Wir verbringen den Großteil unserer Zeit bei der Arbeit – und dementsprechend auch mit Menschen, die uns im beruflichen Kontext begegnen. Und manchmal können so auch echte Freundschaften entstehen. Denn klar, wenn hier mal zusammen ein Käffchen in der Küche geschlürft und da mal gemeinsam über den Boss gelästert wird, kann man eben auch schnell merken, wie perfekt es auf der persönlichen Ebene matcht. Aber ist das nun gut oder schlecht? Welche Vor- oder Nachteile es haben kann, wenn aus Kollegen Freunde oder aus Kolleginnen Freundinnen werden, erzählen wir dir jetzt.
Frollegen: Wenn aus Kollegen Freunde werden ...
Dass der Arbeitsplatz der perfekte Ort ist, um neue Freundschaften zu knüpfen, liegt irgendwie auf der Hand. Immerhin verbringt man einen Großteil seiner Zeit im Büro (es sei denn, man arbeitet von zu Hause aus) und lernt so gezwungenermaßen neue Leute kennen – und vielleicht sogar Freund*innen fürs Leben. Oder wie es heutzutage so schön genannt wird: Frollegen oder Frolleginnen. Also Kolleg*innen, aus denen mit der Zeit einfach mehr wird. Heißt: Plötzlich redet man eben nicht mehr nur über den Job, sondern auch über privates Zeug und schüttet sich gegenseitig sein Herz aus, und der tägliche Kaffee im Büro wird auf einmal mehr und mehr zu einem entspannten Bierchen nach Feierabend.
Privatleben und Job vermischen sich also und aus anfänglicher Verbundenheit auf rein kollegialer Ebene entsteht zunehmend mehr Vertrautheit und Nähe – Freundschaft halt. Hattest du sowas vielleicht auch schon mal? Eine Forsa-Umfrage vor einigen Jahren ergab sogar, dass die Hälfte der deutschen Berufstätigen im Büro bereits Freundschaften fürs Leben geschlossen hat. Unter den Frauen sollen es sogar knapp 60 Prozent sein. Es ist also nicht selten, dass Kollegen zu Freunden oder Kolleginnen zu Freundinnen erden.
Wenn wir eh schon über Arbeit sprechen ... Passt dein Job eigentlich zu dir? Dein Sternzeichen kann dir darüber ziemlich viel verraten:
Können Arbeitskollegen Freunde sein?
Doch kommen wir nun mal zu der Frage, ob es überhaupt funktionieren kann, wenn aus Kolleg*innen plötzlich Freund*innen werden. In Sachen Dating am Arbeitsplatz würden da die meisten Leute wahrscheinlich direkt mal laut rebellieren. Denn wenn das in die Hose geht, wird's halt erstmal so richtig awkward – für alle Beteiligten. Da hilft dann eigentlich nur noch Job wechseln, wenn man der oder dem Ex nicht ständig begegnen will, haha. Aber Freundschaften sind da ja doch noch mal ein anderes Level. Also lasst uns mal auf die größten Vor- und Nachteile schauen:
Vorteile
- bessere Arbeitsatmosphäre: Happy (Work) Wife, happy Life, oder wie heißt es so schön? Das gilt natürlich auch für Freundschaften am Arbeitsplatz. Denn wer sich wohlfühlt (was Arbeit unter Frollegen und Frolleg*innen ja so mit sich bringt), sorgt auch für eine entspannte, lockere Atmosphäre. Und von der profitieren am Ende natürlich alle.
- mehr Produktivität: Sogar Studien zeigen, dass Freundschaften im Job die Produktivität steigern. Das wirst du sicherlich auch nachempfinden können. Wenn man gut gelaunt ins Büro spaziert und hier und da mal ein paar entspannte Talks zwischendurch hat, ist man einfach motivierter und produktiver. Und wie nice ist es dann bitte erst, wenn man gemeinsam Erfolge feiern kann? Dann geht man die nächsten Projekte natürlich auch mit extra viel Power an.
- weniger Stress: Wer bringt dich runter, wenn du mal wieder hypermäßig gestresst bist und dir alles über den Kopf zu wachsen droht? Richtig, deine Herzensmenschen. Und wenn du davon praktischerweise welche am Arbeitsplatz hast, kann das natürlich helfen, in stressigen Phasen einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn da ist immer eine Person, auf die du dich zu 100 Prozent verlassen kannst.
- (kreativer) Support: Wenn aus einem Kollegen ein Freund oder aus einer Kollegin eine Freundin wird, kann man sich gegenseitig supporten – egal, ob es nun um neue kreative Aufgaben geht oder auch um Situationen, in denen Dinge vielleicht mal nicht so geil laufen. Oft fühlt man sich zusammen einfach stärker oder kann gemeinsam einfach besser leiden.
