PSAS sind eine dauerhafte Erregung mit unkontrollierbaren Orgasmen. Die Klitoris kribbelt und schwillt an, Du ejakulierst und hast Kontraktionen in der Scheide, Deine Klitoris und Scheide schmerzen.

Bei der persistierenden Erregungsstörung lösen kleinste Bewegungen die Erregung aus: Laufbewegungen beim Gehen oder Sport, Vibrationen beim Autofahren oder Handy-Klingeln, bis hin zu tiefen bassigen Klängen. Selbst banales Fönen kann zum Höhepunkt führen. Manche Betroffene haben bis zu 250 Orgasmen am Tag.

Zu den Kriterien für die Diagnose gehören:

  • Die sexuelle Erregung dauert mehrere Stunden oder Tage.
  • Die sexuelle Erregung wird nicht durch echtes Verlangen nach Sex ausgelöst.
  • Die sexuelle Erregung verschwindet nicht nach einem Orgasmus, sondern erst nach mehreren.
  • Die sexuelle Erregung ist aufdringlich, unerwartet und unerwünscht.
  • Die sexuelle Erregung der Genitalien und Klitoris ist schmerzhaft.

PSAS ist ein bisher weitgehend unbekanntes Krankheitsbild. In der Literatur wurde es gelegentlich aufgegriffen, meist unter der Diagnose einer klitoralen Tumeszenz (erweitertes Vaginallumen und gesteigerte Lubrikation) oder einer Hypersexualität. Erste mögliche Hinweise auf eine solche Erkrankung gehen fast 2000 Jahre zurück. PSAS selbst wurde erst 2001 erstmals beschrieben.

Betroffene berichten

Seelische Belastung durch die Orgasmuskrankheit

Jedoch ist die Persistierende genitale Erregung klar von der Hypersexualität abgegrenzt, da ein psychisches Begehren nach Sexualität fehlt. Bei PSAS hat die Erregung nichts mit sexuellen Wünschen, Gedanken oder Handlungen zu tun. Stattdessen verstärken sich mit jedem Höhepunkt im Tagesverlauf die Schmerzen durch die Muskelkontraktionen. An sexuelle Befriedigung ist dabei nicht zu denken. Selbst die Erregung an sich ist meist schmerzhaft.

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Schlimmer noch als die physischen Schmerzen erleben die Betroffenen die seelische Belastung: Zum Schamgefühl gesellen sich häufig Schuld, Ekel, Sorgen und Ängste. Das Sozialleben ist stark eingeschränkt, denn sie ziehen sich zurück, um nicht der öffentlichen Demütigung ausgesetzt zu sein. Die Krankheit belastet somit das private Leben, das Berufsleben und die Beziehung. Vielflach entwickeln sich daraus Depressionen und sogar Suizidgedanken.

Auslösende Faktoren der Dauer-Erregung

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Betroffene von PSAS ziehen sich aus Scham häufig zurück.

Bislang weiß man lediglich, dass PSAS spontan auftreten und dauerhaft bleiben kann. In anderen Fällen tritt es nur dagegen phasenweise auf. Auch darüber, wie die Krankheit ausgelöst wird, herrscht großenteils Unwissen. Jedoch ist bekannt, dass zum Beispiel Unfälle oder Verletzungen des Rückenmarks, wie bei einem Bandscheibenvorfall, zur Erregungsstörung führen können.

Zu weiteren möglichen Auslösern zählen die Einnahme oder das Absetzen von Antidepressiva, die Gabe von Norethisteron zur Empfängnisverhütung oder eine Ganglion-Stellatum-Blockade, also die gezielte therapeutische Lokalanästhesie des Ganglion stellatum wie auch Änderungen des Hormonstatus, zum Beispiel prämenstruell, während der Schwangerschaft oder zu Beginn der Menopause. Auch Cannabiskonsum oder die Beendigung desselben sowie das Aufhören mit den Rauchen wurde bei einigen Betroffenen als auslösender Faktor festgestellt. In einem Fall wurde sogar Bauchtanz als mögliche Ursache angenommen.

Ist man erkrankt, können bestimmte Dinge die Symptome triggern oder verstärken, darunter Anspannung, Erschrecken, Ärger, Sorgen, akute Angst und Stress oder sexuelle Stimulation. Auch im Schlaf kann sich die Symptomatik verschlechtern. Angst und Depressionen können bestehende Symptome verstärken, aber der Krankheit auch vorausgehen.

Therapie der PSAS

Eine Therapie gibt es bislang nicht. Lediglich die Symptome können behandelt werden, sowohl durch eine medikamentöse, physikalische oder operative Behandlung. Medikamente können einen unausgeglichenen Hormonhaushalt korrigieren. Diese können durch ein Gel direkt im Bereich der Scheide angewendet oder oral eingenommen werden. Bei physischen Auslösern, wie einem verletzten oder geklemmten Nerv die Ursache ist, kann unter Umständen chirurgisch vorgegangen werden.

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Begleitend wird eine Psychotherapie empfohlen, wie auch Sexualtherapie oder Paartherapie. Diese helfen, den Betroffenen aus der Isolation zu holen und die notwendige Unterstützung durch Partner und Umfeld zu organisieren. Um die PSAS erfolgreich zu behandeln, bedarf es allerdings viel Geduld auf Seiten der Patienten und des Therapeuten. Für manche der betroffenen Frauen gibt es bislang keine wirksame Therapie.

Bildquelle: iStock/Marjan_Apostolovic, iStock/KatarzynaBialasiewicz

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