Ein neuer Lifestyle-Trend ist angeblich im Umlauf: Unter der Woche führen Anhänger des sogenannten Bondi-Detox ein strikt gesundes Leben mit viel Sport, Low Carb-Ernährung und Chlorophyll-Smoothies, während am Wochenende genau das Gegenteil von Detox passiert: exzessives Feiern und das Konsumieren chemischer Drogen. Wir haben uns die Frage gestellt, welche Gefahren dieser Lebensstil birgt und ob ein gesunder oder zumindest gesünderer Drogenkonsum überhaupt möglich ist. Ebenso verraten wir Dir, warum es kein Zufall ist, dass Bondi-Detox ausgerechnet jetzt populär wird.
Healthonism und Bondi-Detox: Die unauffälligen Drogen-Lifestyles
Der Begriff Bondi-Detox entstand in Anlehnung an den australischen Surferstrand Bondi Beach, wo der Sport-und-Drogen-Lifestyle angeblich besonders populär sein soll. In den USA hat sich auch der Begriff Healthonism durchgesetzt: eine Kombination aus „Health“, Gesundheit, und „Hedonism“, Hedonismus. Beide bezeichnen im Prinzip das Gleiche: Werktags wird penibel auf die Ernährung geachtet, Weißmehlprodukte, Zucker und Fast Food sind absolut Tabu. Zusätzlich wird vorbildlich Sport getrieben. Doch am Wochenende ist dann Schluss mit all der Askese. Dann wird so richtig auf den Putz gehauen und vorwiegend chemische Drogen wie Koks, Speed, Ecstasy, MDMA oder Ketamin und teilweise auch Alkohol werden konsumiert. Diese zwei gegensätzlichen Lebensstile sollen einander quasi ausgleichen, sodass die gesunde Lebensführung unter der Woche die Schäden des Wochenendes wieder gut machen soll und durch den Drogenkonsum auch der Hedonismus nicht auf der Strecke bleibt. Auf diese Weise sind Bondi-Detoxer absolut gesellschaftsfähig, weil man ihnen bei einem derartigen gesunden Lebensstil wohl weniger den Konsum chemischer Drogen zumuten würde, als jemandem, der unter der Woche total durchhängt.
Wann Bondi-Detox gefährlich wird
Wenn Du Dir bis hierher dachtest, dass das ja alles gar nicht so schlimm klingt, solltest Du Dir noch einmal genau vor Augen führen, wie kräftezehrend Bondi-Detox ist. Denn insbesondere amphetaminhaltige Drogen wie Speed und Ecstasy geben dem Körper zwar beim Feiern einen ziemlichen Push, sorgen aber eigentlich für ein Gefühl des Ausgelaugtseins hinterher. Anstatt sich aber mit einer Pizza im Bett liegend von dem Exzess zu erholen, gehen Bondi-Detoxer sofort wieder zur Arbeit, treiben rege Sport und nehmen dazu auch noch unterdurchschnittlich wenige Kalorien zu sich. Zudem wirken viele chemischen Drogen appetithemmend und ermöglichen es so insbesondere Essgestörten am Wochenende fast nichts zu essen. Die Gesamtkalorienbilanz einer Woche ist bei Healthonism-Anhängern demnach erschreckend niedrig. Dies führt zwar zum erwünschten Gewichtsverlust, ist aber bei genauerem Hinsehen eben auch eine besondere Form der Essstörung, ähnlich der Drunkorexia, bei der für den Alkoholgenuss auf Essen verzichtet wird.
Gesund Drogen konsumieren: Geht das?
Hinter dem Healthonism-Lebensstil steht wohl ein gewisser Perfektionierungswunsch. Auf der einen Seite möchte man seine Ernährung und Fitness optimieren, um einem gesellschaftlichen Körperideal zu entsprechen, auf der einen Seite aber auch Teil einer ausgelassenen Partykultur sein. Es scheint, als würden Bondi-Detoxer die Wochenendräusche als eine Art Ventil verwenden, um nicht ausschließlich ein Leben in Verzicht zu leben. Klingt ja irgendwie ganz nachvollziehbar, jedoch gaukelt alleine die Bezeichnung Bondi-Detox vor, dass die körperlichen Schäden, die chemische Drogen verursachen, alleine durch einen gesunden Lebensstil wieder wettzumachen sind. Nicht umsonst versprechen alkaline Wässerchen und Grünkohl-Smoothies, den Körper zu entgiften. Wenn man überhaupt Drogen konsumiert, sollte man zwar in der Tat versuchen, seinem Körper bestimmte Nährstoffe wieder zurückzugeben, jedoch genügt die karge Ernährung vieler Healthonism-Anhänger einfach nicht aus. Denn durch die appetitlosen Feiertage hat der Körper eigentlich eine ganze Menge Energie nötig. Anstatt sich aber Kalorien zuzufügen und Ruhe zu gönnen, wird eine strenge Diät eingehalten und Sport getrieben. Lange kann ein solcher Lifestyle sicher nicht gut gehen!
Detox-Saufen: Der Schein trügt!
Allerdings scheint der Wunsch nach Räuschen ohne gesundheitliche Schäden absolut in unsere Zeit zu passen. Nicht umsonst sprießen auch Anbieter für vermeintlich gesunde alkoholische Getränke wie Pilze aus dem Boden. Der amerikanische Anbieter CleanDrinking etwa vermarktet unter klangvollen Namen wie PineappleLove VodkaCleanse oder Hotamelon TequilaCleanse kaltgepresste Obst- und Gemüsesäfte, die zum Mixen mit Hochprozentigem gedacht sind. Durch die Beimischung von gesunden Inhaltsstoffen versprechen diese Drinks, den Körper gleich wieder von den berauschenden Substanzen zu reinigen. Leider funktioniert das mit dem Entgiften gar nicht so einfach, wie es Detox-Smoothies und -Säfte es uns weismachen wollen. Überhaupt gilt das Konzept der Entgiftung in der Ernährungswissenschaft heutzutage als veraltet, da sich mit gesunder Ernährung leider nicht so einfach vermeintliche Schlacken aus dem Körper spülen lassen wie bei einer Maschine.
Sicherlich sind Bondi-Detox und Healthonism nur neue Begriffe für Phänomene, die nicht ganz neu sind. Appetithemmende aufputschende Drogen werden schon seit vielen Jahren von Bodybuildern und Menschen mit Essstörungen konsumiert. Neu ist jedoch, wie gut sich dieser Lifestyle in den aktuellen Fitnesstrend mit Yoga, Chiasamen-Smoothies und Saftkuren einfügt. Wenn Du Dir am Wochenende mal einen Rausch gönnst, solltest Du danach genug Erholungszeit einplanen und am nächsten Tag nicht gleich wieder in Deinen Spinningkurs hetzen, denn Sport und Alkohol sind keine gute Mischung!
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