Wo siehst du dich in fünf oder zehn Jahren? Eine Frage, die viele wohl erst beschäftigt, wenn das nächste Bewerbungsgespräch ansteht. Dabei ist es eine Frage, die wir uns durchaus auch selbst öfter stellen sollten. Denn Lebensziele sind wichtig, um uns im Alltag Motivation zu geben und unserem Handeln eine Sinnhaftigkeit zu verleihen. Doch wie findest du raus, welche Ziele dir wirklich wichtig sind und wie schaffst du es, sie auch langfristig zu verfolgen? Wir verraten dir, worauf es wirklich ankommst, wenn du versuchst deine Lebensziele zu finden und zu definieren.
Warum sind Lebensziele so wichtig?
Menschen sind unterschiedlich. Während einige auch ohne konkrete Ziele zufrieden sind, brauchen andere sie als Leitfaden, der sich durch das Leben zieht. Sie verleihen uns Antrieb und geben auch kleinen, vielleicht als nervig wahrgenommenen Aufgaben in Hinblick auf das große Ganze eine Sinnhaftigkeit. Erreichen wir ein Ziel oder auch nur eine Etappe, kann das Glücksgefühle auslösen. Studien fanden dabei raus, dass es vor allem die wahrgenommene Erreichbarkeit eines Lebensziels ist, die für Zufriedenheit und Wohlbefinden sorgt. Denn nicht nur kurzfristige Ziele wie ein neuer Job, 5 Kilo abzunehmen oder eine Prüfung zu bestehen, sollten sich greifbar anfühlen, sondern auch die Ziele, die wir langfristig anstreben. Dementsprechend wirken sich verschiedene Lebensumstände darauf aus, welche Ziele wir uns setzen.
Sind Lebensziele unveränderbar?
„Lebensziele“, das klingt zunächst nach unveränderlichen Zielen, die uns ein Leben lang begleiten. Eine Lebensaufgabe, die wir erst kurz vor unsrem letzten Atemzug erfüllen. Tatsächlich können Lebensziele über lange Zeit hinweg stabil sein. Doch Menschen ändern sich und somit ändert sich auch ihr Fokus. Ein ganz entscheidender Faktor, der unsere Lebensziele beeinflusst ist demnach das Alter. Wie eine Studie der Universität Basel zeigt, sehnen junge Leute sich eher nach persönlichem und auch beruflichem Wachstum und Selbstverwirklichung. Älteren Menschen ist es hingegen wichtiger, ihren Lebensstandard zu halten und ihr Wissen an zukünftige Generationen weiterzugeben. Das erscheint nur logisch, erreichen wir im Laufe des Lebens doch einige unserer Ziele und wollen diesen Erfolg beibehalten.
Die Studie zeigte außerdem noch einen weiteren interessanten Zusammenhang zwischen Alter und Zielen. Denn je älter wir werden, desto stärker wirkt sich die wahrgenommene Erreichbarkeit unserer Ziele auf unsere Zufriedenheit aus. Auch das scheint wenig überraschend, haben wir in jungen Jahren doch oft noch das Gefühl, die ganze Welt stände uns offen.
Welche Lebensziele gibt es überhaupt?
Fragt man Menschen nach ihren Lebenszielen, dann geben sie ganz verschiedene Antworten. Nicht nur die Inhalte der Ziele – etwa Karriere oder Familie – unterscheiden sich, sondern auch wie konkret sie formuliert sind. Während die einen sich einfach nur wünschen glücklich oder gesund zu sein, haben andere eine ganz genaue Vorstellung davon, wie viele Kinder sie einmal haben und wie viel Geld sie verdienen werden.
Ein Forschungsteam der University of Wyoming hat versucht, grundlegende Ziele zu definieren, nach denen Menschen streben. Dafür legten sie den 1.000 Personen eine Liste mit 1.060 Zielen vor, von denen sie auf einer Skala ankreuzen sollten, wie sehr sie sich ihnen verpflichtet fühlen. Auf dieser Grundlage identifizierten sie wiederum vier grundlegende Ziele: Wichtig sein, verbunden sein, Unangenehmes vermeiden und Hergebrachtes bewahren. Diese Lebensziele werden stark von den eigenen Persönlichkeitsmerkmalen und Werten beeinflusst.
