Die Anzahl der Corona-Neuansteckungen in Deutschland mag in den letzten Wochen leicht gesunken sein, doch das Virus ist und bleibt weiterhin eine Bedrohung. Ärzte sehen erste Anzeichen dafür, dass genesene Covid-19-Patienten nicht unbedingt gesund sind. Und nach neuesten Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts greift das Virus Sars-CoV2 nicht nur die Lunge an, sondern schädigt auch weitere Organe.
(Update 27. Mai 2020)
Immer mehr Menschen, die sich mit der Lungenkrankheit Covid-19 infiziert haben, gelten wieder als genesen. Aber sind sie auch gesund? Wie das Bundesgesundheitsministerium nun bekannt gab, geht man mittlerweile davon aus, dass zuvor erkrankte Patienten Spätfolgen erleiden können. Doch wie sehen diese bleibenden Schäden aus?
Lungengewebe weisen starke Veränderungen auf
Ein sehr großer Anteil aller Covid-19-Patienten wird auf Intensivstationen behandelt, in besonders schweren Fällen sogar künstlich beatmet. Pneumologen sehen, dass auch noch Wochen nach überstandener Krankheit, Veränderungen an der Lunge zu beobachten sind. Nicht verwunderlich, denn Covid-19-Viren greifen die Lungenzellen nicht nur an, sie zerstören sie. Immer öfter entdecken Mediziner Veränderungen im Lungengewebe auf Röntgen- und CT-Bildern. Bisher ist unsicher, ob die Lunge genügend Kraft hat, um ihre alte Struktur wieder komplett aufzubauen, so Michael Pfeifer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in einem Interview mit Zeit.de.
Künstliche Beatmung kann zu Schäden führen
Patienten, die lange Zeit künstlich beatmet werden mussten, könnte es besonders hart treffen, denn hier wurden über Tage oder Wochen die Druckverhältnisse im Körper umgedreht. Was das bedeutet? Normalerweise wird durch Unterdruck Luft in die Lungen gesaugt. Bei künstlicher Beatmung wird die Luft von einer Beatmungsmaschine in Richtung Lunge gepresst. Hierdurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass empfindliches Lungengewebe verletzt wird, so Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Vermont.
Wer auf der Intensivstation lag, wird zur weiteren Genesung eine Reha brauchen. Denn oftmals muss selbstständiges Atmen wieder gelernt werden, die stark geschwächte Lungenmuskulatur wieder aufgebaut werden. Eine Aufgabe, die nicht schnell gemeistert werden kann. Covid-19-Patienten könnten durch müde Muskeln für viele Jahre geschwächt sein. Weiter könnte dies zu Schäden im Herz-Kreislaufsystem, Magen, Leber und Nieren oder dem gesamten Nervensystem führen.
Aufgrund der Kürze der Zeit fehle es noch an verlässlichen Daten, um das wirkliche Risiko von Langzeitschäden beurteilen zu können, doch das Robert-Koch-Institut habe auf neue Studien hingewiesen, die darauf schließen lassen, berichtet das Ärzteblatt.
Corona: Das Virus kann mehr Organe schädigen als bisher angenommen
Noch ist kein Ende der Pandemie in Sicht, doch: „Wir haben in den vergangenen Wochen einiges erreicht“. Mit diesen Worten eröffnet Prof. Dr. Lars Schaade, Vizepräsedient des Robert-Koch-Instituts (RKI), eine Pressekonferenz, in der er neue Beobachtungen zum Coronavirus bekannt gibt.
Trotz aller Lockerungen ist es wichtig, dass das Virus und die aktuelle Lage weiterhin ernst genommen werden. Denn die gefallenen Zahlen können innerhalb kurzer Zeit wieder steigen. Um Covid-19 weiterhin gut eindämmen zu können, so Schaade, ist es besonders wichtig, dass die Infektion schnell erkannt wird und weiterhin viele Menschen getestet werden, um ein besseres Bild der Lage zu bekommen. Aber auch das Bild der Krankheit selbst steht im Fokus und wird weiter erforscht.
Virus kann auch Herz und Nieren betreffen
Bisher war allgemein bekannt, dass die durch das Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19 vor allem die Lunge jener erkrankten Patienten schädigt. Doch das Virus scheint auch andere Organe anzugreifen. „Es sieht so aus, dass dieses Virus sehr viel mehr Organe betreffen kann, als wir aus den ersten Berichten, vor allem aus China, entnehmen konnten. Es gibt Berichte über Herzbeteiligung, über einen Einfluss auf die Blutgerinnung und auch über eine Beteiligung der Nieren“, teilt Prof. Dr. Lars Schaade während der Pressekonferenz mit einem aktuellen Lagebericht zu Covid-19 des RKI mit. Diese neuen Erkenntnisse wolle man durch die Obduktion von Corona-Todesfällen weiter untersuchen.
Hier kannst du dir die Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts anschauen:
Warum die Obduktionen stattfinden sollen? Da es sich um eine neue Erkrankung handelt, bei denen es bisher an Erkenntnissen fehlt, können die Untersuchungen von verstorbenen Corona-Patienten helfen, das bisherige Krankheitsbild von Covid-19 besser zu verstehen.
Leider kursieren rund um das Thema auch einige absurde Verschwörungstheorien, auf die du nicht hereinfallen solltest:
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