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Interview mit Laura Krüger

Depressionen vor der Periode? Warum kaum jemand PMDS kennt

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Bis zu acht Prozent der Frauen im reproduktiven Alter leiden unter PMDS. Doch kaum jemand in Deutschland kennt die besonders schwere Form von PMS. Dabei beeinträchtigt sie das Leben der Betroffenen oft extrem. Depressive Verstimmungen und andere Symptome zwischen Eisprung und Periode sorgen dafür, dass sie sich wie ein anderer Mensch fühlen. Wir haben mit Ayurveda-Expertin und Hormoncoach Laura Krüger über die Krankheit gesprochen. Welche Symptome sind besonders häufig und wie lässt sie sich behandeln?

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Dies ist eine gekürzte Version des Podcast-Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer Podcast-Folge anhören.

desired: Du verbindest in deiner Arbeit die Themen Ayurveda und Frauengesundheit. Wie bist du dazu gekommen?

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Laura Krüger: Ich bin über eigene gesundheitliche Probleme zu dem Thema gekommen. Ich habe vor einigen Jahren die Pille abgesetzt und habe danach starke hormonelle Probleme bekommen: von der Haut über starke Stimmungsschwankungen und eine ausbleibende Periode. Als Lösung wurde mir dann mehrere Male wieder die Pille angeboten. Aber die hatte ich ja bewusst abgesetzt und wollte sie nicht mehr nehmen. Ich dachte mir also: Das kann doch nicht die einzige Möglichkeit sein – und so bin ich letztendlich zum Ayurveda gekommen. Durch meine eigene Geschichte habe ich mich dann sehr schnell auf Frauengesundheit spezialisiert, weil all diese Probleme, die ich hatte, sich mit dem Ayurveda tatsächlich innerhalb von drei Monaten aufgelöst haben. Auch meine Periode und mein Zyklus kamen wieder zurück. Das fand ich so faszinierend, dass ich diesen Weg immer weitergegangen bin. Inzwischen habe ich darüber drei Bücher geschrieben. Ich bin Dozentin an verschiedenen Ausbildungsinstituten im DACH-Bereich und ich liebe es, Ayurveda mit der wissenschaftlichen Sichtweise zu verbinden. Deswegen studiere ich gerade auch noch in einem Master Ernährungsmedizin.

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Du beschäftigst dich auch mit PMDS. Was genau ist das?

PMDS ist die sogenannte prämenstruelle, dysphorische Störung. Das ist eine Art der hormonellen Depression. Es ist eine besonders schwere Form von PMS. „Dysphorisch“ bedeutet letztendlich so viel wie gereizt, missgestimmt oder angespannt. Das sagt uns auch schon ein bisschen etwas über die Symptome. Vorab finde ich es aber wichtig zu erwähnen, dass unter dieser Krankheit drei bis acht Prozent der Frauen im reproduktiven Alter leiden. Das finde ich so wichtig, weil viele Frauen sich mit damit sehr allein fühlen. Aber drei bis acht Prozent sind gar nicht so wenige und man ist damit als Betroffene eben nicht allein. Das ist eine reale Störung, die auch diagnostiziert werden kann. PMDS ist eine Differenzialdiagnostik. Das bedeutet, dass wir zuerst eine Reihe von anderen Störungen und anderen Erkrankungen ausschließen und dass wir dann zum Beispiel mithilfe von einem Zyklustagebuch schauen, ob die Störung vorliegt.

Was sind typische Symptome bei PMDS? Worauf sollte ich achten, wenn ich glaube, dass ich unter PMDS leide?

Also erst mal, auf jeden Fall auf den Zeitraum. Bei PMDS ist es so, dass die Symptome nach dem Eisprung auftreten. Das bedeutet also in der Lutealphase. Und diese Symptome halten dann in der Regel bis zur Periode an. Die Symptome werden im ICD 11 relativ klar benannt. Das ICD 11 ist die International Classification of Diseases der WHO. Die Symptome für PMDS lassen sich dort in drei Kategorien einteilen. Einmal gibt es Symptome bezogen auf die Stimmung, also etwa depressive Verstimmung oder auch eine sehr starke Reizbarkeit bis hin zu einer Aggression. Somatische Symptome sind beispielsweise Lethargie, Gelenkschmerzen oder Heißhungerattacken. Und dann können wir uns noch die kognitiven Symptome anschauen, sowas wie Konzentrationsschwierigkeiten oder Vergesslichkeit kommen auch häufig vor. Neben diesen Symptomen kommt außerdem häufig eine Interessenslosigkeit gegenüber Aktivitäten vor, auf die man sonst Lust hat. Häufig leiden die Frauen auch darunter, dass ihr Energielevel stark absackt und sie sehr schnell ermüden. Das geht dann auch tatsächlich einher mit Schlafstörungen oder einem erhöhten Schlafbedürfnis. Typisch ist außerdem das Gefühl, außer Kontrolle zu geraten, sich selbst nicht mehr kontrollieren zu können. Das kann sehr belastend sein.

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In Deutschland ist PMDS noch weitgehend unbekannt. Woran könnte das liegen?

Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe und es gibt auch viele Gründe dafür, warum Frauenärztinnen oder -ärzte da gerade noch nicht drauf spezialisiert sind. Ein erster Punkt, den ich ansprechen möchte, ist, dass die mentale Gesundheit in Deutschland immer noch ein Thema ist, über das zu wenig gesprochen wird. Und ich sehe das vor allem im Vergleich beispielsweise mit den USA. Ich mache gerade noch eine zweijährige Ausbildung im Bereich der Frauengesundheit in den USA und bin dort in einer Gruppe, in der größtenteils Amerikanerinnen sind. Ich merke, wie viel präsenter dieses Thema bei den Frauen dort ist und wie anders das bei meinen Kommilitoninnen angesprochen wird und wie offen darüber kommuniziert wird. Ich glaube, dass wir in Deutschland auf einem guten Weg sind, aber dass wir letztendlich doch noch nicht ganz so offen darüber sprechen. Ich denke, das ist einer der Gründe dafür, warum PMDS hier auch noch nicht so bekannt ist. Wobei PMDS natürlich auch keine rein psychologische Störung ist. Hinzukommt, dass PMDS erst seit dem Jahr 2000 in den USA als Störungsbild anerkannt wurde und dass das Krankheitsbild von der WHO erst seit 2022 als Diagnose beschrieben wird.

Dies ist eine gekürzte Version des Podcast-Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer Podcast-Folge anhören.

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Bildquelle: Laura Krüger

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