Die Periode ist nichts Angenehmes. Dennoch ist sie ein Teil unseres Lebens, etwas, das uns beschäftigt und über das wir deshalb reden sollten. Doch wegen des sogenannten Period Shamings haben viele Frauen das Gefühl, ihre monatliche Blutung verschweigen oder gar verstecken zu müssen. Ich verrate dir, woher Period Shaming kommt und was du dagegen tun kannst.
Was ist Period Shaming und woher kommt es?
Bei Period Shaming geht es darum, dass die Periode als etwas Ekliges und Unreines angesehen wird, über welches die betroffene Person nicht zu sprechen hat. Sie soll möglichst unauffällig damit umgehen, weder Schmerz noch Stimmungsschwankungen erwähnen, noch sichtbar mit Produkten wie Tampons oder Menstruationstassen hantieren.
Warum genau Menschen in unterschiedlichen Ländern weltweit denken, dass die Periode etwas Schlechtes ist, kann nicht genau beantwortet werden. Aber Period Shaming ist in vielen Kulturen weltweit verwurzelt. Auch bei uns in Europa glaubten die Menschen bis ins 20. Jahrhundert hinein, dass Menstruationsblut giftig sei und in seiner Anwesenheit Lebensmittel verderben können. Dieses Gerücht wurde von einem Wiener Arzt namens Bela Schick in die Welt gesetzt. Er stellte fest, dass die Rosen in seinem Haus immer dann verblühten, wenn seine Haushälterin ihre Tage hatte. Er ging daher von einem Zusammenhang aus, der sich auch auf andere organische Gewebe auswirken könnte.
Hinzu kommt, dass Frauen in den letzten Jahrhunderten ohnehin in der Hierarchie unter Männern standen. Da Männer von der Periode nicht betroffen sind, wurde das Bluten der Frau als Zeichen ihrer Minderwertigkeit gesehen. Viele Shamer sind sich dieses Ursprungs gar nicht bewusst, übernehmen aber das abwehrende Verhalten.
Wie macht sich Period Shaming bemerkbar?
- Du versteckst deine Tampons, wenn du auf dem Weg zur Toilette bist.
- Du hast Angst, dass dich jemand beim Einkaufen der Produkte sieht.
- Andere Menschen ekeln sich vor Produkten wie Tampons, auch wenn sie unbenutzt sind.
- Du denkst dir Synonyme aus, um nicht „Periode” oder „meine Tage” zu sagen.
- In Filmen und Serien wird dargestellt, dass Männer nichts von der Periode hören wollen.
- Wenn du über Schmerzen im Zusammenhang mit deiner Periode sprichst, wenden sich andere Menschen ab.
Das sind die Folgen
# In Deutschland
Durch mangelnde Aufklärung kommt es nicht nur zu weiterer Verteuflung. Frauen wissen oft schlicht nicht, was sie während ihrer Periode wirklich tun sollten. Im traditionellen Christentum, das auch Deutschland geprägt hat, wurden Frauen nach und nach aus den gehobenen Positionen verdrängt. Die Begründung: Während ihrer Menstruation seien sie unrein und damit allgemein ungeeignet für den Dienst am Altar.
Am meisten leiden Frauen darunter, dass durch Period Shaming viele Fragen über die Monatsblutung offenbleiben.
Diese Erfahrungen haben wir und andere Frauen mit Period Shaming gemacht:
# International
In vielen Ländern weltweit leiden Frauen unter Period Shaming. Buzzfeed berichtete, dass in Malaysia Frauen ungern über ihren Intimbereich reden. Tampons werden dort aufgrund des Glaubens oft nicht benutzt. Auch auf Fiji haben Tampons den Ruf, die Jungfräulichkeit einer Frau zu nehmen, so das Onlinemagazin.
Im orthodoxen Judentum, das vor allem in Israel praktiziert wird, ist eine menstruierende Frau von allen rituellen Handlungen ausgeschlossen. Auch in hinduistischen Ländern dürfen Frauen während der Periode nicht in den Tempel. In Nepal werden sie in Ställe verbannt und dürfen weder Menschen und noch Wasser berühren. Viele erleiden dort den Kältetod, so der Spiegel.
Das kannst du dagegen tun
Auch wenn wir in Deutschland keine Gesetze haben, die menstruierenden Frauen den Zutritt zu Gebäuden verbieten, leiden doch sehr viele Frauen unbewusst unter dem Rede-Tabu bezüglich der Menstruation. Wenn du etwas dagegen tun möchtest, kannst du künftig folgende Dinge tun:
# Sei offen
Vorurteilen kannst du mit Offenheit begegnen. Wenn du über deine Periode und die Folgen sprichst, normalisierst du das Thema so für deine Mitmenschen. Vielleicht fühlen sich dadurch auch andere Frauen um dich herum ermutigt, ebenfalls darüber zu sprechen. Begriffe wie „Erbeerwoche” oder „Besuch von Tante Rosa” sind unnötige Euphemismen. Benutze stattdessen die Worte „Periode” und „Menstruation”, damit deine Umwelt weiß, worum es wirklich geht.
# Lass dich von deiner Periode nicht vom Sex abhalten
Es kommt darauf an, ob du während deiner Periode überhaupt Lust auf Sex hast oder er dir Schmerzen bereitet. Aber wenn du prinzipiell wollen würdest, solltest du dies nur nicht aufgrund von Schamgefühlen sein lassen. Sprich mit deinem Partner darüber, ob er es sich prinzipiell vorstellen könnte, mit dir in dieser Zeit zu schlafen. Wenn nicht, könnt ihr über die Gründe gemeinsam reden. Damit normalisierst du deine monatliche Blutung auch für deinen Partner.
# Zeig her deine Tampons
Wenn du auf der Arbeit oder in der Uni einen Tampon oder eine Binde verwenden musst, verstecke sie nicht unter deinem Pullover. Geh entspannt damit zur Toilette. In dem Moment, in dem du dich für dieses Verhalten nicht schämst, werden vielleicht auch andere Kolleginnen ermutigt, es dir gleich zu tun. Wenn ihr dann alle im Büro selbstbewusst mit Tampons umherlauft, werden die Kollegen es vielleicht weniger befremdlich finden.
# Bilde dich weiter
Es ist wie mit allen Dingen im Leben: Je mehr du dich über eine Sache informierst, desto normaler wird sie für dich. Wenn du also mehr über deine Periode und deine Vagina erfahren möchtest, lies doch mal zum Beispiel „Ebbe und Blut“* oder „Der Ursprung der Welt“*.
Period Shaming existiert also schon so lange, dass es tief in den Köpfen verankert ist. Generationen geben es immer wieder weiter an ihre Kinder. Wenn du dies als Fehler empfindest, kannst du nun aktiv etwas dagegen tun. Hast auch schon mal Erfahrungen mit Period Shaming gemacht? Wie hat das ausgesehen? Und gehst du aktiv dagegen vor? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
Bildquelle: getty/KatarzynaBialasiewicz, giphy