Ich bin zurzeit im 8. Monat schwanger und habe Tausende Gedanken im Kopf. Ich wusel ständig herum, bin zerstreut und es ist noch viel zu erledigen. Oft höre ich: „Probiere es doch mal mit Meditation!“ Um mich selbst herunterzubringen und entspannter zu werden, stelle ich mich einer Meditations-Challenge: Werde ich es durchhalten, 21 Tage lang täglich zu meditieren?
- 1.Meditieren – was ist das eigentlich?
- 2.Diese Meditations-Formen gibt es:
- 3.Meine Erwartungen vor der Challenge
- 3.1.Warum Meditation für mich eine Herausforderung ist und was ich mir davon erhoffe:
- 4.Meine Erfahrungen mit der täglichen Meditation
- 5.Meine Top 3 Meditations-Videos
- 6.War die Challenge erfolgreich?
- 7.5 Erkenntnisse nach dem täglichen Meditieren
In der Reihe „Challenge Accepted!“ stellt sich die desired-Redaktion spannenden Herausforderungen, die einiges an Überwindung kosten. Wir geben ehrliche Einblicke in unseren Alltag und lassen dich an unseren Erfolgen und Rückschlägen teilhaben!
Meditieren – was ist das eigentlich?
Wenn ich bisher an Meditation dachte, stellte ich mir immer eine Reihe von Mönchen in einem buddhistischen Tempel vor. Der Ursprung der Meditation liegt tatsächlich im Buddhismus und Hinduismus, obwohl auch das stille Gebet einer Nonne im mittelalterlichen Kloster eine Art meditativen Zustand hervorruft. Im Buddhismus geht es darum, durch die Meditation zur Erleuchtung zu gelangen. Im Christentum war es eher das Zwiegespräch mit Gott.
In den letzten Jahren ist die Meditation ähnlich wie der Yoga- und Pilates-Hype zu einer Art Trend in der westlichen Welt geworden. Es heißt in spirituellen Kreisen, dass jeder durch Meditation lernen kann, sich zu fokussieren und den Geist zu entspannen. Eine zentrale Stellung nimmt dabei der Atem ein: Wenn die Atmung verlangsamt und vertieft wird, soll es dem Körper möglich sein, Entspannung und Ruhe herbeizuführen. Das will ich unbedingt ausprobieren!
Diese Meditations-Formen gibt es:
- Achtsamkeitsmeditation: Diese Meditationsform ist die bekannteste passive Meditation und stammt aus den buddhistischen Kontemplationsschulen. Dabei geht es um das Praktizieren von Achtsamkeit zur Stressreduktion. Man sitzt in aufrechter Haltung und ist ganz bei sich selbst.
- Stille Meditation: Diese Form der Meditation geht auf das christliche Gebet zurück. Beim stillen Gebet soll man den Weg zu Gott finden und seinen Bewusstseinszustand ändern.
- Konzentrationsmeditation: Dabei konzentriert man sich auf ein bestimmtes Objekt wie den eigenen Atem, ein bestimmtes inneres Bild oder man wiederholt ein bestimmtes Mantra (eine heilige Silbe oder heiliges Wort), wodurch man den Geist beruhigt.
- Transzendentale Meditation: Bei dieser Meditation soll das Wiederholen eines bestimmten Mantras dich auch in einen höheren Bewusstseinszustand heben, der Traumempfinden mit höchster Wachheit kombiniert.
Es gibt neben diesen passiven Formen auch aktive Meditationen. Dazu gehören das Tantra, Yoga, bestimmte Kampfkunsttechniken, Tanz, Geh-Meditation sowie rhythmische Meditation zu Musik. Ich habe mir eine Mischung aus Achtsamkeits- und Konzentrationsmeditation herausgesucht, da sich diese gut mit meinem aktuellen Alltag verbinden lässt und dennoch eine Herausforderung für mein tägliches Gedankenkarussell darstellt.
