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Negativspirale

Doomscrolling: Was schlechte Nachrichten mit unserer Psyche machen

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Das Internet und Smartphones haben sicher auch ihre positiven Seiten, wenn wir sie aber unreflektiert tagtäglich verwenden, kann sich das auch sehr negativ auf unsere Psyche auswirken. Spätestens seit der Corona-Pandemie sind immer mehr Menschen von einem Phänomen betroffen, das den treffenden Namen Doomscrolling trägt. Wir erklären dir, was dahinter steckt und wie du dem Sog aus negativen Nachrichten entkommen kannst.

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Was ist Doomscrolling?

Der Begriff Doomscrolling tauchte vermutlich erstmals 2018 auf Twitter auf, wurde aber erst mit Beginn der Corona-Krise weitläufig verwendet. Die Zusammensetzung aus „doom“ (Untergang, Verderben) und „scrolling“ bezeichnet das exzessive oder zwanghafte Konsumieren negativer Nachrichten auf dem Smartphone. Oft nehmen sich Betroffene nicht zwingend vor, die aktuellen Nachrichten zu lesen, sondern geraten durch Push-Nachrichten und reißerische Schlagzeilen in News-Apps oder auf Social Media in eine Art Sog aus Katastrophen-Meldungen bis hin zu Kommentarspalten voller weiterer Schreckensszenarien.

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Obwohl es schlechte Nachrichten über Kriege und Katastrophen schon seit vielen Jahrzehnten gibt, hat das Phänomen aufgrund der ständigen Aktualisierung über Newsticker und der Dauerberichterstattung auf Social Media in den letzten Jahren einen Aufwind erlebt. Spätestens seit Beginn der Corona-Krise, in der Menschen noch mehr Zeit als zuvor vor Bildschirmen verbrachten, geraten immer mehr Menschen in den Sog von Doomscrolling – sei es nach der Stürmung des amerikanischen Kapitols, dem Tod von George Floyd, dem Angriff Russlands auf die Ukraine oder dem schrecklichen Erdbeben in der Türkei und Syrien.

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Was macht Doomscrolling so gefährlich?

Doch ist Doomscrolling heutzutage überhaupt ein Phänomen, dem man sich entziehen kann? Tatsächlich ist nicht jeder empfänglich dafür, ungewollt in einen Strudel aus negativen Schlagzeilen zu geraten. Die Art, wie heutzutage Schlagzeilen verfasst und wie Algorithmen bewusst kontroverse Artikel auf Social Media ausspielen, machen es uns aber nicht gerade einfach, nicht hilflos dem Doomscrolling zu verfallen. Jeder sollte daher ein Bewusstsein dafür entwickeln, welchen Einfluss die Allgegenwärtigkeit schlechter Nachrichten auf unsere Psyche hat.

Wie die Psychologin Susan Albers von der amerikanischen Cleveland Clinic erklärt, seien vor allem Menschen anfällig für Doomscrolling, die bereits eine negative Denkweise haben, ängstlich oder depressiv sind. Obwohl sie es oft nicht bewusst tun, klicken Betroffene häufiger auf Schreckensmeldungen, die das bestätigen, was sie eh schon vermuten. Doomscrolling manifestiert so also negative Gefühle, die bereits vorher bestanden und verschlimmert sie sogar noch. Schnell wird dieses Verhalten dann zu einer Gewohnheit: Bei Langeweile oder schlechter Laune wird das Smartphone gezückt und schnell landet man über News Apps, Push-Nachrichten oder Social Media wieder bei Negativ-Schlagzeilen. Auf diese Weise versetzt du deinen Körper in einen ständigen Stresszustand und erhöhst dein Cortisol-Level. Und das Schlimmste daran: Betroffene sind in diesen Momenten meist mit ihren Gedanken alleine und tauschen sich nicht in persönlichen Gesprächen über ihre Gefühle aus.

Tipps gegen Doomscrolling

Heutzutage scheint es fast unmöglich, schlechten Nachrichten zu entkommen, wenn man gleichzeitig auch up to date bleiben möchte. Es ist aber möglich, Doomscrolling zu vermeiden und dennoch alle relevanten Informationen mitzubekommen.

