In der Yoga- und Meditiationslehre werden den Mudras eine große Bedeutung zugesprochen. Umgangssprachlich wird die Praktik auf Fingeryoga genannt. Alles, was du über Mudras, ihre Bedeutung und Anwendung wissen musst und welche Geste am besten bei Stress hilft, erfährst du hier.
Welchen Sinn hat ein Mudra?
Das Wort „Mudra“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „das, was Freude bringt“. Mud heißt Freude, aber auch Geste und Ra bedeutet „das, was gibt“. In der Praxis sind Mudras Hand- und Fingerstellungen, die in Verbindung mit der Atmung, Meditation oder Yoga verwendet werden, um innere Ruhe, spirituelle Erleuchtung und körperliches Wohlbefinden zu fördern. Diese Gesten sollen die Energie im Körper kanalisieren und harmonisieren. Mudras werden vor allem mit den Händen, aber auch Augen, Lippen und mit dem Körper ausgeführt.
Wie viele Mudras gibt es?
Es gibt viele Mudras, die die verschiedensten Chakren, Emotionen oder Körperteile symbolisieren. Da die Zahl 108 im Hinduismus heilig ist, geht man davon aus, dass es auch mindestens 108 unterschiedliche Mudras gibt – vermutlich aber sogar noch mehr. Hand-Mudras nennt man im Sanskrit Hasta–Mudras.
Auch Chakren haben in der traditionellen Lehre eine große Bedeutung. Welches Chakra für welche Emotion steht und was passiert, wenn ein Chakra blockiert ist, erklären wir dir ausführlich in diesem Video.
Die wichtigsten Mudras und ihre Bedeutung
Diese vier Mudras zählen zu den bekanntesten und werden häufig während Mediationen oder auch Yoga-Sessions praktiziert. Doch wie lange sollte man das Mudra halten? Idealerweise hältst du die Geste während der Meditation für 15 Minuten, um den größtmöglichen Effekt zu erzeugen.
Jnana Mudra
Ausführung: Hierbei berühren Daumen und Zeigefinger einander und formen einen Kreis, während die anderen Finger ausgestreckt sind.
Bedeutung: Dieses Mudra steht für Wissen und Weisheit.
Das Jnana Mudra ist eines der bekanntesten und häufigsten Mudras in der Yoga- und Meditationspraxis. Diese Geste ist eng mit der Förderung von Wissen, Weisheit und geistiger Klarheit verbunden. Der Name „Jnana“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Erkenntnis“ oder „Weisheit“. Das Jnana Mudra wird oft in Verbindung mit Meditation und Atemübungen verwendet, um die Konzentration zu fördern und den Geist zu beruhigen.
Die Berührung von Daumen und Zeigefinger repräsentiert laut Lehre die Verbindung zwischen dem individuellen Selbst und dem universellen Bewusstsein. Es ist eine Geste, die dazu ermutigt, sich auf die innere Suche nach Wissen und spiritueller Erleuchtung zu konzentrieren. Dieses Mudra wird zudem oft verwendet, um den Geist zur Ruhe zu bringen und die Konzentration während der Meditation zu vertiefen. Es hilft, Ablenkungen zu minimieren und den Fokus auf das gegenwärtige Moment zu lenken. Das Jnana Mudra kann auch dazu beitragen, die Energie im Körper auszugleichen und das Selbstbewusstsein zu stärken.
Anjali Mudra
Ausführung: In dieser Geste werden die Handflächen vor der Brust zusammengelegt, ähnlich wie beim Gebet.
Bedeutung: Sie symbolisiert Respekt und Verehrung.
Das Anjali Mudra gehört ebenfalls zu einer weitverbreiteten Geste, die in verschiedenen Kulturen und Religionen, insbesondere im Hinduismus und Buddhismus, verwendet wird. Das Anjali Mudra ist ein Ausdruck von Respekt, Ehrerbietung, Dankbarkeit und spiritueller Verbindung. Sie ist auch als „Namaste-Geste“ bekannt und wird häufig in Yoga, Meditation und anderen spirituellen Praktiken angewendet.
