Jede Woche stellen wir euch gemeinsam mit der Aktion Mensch eine Frau vor, die uns besonders beeindruckt und inspiriert hat. Diese Woche sind es aber direkt zwei Menschen: Die Geschwister Tabea und Marian Mewes. In ihrem Online-Projekt „#Notjustdown“ setzen sie sich für einen offeneren und vorurteilsfreien Umgang mit Menschen mit Down-Syndrom ein.
Stolz hält Marian Mewes ein T-Shirt in den Händen. Es ist das Ergebnis seines ersten Design-Auftrags für die Aktion Mensch. Marian zeichnet bereits seit seiner Kindheit, vor allem Figuren aus Filmen wie „König der Löwen“ und Harry Potter, aber auch phantasievolle Super-Power-Monster. Jetzt sind die Zeichnungen des 23-jährigen jungen Mannes mit Down-Syndrom auf den Statement-T-Shirts der Aktion Mensch zu entdecken: #Inkluencer oder #Inkluencerin steht darauf – darin die feinen Linien von Marians Figuren. Die fair produzierten Shirts sind das Herzstück der neuen Mitmach-Aktion der Sozialorganisation, bei der jeder ein Zeichen für Inklusion setzen kann.
Kaum Kontakt zu Menschen mit Behinderung
Marian und Tabea Mewes sind „Inkluencer“ – Menschen, die sich für ein selbstverständliches Miteinander in der Gesellschaft engagieren. Die Geschwister haben vor drei Jahren mit dem Online-Projekt „#Notjustdown“ begonnen und damit auch schon Preise gewonnen – es entstand im Rahmen von Tabeas Masterarbeit im Fach Medienwissenschaften und hat heute schon 47.000 Follower*innen. „Die Allerwenigsten haben in ihrem privaten Alltag Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Weil wir in zwei verschiedenen Welten aufwachsen und leben. Ich möchte aber wenigstens virtuell Berührungspunkte schaffen und so für das Thema Inklusion sensibilisieren“, betont Tabea, die an der Uni Bielefeld arbeitet.
Ein ganz normaler Alltag
In ihrem Blog zeigen die Geschwister, wie normal ihr Leben eigentlich ist: Sie machen zusammen Urlaub, treffen Freunde, gehen ins Kino. Sie erzählen Geschichten, die Mut machen sollen, und von den vielen positiven Erlebnissen – daher auch der Name Notjustdown. Tabea Mewes wünscht sich vor allem, dass das Thema Inklusion in den Köpfen der Menschen ankommt und noch viel mehr Menschen mobilisiert werden. „Wir brauchen Menschen, die sich für Inklusion stark machen, die sich aktiv gegen Diskriminierung, für Chancengleichheit und für ein gemeinsames Miteinander in der Gesellschaft einsetzen.“ Sie ist sich sicher, dass jeder etwas bewirken könne und stellt klar: „Inklusion geht uns alle an.“
Übrigens: Auf der Seite der Aktion Mensch findest du noch weitere Geschichten über inspirierende Menschen, die sich für Inklusion stark machen.
Wie kam es zu dem Projekt?
Tabea erklärt: „Ich war über lange Zeit sehr empört und genervt davon, wie die Medienberichterstattung über das Down-Syndrom ist, weil so oft ein defizitorientierter Fokus vorliegt. Vor allem innerhalb der Debatte um den Bluttest aufs Down-Syndrom. Zusätzlich habe ich gemerkt, wie auch in meinem engeren Freundes- und Bekanntenkreis wirklich super wenige wirklich aufgeklärt sind und kaum einer weiß, was das Down-Syndrom ist und (noch viel wichtiger) wie der Stand von Menschen mit einer Behinderung in unserer Gesellschaft ist. Die allerwenigsten haben in ihrem ganz privaten Alltag Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung. Weil wir in 2 verschiedenen Welten aufwachsen und leben. Da sich an diesem separierenden System in Deutschland so schnell wahrscheinlich nichts ändern wird, habe ich mir überlegt, das Potential der sozialen Medien dafür zu nutzen, diese Berührungspunkte zumindest virtuell zu schaffen. Zudem gab es keine andere Initiative die aus Sicht der Geschwister agiert, die Geschwisterperspektive ist generell unterrepräsentiert. Es gibt viele Mama-Blogs auch zum Thema Down-Syndrom, ich habe aber keinen deutschsprachigen Geschwister-Blog bzw. -Account gefunden. Das war dann unsere Lücke.“
Nicht nur Tabea und Marian inspirieren uns mit ihren starken Worten. In unserer Themenreihe EmpowHER findest du weitere Interviews mit beeindruckenden Frauen, die ihre Geschichten mit uns geteilt haben.
Bildquelle: Aktion Mensch, notjustdown