Herausfinden, was wir wirklich wollen und wofür unser Herz brennt, um so ein selbstbestimmtes Leben führen zu können – genau dabei wollen die Happy Rebels mit einem umfangreichen digitalen Coaching-Programm Frauen unterstützen. Wie das gehen soll? Das haben wir die beiden Gründerinnen von Happy Rebels, Meike Braun (38) und Miriam Mertens (41), gefragt.
desired: Ihr habt es euch zum Auftrag gemacht, mit eurer Coaching-Plattform „Happy Rebels“ Frauen auf ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmtheit und mehr Freiheit zu unterstützen. Wie kam es dazu?
Meike Braun: Irgendwie ist es ja so, dass einem eingetrichtert wird: Du musst Abi machen, du musst studieren, am besten gehst du in die Wirtschaft – da verdienst du viel Geld – und dann hast du hoffentlich so mit 35 ein Haus und zwei Kinder und bist glücklich. Und dann sitzt du da und denkst: ‚Scheiße, irgendwie bin ich aber nicht glücklich, was habe ich denn falsch gemacht?‘ Ich habe dann damals ein Coaching gemacht, was wir jetzt quasi auch selbst anbieten. Da ging es darum, herauszufinden, was man im Leben eigentlich wirklich will. Ich bin total euphorisiert da rausgegangen. Parallel dazu wollten Miriam und ich was Eigenes machen. So kam dann die Idee mit ‚Happy Rebels‘, denn es wäre doch total toll, wenn wir auch anderen Frauen ermöglichen könnten, herauszufinden, was sie wirklich wollen und wofür ihr Herz brennt.
Immer mehr Frauen scheinen sich danach zu sehnen, sich selbst wieder näherzukommen und damit selbstbestimmter zu leben. Das klingt irgendwie einfach und unglaublich schwer zugleich. Wie unterstützt ihr diese Frauen?
Miriam Mertens: Ich glaube, dass das Problem in den letzten Jahren und jetzt im Moment so immanent ist, weil wir so unglaublich viele Möglichkeiten haben: Was in einer NGO machen, nach Afrika gehen, in einem Konzern Karriere machen, ein Start-up gründen – es scheint erst mal alles möglich. Wir sind da wie vor einer Wand an Möglichkeiten und das erdrückt uns. Bei uns im Coaching arbeiten wir dann zu allen möglichen Themen mit etablierten, renommierten Coaches zusammen, die genau für ein Thema stehen. Über Selbstreflektion und tolle Impulse helfen wir mit unseren Coaches den Frauen dabei, zu sich zu kommen und sich von diesen ganzen äußeren Reizen freizumachen. Und da ist dann der erste Schritt, über bestimmte Coaching-Methoden, sich erst mal zu überlegen, was einem im Inneren eigentlich ausmacht.
Meike Braun: Genau, ich finde eigentlich das Wichtigste an dem ganzen Coaching, dass du eine Klarheit darüber bekommst, was du wirklich willst. Und erst dann kannst du selbstbestimmt leben und deine Entscheidungen an dieser Klarheit ausrichten. Wenn du erst mal weißt, was dein innerer Kompass ist, worauf du wirklich Wert legst, dann kannst du erst sagen, was du nicht willst und was du willst.
Selbstbestimmtheit, Selbstliebe, Mut oder Achtsamkeit sind alles Begriffe, die viele nicht wirklich greifen können. Wie schafft ihr es, dass sie doch greifbar werden?
Miriam Mertens: Zum einen durch konkrete Anwendungsfälle. Wir achten sehr darauf, dass wir die Sachen immer in einen Kontext bringen, mit einem bestimmten Problem oder einem Ereignis. Und dann arbeiten wir natürlich mit ganz vielen Beispielen und Vorbildern oder Inspirationen.
Meike Braun: Wir fragen auch immer aus den Mündern unserer Community, in einer verständlichen Sprache. Also nicht mit einem abgehobenen Esoterik-Gerede wie ‚Du musst dich mit deinem Herzen verbinden‘ – ja, wie mache ich das denn überhaupt? Solche Fragen stellen wir also auch. Wir sind da immer im Dialog, sodass die Sprache einfach bleibt und das verständlich ist.