Nachteile
- das Berufliche und Private verschwimmt: Dieser Punkt passiert logischerweise. Und natürlich muss das nicht unbedingt schlecht sein. Allerdings kann es natürlich passieren, dass private Gefühle sich auf den Arbeitsplatz auswirken. Angenommen, du streitest dich mit deiner Work Wife oder deinem Work Hubby. Wäre sie oder er nur eine Freundin oder ein Freund, könnte man sich vielleicht für eine Weile aus dem Weg gehen und seine Gedanken klären, bevor man die Sache aus der Welt schafft. Das geht mit Frolleg*innen, die man täglich sieht, natürlich nicht so einfach.
- Spannungen: Dieser Punkt knüpft eigentlich an den oberen an. Denn natürlich können private Dinge die Arbeitsbeziehung belasten und andersrum genauso. Was, wenn zum Beispiel beide Parteien plötzlich für ein und dieselbe Stelle in den Konkurrenzkampf treten müssen? Logisch, dass das die Beziehung belasten kann. Man wird einfach emotionaler, sobald man ein engeres Verhältnis zueinander erreicht.
- professionelle Distanz wird schwieriger: Wen man liebt, will man nicht verletzten, das kennst du sicher. Obwohl wir der Meinung sind, dass man sich in einer engen Freundschaft alles sagen können sollte, auch die unangenehmen Dinge. Aber natürlich macht es das nicht einfacher. Erst recht nicht, wenn man auch noch beruflich miteinander zu tun hat. Denn wie reagiert man, wenn die Frollegin oder der Frollege plötzlich nur noch Mist baut? Solche Gespräche – und generell Kritik ausüben – werden einfach schwieriger, wenn man sich auch privat nahesteht. Anders als bei einem Kollegen oder einer Kollegin zum Beispiel, bei dem oder der man ja doch viel objektiver an die Sache rangehen kann.
- Pflichtgefühl: Auch dieser Punkt ist Typsache, aber unter Frolleg*innen kann es natürlich easy passieren, dass man sich irgendwie verpflichtet fühlt, Aufgaben zu übernehmen, wenn's mal eng wird. Und klar, in gewissen Maßen macht man das natürlich gerne ... bis es vielleicht Überhand annimmt und man nur noch länger im Büro hockt (was man für „einfache“ Kolleg*innen sicherlich nicht so machen würde). Da sind Gewissenskonflikte natürlich vorprogrammiert.
Frollegen – Fluch oder Segen?
Wie gut es funktioniert, wenn aus Kolleg*innen Freund*innen werden, lässt sich so pauschal sicher nicht beantworten. Man erkennt ja an unseren aufgeführten Punkten oben, dass eine Freundschaft am Arbeitsplatz sowohl Vorteile als auch Nachteile haben kann. Deswegen beenden wir das Ganze hier vielleicht noch mal mit einer ganz persönlichen Sichtweise:
Ich habe einen meiner absoluten Herzmenschen am Arbeitsplatz kennengelernt
Wenn man mir die Frage stellen würde, ob aus Kolleg*innen Freund*innen werden können, müsste ich nicht lange überlegen: Denn ich habe einen der mittlerweile wichtigsten Menschen in meinem Leben bei meinem letzten Job kennengelernt. Und ich bin heute noch dankbar dafür, dass mir diese verrückte, ganz besondere Maus mit ihrer lockigen Haarpracht an meinem ersten Probearbeitstag damals in die Arme gelaufen ist. Wir waren nämlich beide zu früh dran und sind quasi im Kreis um das Gebäude herumgeschlichen, bis sich irgendwer mal getraut hat, die andere anzusprechen. Und ich sag's, wie's ist: It was meant to be. Denn seit diesem Tag waren wir nicht nur Verbündete im Job, die sich gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen gerettet haben, sondern ziemlich schnell auch private Lieblingsmenschen füreinander. Wozu sicherlich auch das ein oder andere Gläschen Sekt nach Feierabend beigetragen haben dürfte, durch das die Gespräche natürlich ziemlich schnell in private Gefilde abdriften konnten, hehe ...
Und diese besondere Freundschaft hält bis heute. Zwar arbeiten wir mittlerweile nicht mehr zusammen, aber ich glaube, dass uns erst unsere gemeinsame berufliche Zeit so richtig doll zusammengeschweißt hat. Und I mean, ohne diese hätte ich sie niemals kennengelernt. Natürlich kann ich jetzt nicht beurteilen, ob es unserer Freundschaft auf lange Sicht nicht gutgetan hätte, wenn wir immer noch zusammenarbeiten würden, oder ob unser enges Verhältnis sich irgendwann auf das Berufsleben (negativ) ausgewirkt hätte, aber das wage ich zu bezweifeln. Denn wenn man einmal einen Herzmenschen gefunden hat – egal, ob nun im Job oder auch irgendwo anders – dann bleibt der. Und da können auch kleine Spannungen zwischendurch nichts dran ändern.
Und zum Abschluss gibt's mit diesen schönen Sprüchen über Freundschaft noch ein wenig Balsam für die Seele: