Seit Beginn der Impfkampagne im letzten Jahr berichten viele Frauen von einer ganz bestimmten Nebenwirkung der Vakzine: Sie sollen den Zeitpunkt oder die Intensität ihrer Periode beeinflusst haben. Zunächst wurden sie mit dieser Beschwerde oft nicht ernst genommen. Doch zwei Studien geben mittlerweile Gewissheit: Ja, die Corona-Impfung kann den Zeitpunkt und die Intensität der Periode beeinflussen. Allerdings nur leicht und höchstwahrscheinlich nicht dauerhaft. Doch woran liegt das?
Für eine Studie, die im US-Fachjournal Obstetrics & Gynecology erschien, haben Forschende anonymisierte Daten einer Zyklus-App ausgewertet. Insgesamt flossen die Daten von 2.400 geimpften und 1.500 ungeimpften Frauen in die Untersuchung ein. Bei den geimpften Frauen schaute man sich jeweils drei Zyklen vor, während und nach der Impfung an, bei den ungeimpften sechs aufeinanderfolgende Zyklen. Das Ergebnis: Die erste Impfung verlängerte den Zyklus um durchschnittlich 0,64 Tage, die zweite um 0,79. Fanden beide Impfungen im selben Zyklus statt, verschob die Periode sich um rund 2 Tage. Die Studienautorinnen gehen davon aus, dass der Zyklus sich langfristig wieder auf die ursprüngliche Länge einpendelt. Dies wollen sie mit Hilfe weiterer Untersuchungen bestätigen.
Corona-Impfung verschiebt die Periode: Was ist der Grund?
Darüber, warum genau die Periode durch die Impfung leicht verschoben werden kann, gibt die Studie selbst keine Auskunft. Forschende vermuten einen Zusammenhang zwischen der starken Reaktion des Immunsystems und dem Phänomen. Durch die starke Immunaktivität könnte die Kommunikation zwischen Gehirn, Eierstöcken und Gebärmutter beeinflusst werden. Vor allem die Produktion von sogenannten Zytokinen, bei denen es sich um Entzündungsproteine handelt, könnte dabei die Regulation des Menstruationszyklus beeinflussen.
Ein leicht veränderter Zyklus kann tatsächlich eine Nebenwirkung der Impfung sein. Die meisten Nebenwirkungen, die Impfgegner*innen fürchten, beruhen jedoch nur auf Mythen:
Verschiebung der Menstruation nach der Impfung ist kein Grund zur Sorge
Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bezeichnete Alison Edelman, Hauptautorin der Studie, die Ergebnisse als „sehr beruhigend“. Wer nach der Corona-Impfung einen verlängerten Zyklus bei sich feststellt, muss sich also zunächst keine Gedanken machen. Die leichte Zyklusveränderung steht in keinerlei Zusammenhang mit Mythen etwa über eine angebliche Unfruchtbarkeit nach der Corona-Impfung. Diese sind wissenschaftlich nicht haltbar.
Aus medizinischer Sicht sind die leichten Verzögerungen der Menstruation nicht signifikant. Die International Federation of Gynecology and Obstetrics stuft Zyklusveränderungen erst als auffällig ein, wenn die Menstruation sich um mehr als acht Tage verschiebt. Ein durchschnittlicher Zyklus dauert zwar 28 Tage, jedoch kann die genaue Länge von Frau zu Frau unterschiedlich sein und sich auch im Laufe des Lebens verändern. Einflussfaktoren sind etwa Stress und hormonelle Veränderungen. Wie Impfstoffe den Zyklus beeinflussen wurde bei Präparaten gegen andere Krankheiten bisher nicht untersucht.
Neue Studie: Auch die Intensität der Periode wird beeinflusst
Die Studie von Edelmann beschäftigte sich nur mit dem Zeitpunkt der Periode. Viele Frauen gaben jedoch auch an, unter einer stärkeren Menstruation zu leiden als vor der Impfung. Dieser Frage gingen nun Forschende der Universität von Illinois nach. Sie befragten über 39.000 Erwachsene, darunter 17.000 Frauen, die mindestens zwei Dosen der Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna erhalten hatten, über einen Zeitraum von drei Monaten nach wahrgenommenen Veränderungen nach der Impfung. Dabei stellte sich heraus: 42 Prozent der Frauen, die vorher einen regelmäßigen Menstruationszyklus hatten, bewerteten ihre Periode nach der Impfung als stärker. Noch viel überraschender war jedoch, dass auch 66 Prozent der Frauen, die die Menopause bereits hinter sich hatten und eigentlich gar keine Periode mehr bekamen, von Durchbruchblutungen berichteten. Ähnliches war bei Frauen zu beobachten, die lang wirkende, reversible Verhütungsmethoden – zum Beispiel die Spirale – benutzten sowie bei Personen, die geschlechtsangleichende Hormone verwendeten. Hier beobachteten jeweils 71 Prozent bzw. 39 Prozent Durchbruchblutungen. Insgesamt gaben nur 44 Prozent der Frauen an, keine Veränderungen bei ihrer Periode festgestellt zu haben. Auch die Autor*innen dieser Studie gehen davon aus, dass die Veränderungen nur kurzfristig sind und der Zyklus sich schon bald nach der Impfung wieder normalisiert.
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