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Kommentar

Die Coronakrise hat mich zu einem gesünderen Lebensstil motiviert

Corona gesünder

Das Coronavirus hat unseren Alltag seit einigen Monaten komplett umgekrempelt. Eine Tatsache, die man nicht romantisch verklären sollte, denn wenn es nach mir ginge, könnte gern alles wieder so sein wie zuvor. Ich brauche weder mehr Entschleunigung noch möchte ich für alle Ewigkeiten im Home Office arbeiten. Trotzdem hat die Coronakrise mir völlig unerwartet einen Push gegeben, auf den ich lange gewartet hatte: Durch den Wegfall meiner gewohnten Alltagsroutinen musste ich notgedrungen selbst für Struktur sorgen, um nicht völlig durchzudrehen. 

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Plötzlich keine Ausreden mehr

Bevor die Coronakrise Deutschland erfasste, war mein Lifestyle nicht der gesündeste – so wirklich wollte ich das aber nicht wahrhaben. Aufgrund meiner veganen Ernährungweise koche ich zwar regelmäßig mit frischen Zutaten, aber mit ein paar Smoothies und Salaten kann man noch lange nicht alle ungesunden Gewohnheiten wettmachen. Feierabendbiere unter der Woche waren bei mir genauso üblich wie Eis und Gummibärchen vorm Fernseher, ganz zu schweigen von meiner jahrelangen Abstinenz jedweder Art von Sport. Während ich mir in Prä-Home-Office-Zeiten noch einreden konnte, dass der Fußweg zur U-Bahn und das Tanzen in Clubs und auf Konzerten an den Wochenenden ausreichend Bewegung für mich waren, gingen mir plötzlich die Ausreden flöten. Diese Erkenntnis erfolgte aber nicht von heute auf morgen, dafür war meine Abneigung vor Sport zu groß.

Alltags-Routine gegen Depressionen

In den ersten Wochen des Lockdowns kompensierte ich den Wegfall von außerhäuslichen Aktivitäten daher mit allabendlichen Videocalls mit Freunden und jeder Menge Alkohol. Auf meine immer stärker werdenden Rückenschmerzen dank Bewegungsmangel und Home-Office auf der Couch reagierte ich mit Alibi-Käufen, um mein Gewissen zu beruhigen: In meinem Amazon-Warenkorb landeten sowohl ein Sitzball sowie eine Fitnessmatte, ein Hula Hoop und eine Kettlebell. All diese Gegenstände ermahnten mich durch ihre Anwesenheit anfangs noch dazu, endlich mal wieder Sport zu machen, irgendwann wurden sie einfach Teil meiner Einrichtung. Clever wie ich war, hatte ich mir immerhin eine goldene Kettlebell gekauft, die auch als Deko-Objekt fungieren konnte. Nach einigen Wochen stellte ich jedoch fest, dass auch meine psychische Gesundheit litt. Die Monotonie und das Rumhängen in den immer gleichen vier Wänden fingen an, mich zu bedrücken. Also griff ich zu dem einzigen Mittel, das mir vor einigen Jahren geholfen hat, meine Depressionen zu überwinden: Eine Alltags-Routine.

Corona hat mir meine Routine genommen

Während ich durch verschriebene Anti-Depressiva kaum eine Verbesserung gespürt  hatte, war es meine erste Vollzeitstelle, dir mir half, ein ausgeglichenes Leben zu führen. Aus dieser Erfahrung hatte ich gelernt, wie wichtig eine vorgeschriebene Tagesstruktur ist, um nicht in düsteren Gedanken zu schwelgen. Die Coronakrise hatte mir aber genau diese Struktur genommen. Wenn ich wollte, konnte ich aufgrund des weggefallenen Arbeitswegs bis um 8 Uhr ausschlafen und musste mir keine Lunchboxen mehr vorbereiten. Was für die einen nach einer Erleichterung klingt, bedeute für mich den Verlust meiner Routine, die mir Halt gegeben hatte. Kurzum entschied ich mich daher, täglich um 5.30 Uhr aufzustehen und schon vor der Arbeit ein Workout einzuplanen.

Meine Tipps für mehr Struktur in Corona-Zeiten

Als Sportmuffel war das alles andere als leicht. Insbesondere das erste Training zu wagen, erfordert Überwindung. Sich mit seinen verkümmerten Muskeln abzumühen, fühlt sich leider wirklich demütigend an. Mittlerweile gehört meine 16-minütige morgendliche Sport-Session mindestens fünf Tage die Woche für mich aber genauso zum Alltag wie Zähneputzen. Um es so weit zu schaffen, haben mir folgende Dinge sehr geholfen:

  • Morgendliche Routinen: Im Laufe des Tages kann ansonsten immer etwas dazwischen kommen.
  • Das Training angenehm gestalten: Ich hasse Fitnessstudios, möchte aber beim Trainieren auch nicht Pamela Reif und Co. zusehen. Stattdessen mache ich mir aus Übungen, die ich bereits beherrsche, einen eigenen Intervall-Training-Plan und belohne mich, indem ich nebenbei meine aktuelle Guilty-Pleasure-Serie laufen lasse.
  • Habit Tracker: Die App Momentum motiviert mich, das Training nicht zu oft ausfallen zu lassen.
  • Fortschritt festhalten: Bei meinem Intervall-Krafttraining notiere ich nach jeder Runde schnell meine Wiederholungen in einem Notizbuch. Gerade als Sportmuffel steigert man seine Leistungen schon nach wenigen Workouts.
  • Intervallfasten: Meine neue Sport-Routine hat mich automatisch motiviert, mehr auf meine Ernährung zu achten. Inzwischen bin ich überzeugt von den gesundheitlichen Vorzügen des Fastens. Alle, denen mehr Struktur im Leben guttut, sollten diese Ernährungsweise unbedingt ausprobieren!
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Es ist verführerisch, sich zu Hause nur von Junk Food zu ernähren. Wenn du aber diese Snacks parat hast, kannst du dich ganz einfach gesund ernähren:

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Nina Everwin

Corona ist kein Segen, aber man kann das Beste daraus machen

In den letzten Jahren war mir klar, dass ich irgendwann einmal wieder anfangen müsste, regelmäßig Sport zu machen. Der nötige Push hatte aber immer gefehlt. Inzwischen bin ich dankbar, dass die aktuelle Krisensituation mir wohl auch unterbewusst noch mal verdeutlicht hat, wie wichtig körperliche Fitness und ein starkes Immunsystem sind. Dass ich das Beste aus einer misslichen Lage machen konnte, ist natürlich aber auch ein Privileg. Während ich durch Home-Office mehr Freizeit habe, ist das Stresslevel in vielen anderen Berufsgruppen gestiegen. Wer aufgrund der Coronakrise also eher zur Couch Potatoe mutiert ist, sollte sich nicht schämen. Für mich war eine straffe Tagesstruktur der richtige Weg, um auch psychisch gesund zu bleiben. Wer hingegen merkt, dass ein solcher Lebenswandel aktuell nur Stress bedeuten würde, sollte lieber auf seinen individuellen Push warten.

Nina Everwin

Bildquelle: Getty Images/iprogressman