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Challenge accepted

Einen Monat nicht mehr meckern – Ich hab's versucht

Nicht Meckern Challenge

Was passiert, wenn sich jemand, der ständig meckert, einen Monat lang zusammenreißen muss und plötzlich viel positiver sein soll? Ich habe mich der ziemlich harten Challenge gestellt und dabei viel über mich selbst gelernt.

Challenge accepted

In der Reihe „Challenge Accepted!“ stellt sich die desired-Redaktion spannenden Herausforderungen, die einiges an Überwindung kosten. Wir geben ehrliche Einblicke in unseren Alltag und lassen dich an unseren Erfolgen und Rückschlägen teilhaben!

Was man über mich wissen sollte

Müsste ich mich selbst beschreiben, würde ich mich eher als Pessimistin beschreiben. Ich bin ein richtiger Meckerkopf. In WhatsApp-Gruppen rede ich Vorschläge oft schlecht und auf Arbeit bin ich dafür bekannt, besonders kritisch (und manchmal auch etwas zu negativ) zu sein. In vielen Neuerungen sehe ich zuerst das Schlechte.

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Mein Problem ist zudem: Ich neige dazu, mich meiner Umwelt stets sehr stark mitzuteilen. Ich sage immer, wenn mir kalt ist, wenn mir zu warm ist, wenn ich etwas langweilig oder doof finde. Viele fassen das als Meckern auf – und okay, das ist es ja eigentlich auch. Und wirklich interessant auch nicht unbedingt.

Grumpy Cat ist genervt
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So sieht der Plan für die Weniger-meckern-Challenge aus

Ursprünglich wollte ich versuchen, eine Woche lang gar nicht zu meckern. Doch solch eine 180 Grad Wende war irgendwie nicht realisierbar für mich, da ich in der Woche viel Stress hatte und die Challenge zwischendurch auch öfter mal völlig vergessen hatte. Realistischer kam es mir dann schon vor, einen Monat mit Schlupflöchern durchzuhalten.

Also nahm ich mir vor, nicht nur weniger mein Umfeld vollzunörgeln, sondern auch gelassener zu bleiben, weniger innerlich zu fluchen und vor allem, positiver zu denken, statt gleich Panik vor Veränderungen zu schieben.

So verlief die Challenge für mich

2 Tage ging alles gut

Tag 1 meiner Challenge begann eigentlich ganz gut. Ich war voller Tatendrang, wobei meine Kolleginnen morgens schon fast Angst vor mir bekamen, weil ich so positiv war. Tag 2 klappte nicht mehr ganz so gut und an Tag 3 fiel mir erst gegen Mittag ein, dass ich gerade eine Challenge absolviere – nachdem ich sicher schon zehn Mal gemeckert oder gejammert hatte.

Warum bin ich immer so negativ?

Während des Challenge-Monats ist mir immer mehr klargeworden, über wie viele Dinge ich mich eigentlich aufrege – wenn auch oft nur innerlich. Der Klassiker: natürlich im Auto am Morgen, wenn ich zum Bahnhof fahre, die anderen Autos vor mir zu langsam sind, die Schranke runtergeht und ich deshalb meinen Zug verpasse (der nur einmal pro Stunde fährt). Wenn jemand laut in der Bahn telefoniert oder ich im vollen Waggon keinen Sitzplatz bekomme. Ich denke aber, dass das normal und nicht weiter verwerflich ist.

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Schlimmer finde ich meine Negativität in anderen Situationen. Zum Beispiel, wenn jemand von meinen Freunden einen Vorschlag macht… dann fällt mir fast immer automatisch ein Einwand ein, den ich auch direkt äußere. Warum kann ich mich nicht einfach mal drauf einlassen? Was habe ich davon, mich gleich gegen alles zu verschränken? Ähnlich ist es bei Neuerungen auf der Arbeit: Neue Strukturen und Abläufe stelle ich häufig direkt infrage. Was nicht immer gut ist. Oft handelt es sich schließlich auch um eine Verbesserung. Darauf zu achten, wie oft ich eigentlich meckere und dann direkt zu versuchen, es einfach sein zu lassen, war ganz schön schwer und erforderte letztendlich mehr Disziplin, als ich zunächst dachte.

Nichts sagen

Wie streitet man, ohne zu meckern?

Zugegebenermaßen war der Zeitpunkt der Challenge vielleicht nicht der beste, denn ich wohnte zu Beginn gerade erst einen Monat mit meinem Freund zusammen. An manchen Tagen haben wir uns wegen der restlichen Kartons in der Wohnung und der typischen Haushaltsthemen ganz schön angezickt. Hat er dann mit mir gemeckert, weil ich irgendwas nicht weggeräumt habe, habe ich ihm natürlich vorgehalten, was er dafür nicht gemacht hat. In solchen Momenten fiel es mir auch richtig schwer, mich zurückzuhalten und positiv zu bleiben.