Die Challenge: Ich werde 21 Tage lang mindestens 10 bis 20 Minuten täglich zu Hause konzentriert meditieren. Das heißt, ich muss stillsitzen, darf nicht reden und muss ganz bei mir sein.
Meine Erwartungen vor der Challenge
Es ist nicht der Weg zur Erleuchtung, den ich erreichen möchte. Denn ich bin überhaupt kein religiöser Mensch und stehe spirituellen oder esoterischen Lehren interessiert, aber skeptisch gegenüber.
Warum Meditation für mich eine Herausforderung ist und was ich mir davon erhoffe:
- Runterkommen: Beim Meditieren soll man mehr in sich ruhen, die Gedanken ausschalten und sich nur dem Moment hingeben können. Ich möchte wissen, ob ich das als ständig planender und alles durchdenkender Mensch kann.
- Konzentration auf mich selbst: Schaffe ich es, mich einer Stimme hinzugeben und mich nur auf mich zu konzentrieren, ohne dass die Gedanken abschweifen?
- Stillsitzen: Ich bin eher ein nervöser Mensch und muss ständig etwas mit meinen Händen machen.Es wird eine große Herausforderung sein, mich körperlich völlig davon zu lösen und jeden Körperteil ruhig zu lassen.
- Entspannung: Mir gehen derzeit so viele Sachen durch den Kopf und ich bin an einem Punkt im Leben, der großen Umbruch bedeutet. Kann ich mich für eine Weile davon lösen und mich einfach nur fallen lassen?
Meine Erfahrungen mit der täglichen Meditation
Zu Beginn habe ich mir voller Enthusiasmus überlegt, wann und wie ich überhaupt meditieren soll und mich durch etliche Blogs gewühlt und nach Tipps gesucht. Es gibt hier kein Muss, wichtig ist, dass man für sich herausfindet, welcher Weg der Richtige ist.
Sitzen oder liegen? Ich habe mich für das Sitzen auf einem Meditationskissen* entschieden, weil ich mich dabei gut konzentrieren konnte und der Schneidersitz trotz Babybauch einer der bequemsten Positionen ist.
Morgens oder Abends? Meditiert habe ich am Wochenende immer morgens, nachdem ich mein Gymondo-Hello-Babybauch-Workout absolviert hatte. Mein Mann hat friedlich geschlummert und es war herrlich ruhig. In der Woche habe ich abends, 1 bis 2 Stunden vor dem Schlafen gehen meditiert, da ich morgens zu Hause frühstücke und dann zügig im Büro sein möchte.
Geführte Meditation oder stilles Dasitzen? Ich habe mich immer durch die Meditation von einer Stimme führen lassen. Auf YouTube finden sich unendlich viele Audio-Videos zu diesem Thema. Der Vorteil: Man konzentriert sich nur auf die Stimme und lässt sich weniger ablenken. Ich habe einige Videos zu geführter Meditation ausprobiert, ehe ich die Richtigen für mich entdeckt habe. Es durfte nicht zu esoterisch sein, nicht zu einschläfernd und die Stimme sollte angenehm sein.
Muss ich täglich meditieren? Gegen Ende der Meditation entwickelte ich eine Antipathie gegen dieses Du-musst-dich-täglich-hinsetzen-und-meditieren. Ich habe es teilweise wirklich nur gemacht, weil ich mich selbst challengen wollte. Sonst hätte ich es wohl gerade unter der Woche öfter mal sein lassen. Wozu noch meditieren, wenn man total erschöpft ins Bett fällt und direkt einschläft?
Meine Highlights
Wirklich ungestört zu sein, ist ein Segen. Denn ich merke, wie mich jedes Geräusch einfach nur ablenkt. Mein Mann (der eigentlich wusste, dass ich mal für 20 Minuten nicht gestört werden will) riss an Tag 4 die Wohnzimmertür auf und rief: „Wo ist der Senf hin?“ Das ist es dann an diesem Abend gewesen mit der Entspannung ... Mein zweites Highlight: Ich habe gegen Ende der Challenge-Zeit ein Meditationsvideo entdeckt, das einen ans Meer führt. Es hilft sehr, einen imaginären Ort zu haben, mit dem man die pure Entspannung verknüpft. Meeresrauschen ist sehr angenehm, macht schläfrig und ruhig.
Meine Herausforderung
Manchmal war ich einfach zu müde zum Meditieren und bin ins Bett gegangen. Die Schwangerschaft bringt eine bleierne Müdigkeit mit sich, die auch durch Eisenmangel verstärkt wird. Zudem war der August sehr heiß und es ist einfach anstrengend, sich bei 29 Grad mit Babybauch zu konzentrieren. Das Gehirn ist teilweise einfach Matsch und schweift zu irgendwelchen völligen Nonsens-Gedanken ab.
Meine Top 3 Meditations-Videos
Vor allem für Anfänger eigenen sich Meditations-Videos super, um zu lernen, sich auf den Atem zu konzentrieren und die Gedanken einmal beiseite zuschieben. Am besten fand ich dabei dieses Video mit einer sehr angenehmen ruhigen Stimme:
Man muss einfach schauen, was zu einem persönlich passt. Ich möchte dir auch diese drei Alternativen empfehlen, bei denen ich mich ebenfalls gut fallenlassen konnte:
15-minütige geführte Meditation: Pure Entspannung
15-Minuten Entspannung am Meer: Geführte Meditation
War die Challenge erfolgreich?
Von 21 Tagen habe ich 5 Tage nicht meditiert. Bin ich deswegen durchgefallen? Naja, mein persönliches Ziel war es, täglich zu meditieren. Von daher müsste ich sagen: Challenge failed. Dennoch habe ich sehr viel dazu gelernt über mich und meinen Körper, was ich zukünftig anwenden kann. Also war das Ganze für mich persönlich definitiv erfolgreich.
5 Erkenntnisse nach dem täglichen Meditieren
1. Meinem Körper fällt es schwer, sich eine Viertelstunde wirklich nicht zu bewegen und in exakt derselben Position zu bleiben.
2. Zum täglichen Meditieren gehört Disziplin. Wenn man das Ganze nicht als Entspannung sieht, bleibt es eine lästige Pflicht, die man erfüllen muss.
3. Bewusst zu atmen ist gar nicht so leicht, wie man denkt. Doch es hilft sehr, sich zu fokussieren und zu konzentrieren. Das sollte ich in alltäglichen Stresssituationen öfter mal tun.
4. Meditieren lässt dich den eigenen Körper noch mal ganz anders spüren, weil du dir bewusst machst, was beim Atmen passiert.
5. Abends zu meditieren macht nicht unbedingt schläfrig. Manchmal kommen die Gedanken danach umso deutlicher und man ist konzentrierter.
Meditation hilft, zu entspannen. Probier es aus!
Bleiben wir auf dem Teppich: Ich hab einiges über meinen Körper gelernt, aber ich bin jetzt kein neuer Mensch dadurch. Ich denke jedoch, dass es mir zukünftig helfen könnte, mich in Stressphasen herunterzubringen und zu fokussieren. Ich würde das Meditieren auf jeden Fall wiederholen, weil es mich ruhiger und konzentrierter macht. Jeden Tag zu meditieren ist für mich persönlich aber eher zu viel. Doch es im Alltag immer dann zu machen, wenn mal alles zu viel wird, könnte mir wirklich guttun.
Daher kann ich dich nur ermutigen, es auch auszuprobieren. Nach einem stressigen Tag hilft es dir, loszulassen und die Sorgen kurz zu vergessen. Natürlich verschwinden deine Probleme nicht davon, dass du eine Viertelstunde nur dasitzt. Es geht eher darum, zu lernen, die Dinge klarer zu sehen und dich nicht durch die eigenen Gedanken und Ängste verrückt machen zu lassen. Oft reichen schon 10 Minuten aus und man fühlt sich etwas geordneter und gelassener. Probiere es einfach mal aus und nimm dir die Zeit nur für dich!
Bildquelle: privat/Katja Nauck