Von meinem 19. Lebensjahr an habe ich die Anti-Baby-Pille durchgehend genommen. Vor einigen Monaten habe ich mich dann endlich getraut, sie abzusetzen. Diese Entscheidung war für mich nicht leicht, aber sie war die einzig Richtige. Denn egal, welche Auswirkungen das Absetzen der Pille nach so langer Einnahmezeit auf meinen Körper hatte: Ich bereue es nicht!
Darum wollte ich die Pille absetzen
Je länger ich die Pille einnahm, desto nervöser machte mich der Gedanke, dass sie sich negativ auf meine Gesundheit auswirken könnte. Schließlich sind einige Nebenwirkungen der Pille bekannt, die ziemlich gefährlich oder sogar lebensgefährlich sein können:
Mir persönlich machte das Thrombose-Risiko am meisten Angst. Zum einen, weil ich gelesen hatte, dass das Risiko mit steigendem Alter und voranschreitender Dauer der Einnahme größer wird, zum anderen, weil ich rauche und damit ohnehin schon in vielen Hinsichten mit dem Feuer spiele. Dazu kommt, dass die Pille, die ich einnahm, das Hormon Drospirenon beinhaltet. Laut wissenschaftlicher Untersuchungen steht dieses im Verdacht, das Thromboserisiko im Vergleich zu anderen Pillen sogar zu verdoppeln. Alle paar Monate schickten mir Freundinnen Links zu Nachrichten-Meldungen wie „7 Frauen tot – sie alle nahmen die Pille“ und jedes Mal ging es um Pillen mit dem besagten Hormon, das auch ich einnahm.
Darum wollte ich die Pille nicht absetzen
All das sind hervorragende Gründe, die Pille abzusetzen, doch trotzdem hatte die Einnahme für mich viele Vorteile. Zu allererst natürlich die verhütende Wirkung, die ich durch die Pille immer selbst unter Kontrolle hatte. Seit Beginn der Einnahme hatte ich zudem fast gar keine Periodenkrämpfe. 11 Jahre ohne Krämpfe! Viele Frauen können nur erahnen, was für ein Traum das ist. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass (und so hatte es mir meine Gynäkologin auch versprochen) meine Haut viel reiner war. Ich bekam jedenfalls nur noch höchst selten Pickel.
Ein bisschen machte mir der Gedanke, die Pille abzusetzen, aber auch Angst, weil ich gelesen hatte, dass ich in den ersten Monaten danach mit starkem Haarausfall rechnen muss – und leider habe ich ohnehin schon extrem dünnes Haar.
Ich habe endlich die Pille abgesetzt – das ist passiert:
Trotz dieser Bedenken setze ich die Pille im Juli 2017 ab. In den Monaten darauf konnte ich tatsächlich beobachten, dass sich einiges änderte.
1. Meine Haare fielen noch stärker aus
Jap, genau das, was ich am meisten befürchtet hatte, traf auch auf mich zu. Meine dünnen Haare fielen immer mehr aus und wurden noch dünner. Ob das nun alleine vom Absetzen der Pille kam oder ob noch andere Faktoren wie Stress dabei eine Rolle dabei spielten, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall macht mich stutzig, dass sich diese Nachwirkung immer noch nicht verbessert hat. Denn mittlerweile sollte sich mein Hormonhaushalt an die neuen pillenlosen Verhältnisse gewöhnt haben. Bisher ist der Haarausfall jedoch noch nicht besser geworden.
2. PMS is back!
Stimmungsschwankungen? Komische Schokogelüste? Kopfschmerzen? All diese PMS-Symptome existierten seit meinem 19. Lebensjahr nicht mehr für mich. Ich weiß nicht, ob es vielen Frauen während der Einnahme der Pille so geht, aber ich gehörte jedenfalls zu den Glücklichen, für die PMS kein Thema war. Seitdem ich ohne Pille lebe, sind diese schönen Zeiten vorbei. Leider auch im Bezug auf die folgenden beiden Punkte…
3. Meine Haut wurde schlechter
Ich kann jetzt meine Uhr danach stellen: Kurz bevor ich meine Tage bekomme, sprießen Pickel aus meiner Gesichtshaut. Wenige Tage später kehrt diese dann aber glücklicherweise wieder in ihren pickellosen Normalzustand zurück.
4. Periodenkrämpfe aus der Hölle
Wie gesagt: Ich hatte in 11 Jahren vielleicht zwei oder drei Mal Krämpfe. Und die waren echt noch auszuhalten. Seit dem Absetzen der Pille durchleide ich Todesqualen. Auf die Arbeit kann ich mich nur nach der großzügigen Einnahme von Schmerzmitteln schleppen. Früher sah ich es skeptisch, heute kann ich den Wunsch nach einem dreitägigen Menstruationsurlaub für Frauen total nachvollziehen.
Die nächsten beiden Nebenwirkungen haben mich am meisten überrascht, weil mir nie in den Sinn gekommen wäre, dass sie im Zusammenhang mit der Pille stehen könnten:
5. Ich fühle mich wacher
Viele Jahre lang fühlte ich mich wie in einer Art Nebel. Ich hatte nie das Gefühl, wirklich wach zu sein. Mein Hausarzt checkte mich von Kopf bis Fuß durch – und konnte nichts feststellen. Irgendwann habe ich mich einfach damit abgefunden, dass ich an einer schwachen Form von Narkolepsie leiden muss. Seitdem ich die Pille abgesetzt habe, ist der Nebel weg. Ich bin unendlich glücklich darüber und kann es immer noch kaum glauben.
6. Gesteigerte Libido
Ohne jetzt zu privat werden zu wollen, sage ich nur mal: Der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Zweiter Frühling und so.
Trotz aller Nachteile: Ich bereue meine Entscheidung, die Pille abzusetzen, nicht!
Auch wenn ich seit dem Absetzen der Pille öfter mit Pickeln, mit noch stärkerem Haarausfall und mit starken Periodenschmerzen zu kämpfen habe: Für mich persönlich war es die richtige Entscheidung. Denn das Risiko, eine Thrombose zu erleiden, hat sich für mich nun vermutlich beträchtlich verringert (*klopft auf Holz*). Außerdem fühle ich mich nun einfach wieder mehr wie ich selbst. Ich bin wacher und zumindest etwas energiegeladener – und diesen Zustand möchte ich um nichts mehr hergeben.
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