Der Psychologe und Philosoph Erich Fromm unterscheidet außerdem zwischen Habens- und Sein-Zielen. Während erstere darauf abzielen, materiellen Besitz aufzubauen, etwa viel Geld zu verdienen oder ein Haus zu bauen, geht es bei letzteren darum Erfahrungen zu sammeln und die eigene Persönlichkeit zu formen.
Doch welche Ziele setzen Menschen sich konkret? In einer Umfrage von 2008 wünschten die meisten Menschen sich gute Freunde, eine glückliche Beziehung und finanzielle Unabhängigkeit. In einer anderen Umfrage von 2018 waren den meisten Befragten Gesundheit und Familie am wichtigsten. Fragt man hingegen nur die Gen Z, dann stehen Reisen und ein hohes Gehalt ganz oben auf der Prioritätenliste.
4 Tipps, um Lebensziele zu definieren
Familie oder Karriere, Freiheit oder Sicherheit? Wie findest du nun raus, welche Ziele dir im Leben wirklich wichtig sind. Wir haben fünf Tipps, die vielen Menschen dabei helfen.
#1 Visionboard machen
Viele schwören bei der Definition ihrer kurzfristigen und langfristigen Ziele auf ein Visionboard. Wie der Name schon verrät, handelt es sich dabei um eine Visualisierung der eigenen Ziele. Dabei listest du zunächst ganz unvoreingenommen deine Ziele oder Dinge, die dir im Leben wichtig sind, auf und lässt dich dann von Bildern in Zeitschriften oder im Internet inspirieren, die du anschließend zu einer Collage zusammenfügst. Die Ziele so vor dir zu sehen, hilft dir, sie zu konkretisieren und zu entscheiden, welche davon dir wirklich wichtig sind. Anhänger des Gesetzes der Anziehung glauben außerdem, dass die Visualisierung unserer Ziele uns dabei hilft, diese auch tatsächlich zu erreichen.
#2 Widersprüchliche Ziele identifizieren
Du willst die Welt bereisen und gleichzeitig ein Eigenheim? Grundsätzlich schließen diese Ziele sich nicht aus, du solltest dir jedoch bewusst sein, dass du nur schwierig auf beides gleichzeitig hinarbeiten kannst. Hier ist es also wichtig, Prioritäten zu setzen und zu schauen, welches Ziel du zuerst verwirklichen möchtest.
#3 Lebensziele formulieren
Deine Lebensziele sollten weder zu konkret noch zu verschwommen formuliert sein. Auf ein Ziel wie „glücklich sein“ lässt es sich nur schwer hinarbeiten, gleichzeitig kann es enttäuschend sein, wenn du dir vornimmst, eine bestimmte Anzahl an Kindern zu haben oder später im Vorstand eines bestimmten Unternehmens zu sitzen und dudiese Ziele nicht erreichst. Am besten wählst du also einen Mittelweg, du könntest dir also vornehmen, „eine glückliche Familie zu haben“ oder „beruflich eine einflussreiche Position zu erreichen“.
#4 Etappenziele definieren
Etwas konkreter werden kannst du hingegen, wenn du dir Etappenziele, also kurzfristige Ziele setzt. Das sind Ziele, die realistischerweise in der nächsten Zeit erreichbar sind. Wenn du etwa eine einflussreiche Position willst, kannst du dir überlegen, wie der Weg dahin aussehen könnte und welches Ziel du dafür als nächstes anstreben solltest. Wenn du gerade im Studium bist, könnte das etwa ein guter Abschluss ein. Gleichzeitig helfen diese Etappenziele dir auch, zu erkennen, ob deine Lebensziele wirklich das sind, was du dir wünscht. Denn, wenn du, um sie zu erreichen viele Dinge tun musst, die dir eigentlich gar keine Freude bereiten, ist vielleicht auch das übergreifende Ziel nicht das, wonach du wirklich strebst.
Bildquelle: istock/Igor Ustynskyy