Auf eurer Plattform bietet ihr Online-Workshops, Videos oder euren Podcast an, man kann euer Angebot also komplett digital wahrnehmen. Weshalb habt ihr euch für ein Online-Konzept entschieden, was sind die Vorteile davon?
Meike Braun: Es gibt richtig gute Coaches in Deutschland, aber es ist natürlich doof, wenn du in Buxtehude wohnst und erst mal 200 Euro für Reisekosten und Hotel bezahlen musst, um dann zu einem Coaching gehen zu können. Wir wollten das einfach jedem zugänglich machen. Mit einem Online-Coaching kannst du dir selbst Raum schaffen und es dann machen, wenn du es auch wirklich machen willst. Deswegen machen wir auch immer Aufzeichnungen von unseren Live-Coachings, damit die Leute, die keine Zeit hatten, sich das noch im Nachhinein angucken können.
Habt ihr konkrete Tipps, wie man (auch ohne Online-Seminar) die ersten Schritte in Richtung Selbstbestimmtheit gehen kann?
Meike Braun: Wenn man jetzt nicht so deep gehen will, kann man sich einfach die Frage stellen: ‚Wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte, was würde ich dann machen?‘ So wird es wirklich klarer. Und: Träumen dürfen. Also nicht immer direkt sagen: ‚Nee, das schaffe ich auf keinen Fall‘. Sondern sich wirklich erlauben, zu träumen und sich zu sagen: ‚Warum soll das nicht gehen?‘ Und was ich auch total wichtig für ein selbstbestimmtes Leben finde, ist, den Mut zu haben, auch mal ‚Fuck You‘ zu sagen und Grenzen zu ziehen. Eben mal zu sagen: ‚Das widerspricht mir und meinen Werten‘. Da habe ich auch selber die Erfahrung gemacht: Wenn man das macht, erntet man eine Menge Respekt.
Wenn man nun diese Themen für sich angeht, welchen Effekt denkt ihr, kann das dann auf den gewöhnlichen Alltag haben?
Meike Braun: Ich finde, das spürt man in einer totalen Euphorie. Die man natürlich nicht immer hat, es gibt, auch wenn man ein selbstbestimmtes Leben führt, durchaus Tiefpunkte. Aber was ich schon merke, ist: Je konsequenter ich meinen Weg gehe und bei mir bleibe, desto öfter habe ich diese euphorisierenden Momente. Ich würde sagen, dass sich das auf alle Lebensbereiche auswirkt, weil man einfach viel mehr Energie hat. Ich brauche zum Beispiel weniger Schlaf, ich bin motivierter. Man hat eine ganze andere Motivation und Lebensfreude, wenn man das macht, was man wirklich will.
Welche Rolle spielen denn Selbstzweifel oder Tiefpunkte in einem eigentlich selbstbestimmten Leben?
Miriam Mertens: Ich habe das Gefühl, dass gerade Frauen so oft an sich selbst zweifeln. Und ich würde gerne die Message mitgeben: Das geht auch den Leuten so, auf die man vermeintlich schaut und denkt, dass sie das viel besser machen. Das gibt es auch sehr oft im Start-up-Bereich und auch gerade bei Männern, dass nur die Success-Stories erzählt werden. Aber das ist alles Bullshit! Zweifel haben alle und das ist in Ordnung so.
Meike Braun: Man sollte auch den Mut zur Verletzlichkeit haben und sich mit allen Schwächen und voller Authentizität zeigen. Das macht einen Happy Rebel aus: Denn ein Happy Rebel ist auch nicht die ganze Zeit nur gut gelaunt und euphorisch. Sondern auch das ist immer noch ein Mensch mit allem, was dazugehört.
Vielen Dank für das inspirierende Interview, Meike und Miriam!
Bildquelle: Mona Dadari