Ashtanga Vinyasa Yoga ist ein dynamisches und kraftvolles Yogasystem. Es zählt zu den wichtigsten und ausgefeiltesten, aber auch schwierigsten Systemen des indischen Hatha Yoga. Bei uns werden hauptsächlich Asana (Körperhaltungen) und Pranayama (Atemkontrolle) trainiert, Meditation nimmt meist eine untergeordnete Rolle ein. Viele moderne Hatha-Yoga-Stile, wie Power Yoga, Vinyasa oder Flow Yoga leiten sich aus Ashtanga Yoga ab.
Video: Die Geschichte des Yoga
Ashtanga Yoga ist ein sehr kräftigender, dynamischer und athletischer, oft anstrengender Yogastil. Die Wechsel zwischen den Asanas verlaufen schnell und sind anspruchsvoll für Körper, Balance und Konzentration.
Der Ursprung
Ashtanga Vinyasa Yoga hat sich aus dem Vinyasa Karma Yogastil des Inders Tirumalai Krishnamacharya entwickelt. Wie weit die Geschichte des Systems tatsächlich zurückgeht, lässt sich nicht sicher nachvollziehen und ist zwischen den einzelnen Yogastilen umstritten, wenn nicht sogar umkämpft. Die älteste Schriftquelle wird Vamana Rishi zugeschrieben, der das Manuskript „Yoga Korunta“ vor Jahrhunderten in Sanskrit verfasst und es auf Palmblättern niedergeschrieben haben soll.
Krishnamacharya hat es nach eigenen Angaben im frühen 20. Jahrhundert als Kopie in den National Archives of India gefunden und es an seine Schüler, darunter auch Pattabhi Jois, mündlich weitergegeben. Jois entwickelte daraus das Ashtanga Vinyasa Yoga-System. Erst in den 1990er Jahren wurde Ahtanga Yoga durch Prominente wie Madonna oder Sting auch bei uns bekannter.
Pattabhi Jois entwickelte sechs Übungsserien, von denen meist nur die erste, die sogenannte Yoga Chikitsa, Yoga Therapie, gelehrt wird. Sie soll den Körper von äußeren und inneren Blockaden befreien, um die Lebensenergie wieder zum Fließen zu bringen und Körper, Geist und Seele zu kräftigen. In den weiteren Serien nimmt die energetische Intensität zu, erreicht einen Höhepunkt, flacht dann wieder ab und endet in tiefer Entspannung.
Das achtgliedrige Yoga
„Ashta“ bedeutet acht, „Anga“ Glieder und Yoga ist der Weg zur Einheit, zur Harmonie. Damit ist Ashtanga Yoga also der Weg zur Harmonie in acht verschiedenen Gliedern, das achtgliedrige Yoga. Die acht Stufen sind:
- Yama – die Regeln sozialen Verhaltens, die zwischenmenschliche Ethik
- Niyama – die persönliche Disziplin, die persönliche Lebensführung
- Asana – die Sitzhaltung für die Meditation und die Körperstellungen
- Pranayama – die Atemübungen
- Pratyahara – der Rückzug des Geistes von den Sinnen, der Geist ruht
- Dharana – Konzentration
- Dhyana – Meditation
- Samadhi – Vertieftsein in die Meditation, der überbewusste Zustand der Verschmelzung.
Atmung und Bewegung bringen den Flow
Beim Ashtanga Vinyasa Yoga werden Atmung, Bewegung und festgelegte Blickpunkte konsequent verknüpft. Die Blickpunkte sollen von äußeren Reizeinwirkungen abschirmen. Der Begriff Vinyasa bezeichnet die Angleichung von Bewegung und Atem. Dadurch werden statische Asanas zu einem dynamischen Flow. Die Länge einer Einatmung oder einer Ausatmung bestimmt, wie langsam oder schnell man zwischen den Asanas wechselt und wie lange diese gehalten werden. Dabei liegt die Aufmerksamkeit auf Atem und Dynamik und nicht auf der perfekten Ausführung, wie im Hatha Yoga.
Die spezielle Art der Atmung, die Ujjayi Atmung, also die entspannte und kontinuierliche Zwerchfellatmung verhilft zu einer mentalen Fokussierung. Auch wird durch das Zusammenwirken von Atmung und dynamischer Bewegung die Durchblutung erhöht. Das Wechseln bringt Dich schnell ins Schwitzen und regt Dein Herz-Kreislauf-System an.
Ein weiterer wichtiger Grundsatz des Ashtanga Vinyasa Yoga sind die Bandhas, die anhaltenden Kontraktionen einer bestimmten Muskelgruppe in einer Asana. Das soll die Energie im Körper halten.
Abfolge der Übungen
Die Ashtanga Praxis wird traditionell mit einem Sanskrit Mantra begonnen und beendet. Die Abfolge der Asanas ist im Ashtanga Vinyasa Yoga komplett vorgegeben, anders als bei anderen modernen Yogastilen. Eine Übungsreihe besteht aus vier Teilen:
- der Eröffnungs-Sequenz,
- einer von den sechs Hauptübungsreihen,
- einer Abfolge von Rückbeugen und
- einer Reihe von Umkehrasanas auch Endsequenz oder Happy End.
Jede Übungsreihe endet immer mit Savasana, also einer Endentspannung.
Tutorials und Demos auf Youtube
Die Übungsreihen können, je länger man dabei bleibt, immer schwieriger werden, das Ziel bleibt aber gleich: Nämlich sich auf das Innere zu konzentrieren, die Stellung wie eine Meditation zu halten und dabei die Leere der Gedanken zu spüren.
Entscheidest Du Dich für das Ashtanga-Yoga, solltest Du zunächst nicht auf eigene Faust praktizieren, sondern Dich immer erfahrenen Yogalehrern anvertrauen. Yoga Studios, die den Mysore Stil, benannt nach der indischen Stadt Mysore, die als Herkunftsort des Ashtanga Vinyasa Stils gilt, anbieten, sind schwer zu finden, denn die Kurse dürfen nur von Lehrern unterrichtet werden, die in einem Ashtanga Yoga Research Institute eine Ausbildung erhalten haben.
Es lassen sich aber durchaus Kurse finden, die eine bestimme Übungsreihe anbieten, oft in einem standardisierten Tempo und angeleitet von einem kompetenten Ausbilder. Entsprechende Angebote findest Du in allen größeren Städten, wie Berlin, Köln, München, Freiburg, Stuttgart oder Hamburg. Bist Du eine Zeit lang dabei, kannst Du Ashtanga Yoga auch zuhause praktizieren. Eine besondere Erfahrung ist darüber hinaus, den Urlaub mit Ayhtanga Yoga zu verbinden. In Inden bieten zahlreiche Ashrams Kurse an.
Zubehör für die perfekte Ashtanga-Erfahrung
Du brauchst eine hochwertige Yogamatte und zur Unterstützung unter Umständen ein paar Hilfsmittel, wie Yogablöcke und einen Yogagurt. Auf Amazon findest Du ein bis zu 450 Kalorien pro Stunde – falls Du also sowieso gerade abnehmen willst, ist ein Ahtanga-Kurs genau richtig. Sei Dir aber bewusst, dass Du viel Ausdauer, Geduld und Willenskraft brauchst, sowie Kontinuität und Disziplin.
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