Wütendes Mädchen

Mit der Zeit wurde es jedoch besser: Ich habe mich eher spaßig über Kleinigkeiten aufgeregt, indem ich ihn damit aufzog. Oder fragte ihn entspannt, ob nun die Welt untergeht, als ich ein Sektglas zerbrochen hatte und er sich drüber aufregte. Das ist definitiv eine Sache, die ich in den letzten Wochen gelernt habe: Viele Dinge, die im Alltag mal schiefgehen, haben keine längerfristige Konsequenzen. Sie sind meist sogar völlig unbedeutend für mein Leben und seinen weiteren Verlauf. Dann stehe ich eben länger an der Ampel, werde nass im Regen oder muss mich von meinem Lieblings-Lieferdienst verabschieden, weil er nicht zu unserer neuen Wohnung liefert.

Tief durchatmen hilft

Mit den Wochen habe ich immer mehr begriffen, dass ich meine Reaktionen durch einen einfachen Trick steuern kann. Verschiedene Situationen liefen stets so ab: Mein Kopf formte automatisch einen negativen Gedanken, der sofort rauswollte, doch gleichzeitig sagte meine innere Stimme sowas wie „Chill mal und denk nochmal kurz drüber nach.“ Ist die Sache denn wirklich so schlimm, dass ich meine Energie fürs Aufregen oder Panik schieben verbrauchen muss? Einmal tief durchgeatmet, ging es mir tatsächlich schon besser und ich konnte sachlicher an die Sache herangehen. Impulsivität ist eigentlich die größte Hürde beim Meckern.

Weniger-meckern-Challenge: Meine Erkenntnisse

Auch, wenn in meinem Umfeld nur wenigen Menschen bewusst aufgefallen ist, dass ich positiver als sonst war, so hat sich die Challenge letztendlich als sehr wertvoll für meine Selbstreflexion erwiesen. Folgende Dinge sind mir dadurch klargeworden:

Meckern bringt nicht immer etwas.

Sich aufzuregen ist an sich eine Reaktion des Körpers, um Dampf abzulassen. Doch ich rege mich so oft über Kleinigkeiten auf, die es gar nicht wert sind. Ich habe sogar festgestellt, dass ich manchmal nur meckere, weil ich denke, dass ich es tun sollte – und nicht, weil ich wirklich nicht anders kann. Doch danach fühle ich mich eigentlich nie besser.

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Mir entgeht vermutlich einiges.

Ich bin oft wirklich grundlos negativ eingestellt und lehne vieles im Vorfeld bereits automatisch ab, aus Angst vor Veränderungen oder Unerwartetem. Und ich glaube, dass mir dadurch leider öfter mal neue und positive Erfahrungen verwehrt bleiben.

Meine positive Einstellung beeinflusst mein Umfeld.

Das Zusammenleben mit meinem Freund ist mittlerweile viel entspannter geworden. Vielleicht, weil sich langsam alles einpendelt und nicht mehr so viele lästige Dinge zu tun sind – vielleicht aber auch, weil ich mich nicht mehr so sehr hochschaukele und ihn nicht mehr damit anstecke. Auf jeden Fall geht er auch sachlicher und positiver an viele Dinge heran.

Ich kann meine Gedanken bewusst steuern.

Ich habe gelernt, dass mich mein Denken selbst beeinflussen kann, indem ich mir ganz einfach bewusst vornehme, erstmal abzuwarten und Dinge positiv zu sehen. Dafür ist allerdings im ersten Moment viel Selbstbeherrschung nötig.

Diese Probleme hatte ich bei der Challenge

Leider habe ich in manchen Momenten wirklich vergessen, dass ich gerade versuche, weniger zu meckern. Wenn ich zum Beispiel gestresst war, wurde ich oft laut und unsachlich und hatte keine Zeit, mich zu besinnen und bewusst positiv zu sein. Und auch das Lästern über einen Promi oder Leute im Trash-TV konnte ich natürlich nicht lassen, aber ist der Spaß am Lästern auch schon Meckern?

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An manchen Tagen hatte ich auch so richtig schlechte Laune und habe mich schlichtweg geweigert, mir irgendetwas Positives einzureden. Negative Gefühle konnte ich also in den Challenge-Wochen nicht wirklich ausschalten, aber ich denke, das ist okay, weil es auch nicht darum geht, irgendetwas vorzutäuschen. Außerdem kann es nicht gesund sein, alles einfach runterzuschlucken.

Bist du ein Optimist oder Pessimist?

Katja Gajek

Was ich mir für die Zukunft vornehme

Die meisten kleinen Dinge im Alltag sind es wirklich nicht wert, dass man seine Energie und Zeit damit verschwendet, sich über sie aufzuregen. Wenige Momente später werden sie oft bereits bedeutungslos. Das versuche ich zukünftig im Hinterkopf behalten und für meine Reaktion zu beherzigen. Statt mich immer nur aufzuregen, will ich außerdem versuchen, mehr Positives in Situationen zu sehen und auch offen gegenüber Veränderungen zu sein. Unvoreingenommen und mit einer ehrlich kommunizierten Wertschätzung für die Taten und Worte anderer bringe ich nicht nur mich selbst in eine positive Grundstimmung, sondern auch mein Umfeld. Jetzt muss ich all das nur noch so sehr verinnerlichen, dass ich diese Dinge ganz automatisch umsetze und sie keine Challenge mehr für mich sind.

Katja Gajek

Bildquelle: desired/Anna Düe; iStock/mama_tao