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Abtreibung: Psychische Folgen nicht so schlimm?

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Abtreibungen sind auch heutzutage noch ein kontroverses Thema: In vielen Ländern der Welt wird derzeit für ein Grundrecht auf Schwangerschaftsabbrüche demonstriert, während religiöse Fundamentalisten selbst im Falle von Vergewaltigungen dagegen halten. Viele Frauen, die bereits abgetrieben haben, sprechen aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung nicht über ihre Erfahrungen. Gemeinhin wird daher angenommen, dass die meisten Betroffenen oft noch Jahre nach dem Eingriff im Stillen leiden. Eine neue Studie hat nun aber herausgefunden, dass die psychischen Folgen von Abtreibungen gar nicht so schwerwiegend ausfallen wie angenommen und viele Frauen keine dauerhaften seelischen Schäden davontragen. Werden Traumata durch Abtreibungen also hauptsächlich von Abtreibungsgegnern heraufbeschworen? Wir sind diesem polarisierenden Thema für Dich auf den Grund gegangen.

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Abtreibungsgegner wollen mit drastischen Bildern schocken und Frauen von Abtreibungen abhalten.
Abtreibungsgegner wollen mit Bildern schocken und Frauen von Abtreibungen abhalten.

Wie traumatisierend sind Abtreibungen?

Solange keine kriminologische oder medizinische Indikation vorliegt, die Schwangerschaft also durch eine Vergewaltigung herbeigeführt wurde oder eine Gefahr für das Leben der Mutter besteht, kann eine Abtreibung in Deutschland innerhalb einer Frist von 12 Wochen nach der Befruchtung durchgeführt werden. Dafür reicht aber kein bloßer Termin beim Gynäkologen, sondern Frauen sind verpflichtet, sich einer sogenannten Schwangerschaftskonfliktberatung zu unterziehen. Hier werden sie sowohl über Alternativen zur Abtreibung als auch über mögliche gesundheitliche und seelische Folgen informiert. Erst nach Einhalten einer dreitägigen Bedenkfrist können die Betroffenen sich schließlich für eine Abtreibung entscheiden.

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Wie Frauen aber Abtreibungen psychisch verarbeiten, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Wie Du auch anhand dieser offenen Berichte von Promis sehen kannst, verfolgt die einen der Schwangerschaftsabbruch ein Leben lang, während die anderen froh über diese Entscheidung sind und nicht von Gewissensbissen geplagt werden. Klar ist, dass kein verallgemeinerndes Urteil darüber gefällt werden kann, wie eine Abtreibung psychisch verarbeitet wird. Insbesondere Abtreibungsgegner behaupten jedoch, dass diese Eingriffe jede Frau ihr ganzes Leben lang traumatisieren würden. Ihnen dürften die Ergebnisse der neuen Studie also nicht gefallen.

Viel weniger Frauen als angenommen bekommen Depressionen

Für viele Frauen sind Abtreibungen ein Grundrecht.
Für viele Frauen sind Abtreibungen ein Grundrecht.

Bisher konnte noch keine Studie wirklich zufriedenstellende Aussagen über die psychischen Folgen von Abtreibungen treffen. In der kürzlich veröffentlichten sogenannten Turnaway Study der University of California wurden fast 1.000 Frauen in den gesamten USA über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet. Dabei wurde die Gruppe der Frauen, die tatsächlich abgetrieben haben, mit der Gruppe verglichen, die von den Kliniken abgewiesen wurden. Dabei fanden die Forscher heraus, dass die Frauen, die abgetrieben hatten, nicht depressiver oder unzufriedener waren, als diejenigen, die ihre Kinder ausgetragen hatten. Bei der aktuellen Studie wurde im Gegensatz zur vorherigen darauf geachtet, die psychologischen Vorgeschichten der Frauen mit in Betracht zu ziehen. Auf diese Weise konnte besser beurteilt werden, ob etwaige Depressionen überhaupt mit der Abtreibung in Zusammenhang stehen oder bereits im Vorfeld bestanden hatten.

Abtreibungs-Traumata als politisches Druckmittel

Nicht für jede Frau bedeutet Abtreibung Mord.
Nicht für jede Frau bedeutet Abtreibung Mord.

Die Studienergebnisse widersprechen den Horrorgeschichten von Abtreibungsgegnern, die Frauen von Schwangerschaftsabbrüchen abbringen wollen. In den Augen so mancher religiöser Gruppen handelt es sich bei einer Abtreibung schließlich um Kindesmord, den die betroffene Frau nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann. Auch wenn es sich dabei um eine bewusste Entscheidung handelt, würden Frauen unterbewusst an dem Verlust des potenziellen Kindes leiden. Auf Anti-Abtreibungsdemonstrationen kommen daher nicht nur blutrünstige Fotos von Föten zum Einsatz, sondern auch das Argument, Frauen vor psychischen Schäden bewahren zu wollen.

In Deutschland behauptet zum Beispiel der fundamentalistisch-christliche Verein Aktion Leben e.V. auf seiner Homepage, dass sich alle (sic!) Ärzte darin vollkommen einig seien, dass eine Abtreibung schwerwiegende psychische Störungen nach sich zieht: Die betroffenen Frauen verhielten sich anschließend aggressiv gegenüber Männern, würden „frigide“, hätten Angst vor Sex und zerstörten ihre Partnerschaften, denn mit dem Töten des Kindes gehe auch ein Töten der Liebe einher. Bei solch kruden Behauptungen weiß man gar nicht, ob es sich überhaupt lohnt, dagegen zu argumentieren. Es zeigt jedoch, wie sehr derart pseudo-psychologische Behauptungen instrumentalisiert werden, um Frauen das Grundrecht auf Abtreibungen zu nehmen. Die Wissenschaftler der Turnaway Study hoffen nun, dass auch Skeptikern durch ihre Studie klar werde, dass es kontraproduktiv für die psychische Gesundheit von Frauen ist, das Recht auf Abtreibungen einzuschränken. Viel wichtiger sei es hingegen, allen Frauen Zugang zu frauenärztlichen Untersuchungen zu gewähren.

Natürlich will die neue Studie denjenigen Frauen, die infolge einer Abtreibung tatsächlich depressiv werden, ihr Leiden nicht absprechen. Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Mehrheit der Frauen gut mit dem Eingriff zurechtkommt. Hast Du selbst oder Freundinnen von Dir bereits eine Abtreibung durchgemacht und decken sich die Ergebnisse der Studie mit Deinen Erfahrungen? Diskutiere mit uns in den Kommentaren oder auf Facebook!

Bildquelle: iStock/LSOphoto, iStock/praisaeng, Getty Images/TIM SLOAN, Getty Images/ JANEK SKARZYNSKI, Getty Images/AFP

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