In der Yogapraxis wird das Anjali Mudra am Anfang und am Ende einer Yogastunde oft zusammen mit dem Ausdruck „Namaste“ verwendet, was so viel bedeutet wie „Das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir.“ Diese Geste soll dazu ermutigen, Mitgefühl und Verbindung zu anderen Menschen und zur spirituellen Dimension des Lebens zu entwickeln. Es erinnert uns daran, die Dualität und Trennung zu überwinden und die Einheit aller Dinge anzuerkennen. Laut der traditionellen Lehre soll ist das Anjali Mudra nicht nur eine äußere Geste, sondern kann auch eine innere Haltung des Herzens symbolisieren. Es erinnert uns daran, in unseren Interaktionen mit anderen Menschen respektvoll und achtsam zu sein und unsere spirituelle Reise mit Demut und Dankbarkeit anzutreten.
Prana Mudra
Ausführung: Zeige- und kleiner Finger werden mit dem Daumen verbunden, während die anderen Finger gestreckt bleiben.
Bedeutung: Dieses Mudra soll die Lebensenergie (Prana) steigern und die Vitalität erhöhen.
Das Prana Mudra ist ein Symbol für die Aktivierung und Steigerung der Lebensenergie. Es wirkt belebend, weshalb es oft als „Mudra des Lebens“ bezeichnet wird. Die Verbindung der Finger im Prana Mudra unterstützt die freie Durchströmung von Prana im Körper. Die Geste kann dazu beitragen, die allgemeine Vitalität und das körperliche Wohlbefinden zu steigern. Es wird auch verwendet, um die Immunität zu stärken und die Fähigkeit des Körpers zur Selbstheilung zu fördern.
Die yogische Philosophie glaubt, dass ein Ungleichgewicht oder eine Blockade im Fluss von Prana zu Gesundheitsproblemen führen kann. Das Prana Mudra kann dazu beitragen, diese Blockaden zu lösen. Es ist auch nützlich, um Erschöpfung oder Müdigkeit zu lindern und die geistige Klarheit zu steigern.
Dhyana Mudra
Ausführung: Hierbei werden die Hände im Schoß gefaltet, wobei der rechte Handflächenbereich die linke Handfläche bedeckt und die Daumen sich leicht berühren. Die Hände werden auf den Beinen oder dem Schoß abgelegt.
Bedeutung: Diese Geste unterstützt die Meditation und die Konzentration.
Die Bezeichnung „Dhyana“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Meditation“ oder „Kontemplation“. Das Dhyana Mudra ermöglicht es, den Geist zur Ruhe zu bringen, denn es fördert die innere Stille und Selbstreflexion, wodurch es hilft, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren.
Die Verbindung der Daumen in dieser Geste repräsentiert laut Lehre die Einheit des individuellen Selbst (rechte Hand) mit dem universellen Bewusstsein oder dem Göttlichen (linke Hand). Es symbolisiert die Verbindung zwischen Mensch und Kosmos. Das Dhyana Mudra wird in vielen verschiedenen Meditationspraktiken und spirituellen Traditionen verwendet, um die Meditation zu vertiefen. Es fördert die innere Einkehr und kann dazu beitragen, den Geist von äußeren Ablenkungen zu befreien.
Wie man Mudras praktiziert
Die Anwendung von Mudras ist leicht zu erlernen und in den Alltag zu integrieren. Am effektivsten ist es, eine Geste in die Meditation einzubauen und sich voll und ganz auf sie zu fokussieren. Das Mudra sollte dabei idealerweise für mindestens 15 Minuten gehalten werden.
Dieses Kartenset kann dir helfen, die Praktiken in deinen Alltag einzubauen und mehr über Mudras zu erfahren.
Wähle zunächst die Geste, die am besten zu deinem Zweck oder deiner Absicht passt. Verschiedene Mudras haben unterschiedliche Wirkungen, von Stressabbau über Konzentration bis hin zur Förderung von Energie. Suche dir dann einen ruhigen, entspannten Ort, um deine Meditation durchzuführen. Eine geführte Meditation, von denen es inzwischen eine große Auswahl online gibt, kann dir helfen, dich neben dem Mudra zusätzlich auf deine Atmung, Konzentration und Gedanken zu fokussieren. Halte das Mudra für die gesamte Dauer der Meditation. Es lohnt sich, die Mudras regelmäßig durchzuführen und den entspannenden wie kraftvollen Effekt einer Mediation mehr und mehr zu spüren.
Noch mehr Tipps, um deinen Geist und deine Seele im Alltag zu unterstützen, findest du in dieser Bildergalerie.
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