Noch immer ist kein Ende der Corona-Pandemie in Sicht. Die offiziellen Zahlen der Infizierten steigen stetig, an die Dunkelziffer wollen wir gar nicht denken. Die Teststellen sind überlastet, wodurch einige Infizierte möglicherweise gar nichts davon bemerken oder nicht einmal erfahren können, dass sie mit einem Covid-19-Patienten Kontakt hatten. Das könnte sich nun mithilfe einer App ändern.
Seit mehreren Wochen diskutiert die Bundesregierung über den Einsatz digitaler Methoden, um die Ausbreitung des Coronavirus besser beobachten zu können. Gemeinsam mit zahlreichen Wissenschaftlern und Forschern bemüht sich das Robert Koch Institut nun tatsächlich um die Entwicklung einer App, die den Informationsfluss beschleunigen soll.
Daten-Tracking für die Gesundheit
Noch im März scheiterte Gesundheitsminister Jens Spahn mit seinem ersten Gesetzesentwurf zur Nutzung von Handydaten. Jetzt könnte nach Informationen des Tagesspiegel Background schon in den nächsten Tagen doch eine App dafür präsentiert werden. Der erste Entwurf des Ministers scheiterte vor allem an der Klausel, laut der mithilfe von Mobilfunkdaten der Standort von Infizierten ermittelt werden sollte. Zu ungenau, meinten Technikexperten. Schließlich könne ein Mobilfunkmast lediglich auf ca. 150 Meter genau bestimmen, wo sich ein Benutzer mit seinem Gerät aufhält.
Für dieses Problem soll es laut den neuen Informationen in der App eine Lösung geben. Demnach würde sich nicht auf die Mobilfunkdaten verlassen werden, sondern viel mehr auf die Erkennung per Bluetooth. Wer also die App auf seinem Smartphone installiert hat, würde im Falle eines Kontaktes mit einer Infizierten Person benachrichtigt und zu einem Test aufgefordert werden. Wie genau der Informationsfluss aussehen würde, ist bisher nicht bekannt.
In Zusammenarbeit mit unter anderem dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz Ulrich Kelber wolle man eine schnelle Lösung finden, die technisch umsetzbar und Datenschutzttechnisch akzeptabel sei. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht gab gegenüber „Deuschlandfunk“ an, dass sie nur auf freiwilliger Basis eine Chance für die App sehen würde.
Die Telekom hat bereits eine App zur Verfügung gestellt
Es wäre nicht die erste Corona-App, die auf den Markt kommen würde. Sowohl im Apple App Store, als auch im Google Play Store, gibt es bereits eine App der Telekom, die zum schnelleren Datenfluss rund um das Thema Corona eingesetzt werden kann. Allerdings handelt es sich bei dieser App eher um eine Informationsapp für Patienten, die sich für das Virus testen lassen haben. „Die App ersetzt die zeitintensive telefonische Abfrage der Ergebnisse. Sie hilft damit sowohl Patienten als auch Ärzten und Gesundheitsämtern, die an der Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeiten“, erklärt Mark Düsener, der Gesundheitschef der Deutschen Telekom.
Ein Anruf für Patienten mit negativem Befund würde also wegfallen, da die Benachrichtigung in Echtzeit auf die App übertragen würde. Das Verfahren würde allen deutschen Laboren kostenlos angeboten werden. Bei korrekter Nutzung könne so die Informationszeit um mehrere Stunden verkürzt werden und Patienten schneller in strenge Quaratäne versetzt werden.
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