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#1 Mach dir bewusst, wann du zum Smartphone greifst

Doomscrolling passiert meist dann, wenn wir gelangweilt unser Smartphone in die Hand nehmen und auf die erstbeste News- oder Social Media-App klicken, die uns angezeigt wird. Versuche daher, dir über diese Vorgänge bewusst zu werden. Gerätst du zum Beispiel schon sofort nach dem Aufstehen beim ersten Blick auf den Bildschirm in einen Sog aus schlechten Nachrichten, kannst du dir eine Sperre für bestimmt Apps auf deinem Smartphone einrichten oder dir positivere Morgenrituale angewöhnen.

Nina Everwin

News-Apps vom Startbildschirm nehmen!

Du musst nicht alle Social Media- und News-Apps komplett von deinem Smartphone löschen. Wenn du aber merkst, dass du zu oft zu viel Zeit damit verbringst, gedankenlos herum zu scrollen, kann ich dir empfehlen, bestimmte Apps vom Startbildschirm zu verbannen. Mir hat dieser simple Trick dabei geholfen, nicht mehr wie ein willenloser Zombie automatisch darauf zu klicken, sondern sie nur dann zu benutzen, wenn ich wirklich bewusst Nachrichten konsumieren will.

Nina Everwin

#2 Mehr Qualität statt Quantität

Du musst keine strikte News-Diät machen, um Doomscrolling zu entkommen. Es ist aber möglich, politisch und gesellschaftlich informiert zu bleiben, ohne auf Schlagzeilen und News-Apps zu klicken. Wenn du Angst davor hast, bei wichtigen Themen ohne bestimmte Apps nicht mehr auf dem Laufenden zu sein, solltest du dir stattdessen mehr Zeit nehmen, um tiefer in die Materie einzudringen. Ausführliche Artikel ohne reißerische Überschriften sowie Bücher und Podcasts zu politischen Themen können komplexe Zusammenhänge viel besser begreifbar machen und zeigen oft auch positive Auswege aus Konflikten auf.

#3 Keine Worst-Case-Szenarien

So beliebt sie auch sein mögen, nimm Abstand davor, wenn in Sondersendungen oder Online-Artikeln Worst-Case-Szenarien zu Ende gedacht werden. Du wirst außer verstärkter Ängste nicht davon profitieren, zu wissen, was wäre, wenn der Dritte Weltkrieg ausbräche oder eine Naturkatastrophe eintreffen würde.

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Mitgefühl zeigen, aber nicht runterziehen lassen

Muss ich mich schlecht fühlen, wenn ich beim Leid anderer wegschaue und mein Leben einfach weiterlebe? Nein. Zwar sollte niemand komplett die Augen vor Tatsachen verschließen, aber es ist absolut menschlich, dass uns die Bilder und Schicksale aus Kriegs- und Katastrophengebieten emotional treffen. Natürlich ist es wichtig, über diese schrecklichen Tragödien informiert zu sein, zum Beispiel auch, um Hilfs- und Spendenaufrufe wahrzunehmen. Dennoch solltest du stets darauf achten, dass dein Mitgefühl nicht in Mitleiden ausartet, welches am Ende nichts bringt, außer noch mehr Schmerz. Wer sich zu sehr in das Leid anderer Menschen hineinsteigert und sich psychisch davon runterziehen lässt, sollte den Konsum solcher Nachrichten reduzieren. Schließlich belastet dies nur dich selbst, schlägt auf deine Gesundheit und macht das Leid der anderen nicht weniger.

Du musst dich daher nicht schlecht fühlen, wenn du den Ausknopf drückst oder das Handy weglegst, wenn die Nachrichten zu schrecklich sind. Es bedeutet in keiner Weise, dass du kein Mitgefühl mit den Menschen hast. Es bedeutet lediglich, dass du deine eigene Psyche in diesem Moment schützt. Dein Mitgefühl kannst du stattdessen durch Mitleidsbekundungen, Spenden oder dein Engagement für Hilfsorganisationen sinnvoll zeigen, denn dort hilft es den Betroffenen wirklich. Noch mehr Infos zu dem Thema, wie du dich von schlechten Nachrichten nich runterziehen lässt, findest du in diesem spannenden Interview mit Expertin Ronja von Wurmb-Seibel.

Du kannst die Welt nur verbessern, wenn es dir selbst gut geht. Versuche daher täglich etwas für deine Psyche zu tun:

16 Dinge, die du jeden Tag für deine Psyche tun kannst

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Bildquelle: Getty Images/Maria Voronovich

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