Die meisten von uns sind allmonatlich auf Tampons, Binden oder andere Hilfsmittel angewiesen. Kein Wunder also, dass diese auch fleißig beworben werden. Bisher hatten all die Tampon- und Bindenwerbeclips jedoch herzlich wenig mit der Realität zu tun. Wir zeigen dir, wie ein schwedischer Bindenhersteller mit Tabus bricht und Periodenblut ganz unverblümt in seiner Werbung darstellt.
Was soll diese blaue Flüssigkeit?
Wenn du bisher nie so recht auf die Darstellung von Damenbinden in der Werbung geachtet hast, werde ich deine Erinnerung mal etwas auffrischen: Um zu demonstrieren, wie viel Blut diese aufsaugen und anschließend in ein ominöses Gel verwandeln können, werden diese stets mit einer blauen Flüssigkeit beträufelt. Das ist nicht etwa nur bei einem Hersteller so, sondern scheint sich flächendeckend weltweit so etabliert zu haben.
Schon als Kind habe ich immer rätselratend vor dem Fernseher gesessen: Was ist nur diese schlumpfblaue Flüssigkeit? Verwenden die geschmolzenes Schlumpfeis? Und warum umschließt diese Frau da ein längliches Wattestück mit ihren Fingern und wirkt so, als würde sie gerade meditieren? Daran hat sich seit meiner Kindheit nur wenig geändert. Trotz zahlreicher Initiativen, die Menschen die Scham vor der weiblichen Periode nehmen wollen, werden Binden auch heute noch mit dieser blauen Flüssigkeit versehen, ganz so, als wolle man bloß keine Assoziationen mit Blut wecken. Überzeug dich selbst:
Es sollte normal sein, Periodenblut zu zeigen
Der Bindenhersteller Libresse, der seine Produkte in Schweden, Großbritannien und den Niederlanden vertreibt, hat nun einen Werbeclip veröffentlicht, der so ganz anders ist, als das, was wir bisher gewohnt waren. Darin wird bewusst auf die sterile blaue Flüssigkeit verzichtet. Stattdessen wird die Binde nicht nur in einem Slip gezeigt, sondern auch mit einem deutlichen roten Fleck darin. Was so banal klingt, ist für die Werbewelt alles andere als üblich. In dieser Kurzfassung wird eine rote Flüssigkeit auf eine Binde geträufelt und Menstruationsblut rinnt einer Frau beim Duschen die Beine entlang. Am Ende wird die Message „Periods are normal. Showing them should be too“ eingeblendet: Ein klares Statement gegen die unnötige Scham vor Periodenblut.
Männer, die Binden kaufen – na und?
Die Bindenwerbung möchte aber mehr als nur Menschen mit Periodenblut konfrontieren. In einer eigenen Umfrage fand der Hersteller, der in Großbritannien unter dem Namen Bodyform bekannt ist, heraus, dass sich 74 Prozent der befragten Frauen eine realistischere Darstellung von Menstruation in der Werbung wünschen. Daher hat man sich alle Mühe gegeben, die Monatsblutung von all ihren Seiten zu zeigen. In der längeren Fassung des Werbeclips sieht man außerdem, wie ein Mann Binden im Supermarkt kauft, auf einer Feier ganz selbstverständlich nach einer Binde gefragt wird oder eine Frau ihren Arbeitgeber darüber informiert, dass sie aufgrund einer starken Blutung von zu Hause aus arbeitet.
Einen solch unbeschwerten Umgang zu sehen, ist äußerst erfrischend, denn die Realität sieht für die meisten Frauen anders aus: Beschämt bittet man andere Frauen um ein Tampon und während der Periode Sex zu haben, gilt als eklig. Dabei tust du dir sogar etwas Gutes, wenn du während deiner Monatsblutung masturbierst! Überzeug dich selbst davon, wie in dem Clip auf recht ästhetische Weise Menstruationsschmerzen und Stimmungsschwankungen dargestellt werden:
Sieh ruhig ganz genau hin!
An der Tabuisierung von Menstruationsblut sind nicht nur Männer schuld. Auch viele Frauen ekeln sich vor ihren eigenen Körpersekreten und trauen sich nicht, offen über ihre Periode zu sprechen. Dabei kann es sehr aufschlussreich sein, sich das eigene Menstruationsblut genauer anzusehen. Dafür eignet sich am besten eine Menstruationstasse, die du hier bestellen kannst.* Was du aus der Beschaffenheit des Blutes herleiten kannst, erfährst du in der Bildergalerie:
Der Werbeclip ist wirklich meilenweit von dem entfernt, was wir hierzulande kennen. Würdest du dir wünschen, dass deutsche Hersteller ihre Produkte auch realistischer zeigen, oder ist dir die Darstellung von Blut doch etwas zu viel? Sag uns in den Kommentaren, wie du den Clip findest!
Bildquelle: iStock/Q77photo, iStock/robvanhal, iStock/Paperkites * Partner-Link