Der Virologe Christian Drosten ist einer der führenden Experten im Kampf gegen das Coronavirus. Er gilt aber auch als ein Verfechter strenger Maßnahmen und mahnt regelmäßig vor übereilten Lockerungen. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte er jetzt jedoch, dass er – zumindest als Privatperson – die dringende Notwendigkeit weiterer Öffnungen in diesem Bereich sehe und unterstütze. Um das zu ermöglichen, schlägt er vor, Lehrerinnen und Erzieher gezielt zu testen.
Bevor es losgeht: Aus seiner Sicht als Virologe weist Drosten noch einmal darauf hin, dass es bisher keine wissenschaftlichen Hinweise darauf gibt, dass Kinder weniger infektiös seien als Erwachsene. Allerdings verläuft die Krankheit bei ihnen häufiger ohne sichtbare Symptome. Bei Kindern selbst bleibt sie deshalb häufig unentdeckt, andere anstecken können sie dennoch. Anders sieht das bei den Erwachsenen aus, die sie betreuen. Sie entwickeln meist zumindest leichte Symptome.
Bei weiteren Öffnungen ist es daher naheliegend, diese Personen regelmäßig zu testen. Sie können quasi als Indikator für einen möglichen Ausbruch dienen. Ist eine Lehr- oder Betreuungskraft infiziert, besteht auch die Gefahr, dass Kinder sich infiziert haben. Testkapazitäten müssten daher stark ausbaut und in Schulen und Kitas gezielt eingesetzt werden.
Wöchentliche Tests ermöglichen
Drosten hält auch ein Beispiel parat, wie die Tests in Schulen und Kitas von nun an eingesetzt werden könnten: „Jeder symptomatische Lehrer muss sofort getestet werden und jeder besorgte Lehrer, der auch vielleicht keine Symptome hat, darf einmal pro Woche getestet werden – als Beruhigungs- oder auch Service-Funktion an dieses sehr wichtige Personal.“ Wichtig sei auch, dass die Tests leicht zugängig seien und so keine Hemmschwelle davor bestehe, sich testen zu lassen.
Der Virologe spricht sich dafür aus, dieses Modell möglichst schon vor den Sommerferien einzuüben. „Dann kommen wir, glaube ich, gut in den Herbst rein und da müssen wir ja noch mal besonders aufmerksam sein wegen des Temperatureffekts, den es vielleicht gibt.“
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