Lästige Aufgaben wie etwa Hausarbeit, die Steuererklärung oder anderen Papierkram verschieben wir alle gerne mal. Langfristig kann das damit verbundene schlechte Gewissen sehr belastend sein. Allerdings ist effektives Zeit-Management nicht für alle die beste Lösung! Das Gegenteil der Prokrastination kann ebenfalls zum Stressfaktor werden: Wir zeigen dir, woran du erkennst, ob du an Prekrastination leidest und was du dagegen tun kannst.
Was ist Prekrastination?
Prekrastination ist das Gegenstück zu Prokrastination. Letzteres ist ein Phänomen, welches jeden fünften Deutschen betreffen soll: Hierbei handelt es sich um den Drang, Dinge, die eigentlich dringend erledigt werden sollten, immer wieder aufzuschieben. Ratgeber, Podcasts und Apps gegen Prokrastination haben daher Hochkonjunktur: Seinen Alltag effektiv zu managen und anhand von To-Do-Listen abzuarbeiten, ist für viele mittlerweile ganz normal. Treibt man diese „Erledigungs-Wut“ ins Extreme, kann aber unbeabsichtigt mehr Stress entstehen – ziemlich paradox, denn eigentlich möchte man durch das schnelle Erledigen unliebsamer Aufgaben eigentlich mehr Freizeit haben.
Wie macht sich Prekrastination bemerkbar?
Du hast den den Zwang, jede Aufgabe so schnell wie möglich erledigen zu müssen? Aufschieben ist nicht drin? Dann leidest du wahrscheinlich an Prekrastination. Was für viele ungewöhnlich erscheint, ist für andere ein unbewusster Stressfaktor. Sich dem Problem nicht bewusst zu sein, ist typisch für die Prekrastination. In unserer Gesellschaft gelten Menschen, die ihren Alltag straff organisieren, in der Regel als beneidenswert. Von außen ist aber oft nicht der damit verbundene Stress sichtbar. Anzeichen für Prekrastination können die folgenden Faktoren sein:
- Du nutzt regelmäßig To-Do-Listen
- Du hattest lange keinen Tag mehr, an dem du weder etwas für die Arbeit, noch für deine Familie oder die Hausarbeit getan hast.
- Du kannst im Urlaub nicht entspannen und hast den Drang, die Zeit effektiv nutzen zu müssen.
- Erledigte Aufgaben bereiten dir keine Genugtuung. Du denkst immer schon an das nächste To-Do.
- Du erledigst Aufgaben fast immer weit vor der Deadline.
- Dir bereiten neue To-Dos sofort extremen Druck, selbst wenn du genügend Zeit hast, sie zu erledigen.
Warum kann Prekrastination gefährlich sein?
Eigentlich hört es sich erst mal gar nicht schlimm an, wenn man Dinge auf seiner To-do-Liste sofort erledigt. Aber die Prekrastination ist tatsächlich die böse Schwester der Aufschieberei. Denn hinter dem Fleiß und der vorgaukelnden Arbeitstugend steckt ein großer Stressfaktor. Warum? Weil Dinge oft viel zu früh oder mit einem viel zu großem Aufwand erledigt werden, welcher eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Und das Ganze hat mit einem inneren Zwang zu tun – denn eigentlich stehen gar keine Deadlines für die Erledigungen an, es gibt keinen triftigen Grund. Lieber schnell irgendetwas machen, bevor man gar nichts tut. Langfristig kann dieser selbstgemachte Stress zu Überlastung und sogar einem Burnout führen – egal, ob es sich dabei um das Organisieren des Familienlebens oder den Job handelt.
Was kann man gegen Prekrastination tun?
Sachen immer aufzuschieben ist sicher nicht gesund und kann kurz vor der Deadline zu einem enormen Stress führen. Aber auch das zwanghafte Soforterledigen setzt unter Druck. Versuche daher besser, die goldene Mitte zu finden. „ASAP“ macht nur Sinn, wenn keine Arbeitsüberlastung die Folge ist. Hinterfrage dich also immer: Warum musst du bestimmte Dinge sofort erledigen? Es kann helfen, einen Plan mit allen To-Dos zu erstellen, bei dem es nicht gilt, alles schnell abzuarbeiten. Stattdessen musst du lernen, Prioritäten zu setzen: Was muss wirklich noch heute oder diese Woche abgearbeitet werden? Welche Aufgaben kann vielleicht dein Partner oder ein Kollege oder eine Kollegin übernehmen? Mach dir immer bewusst, dass es in vielen Fällen in deiner Hand liegt, ob und wie schnell du Dinge erledigst. Was ist das Schlimmste, das passieren würde, wenn du etwas mal aufschiebst? In Der Regel ginge die Welt ganz sicher nicht unter und du solltest dir stattdessen eine wohlverdiente Pause gönnen.
Ist dein Stress-Level noch normal oder schon bedenklich? Wir zeigen dir die größten Warnsignale:
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