Neben Shampoo, Rasierschaum, Windeln und Co. findet man in den Regalen der Drogeriekette dm seit kurzem ein ganz neues Produkt: Pfefferspray. Dieses wurde offiziell als „Tierabwehrspray“ neu in das Sortiment des Einzelhändlers aufgenommen. Grund sei eine gestiegene Nachfrage nach dem Produkt.
Gegenüber dem Tagesspiegel erklärt dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer, dass es „vermehrt Anfragen von Kundinnen“ gegeben habe, die das Spray „in gewohnter Einkaufsumgebung kaufen wollten.“ So habe man sich dazu entschieden, das Pfefferspray anzubieten. Seit dem 23. Juni ist dies nun der Fall. Das Reizgas wird offiziell als Tierabwehrspray verkauft, wodurch die Legalität gesichert wird. Fraglich ist nur, ob die Käuferinnen das Spray wirklich mit der Intention kaufen, tollwütige Füchse und andere Wildtiere abzuwehren. Die Vermutung liegt nahe, dass bei vielen Käufern die Abwehr von Menschen im Vordergrund steht.
Pfefferspray bei DM: Kritik an unterschätzter Gefahr
Dass man Pfefferspray völlig problemlos in einem dm-Markt kaufen kann, suggeriert, dass es sich dabei um ein ganz gewöhnliches Produkt handelt. Dem ist natürlich nicht so. Pfefferspray ist eine Waffe, der Kauf eine Selbstbewaffnung. Und die ist äußerst kritisch. Durch die öffentliche und damit vermeintlich harmlose Zugänglichkeit sinkt die Hemmschwelle, es auch einzusetzen.
Wenn der Einsatz von Pfefferspray allerdings nicht aus eindeutiger Notwehr geschieht, macht man sich der Körperverletzung strafbar. Mal ganz davon abgesehen, dass man sich bei falscher Handhabung auch selbst schaden kann. Dass es insbesondere Kindern und Jugendlichen durch den öffentlichen Verkauf jetzt einfach gemacht wird, an das Pfefferspray heranzukommen, verschärft das Ganze noch einmal.
Die Gefahr darf also auf keinen Fall unterschätzt werden. Das meint auch Ingo Meinhard, Vorstand der Deutschen Büchsenmacher und Waffenhändler. Es sei bedenklich, Pfefferspray in einer Drogerie anzubieten. Meinhard zufolge ist auch bei Fachhändlern, bei denen das Tierabwehrspray eigentlich aufgehoben sein sollte, ein Anstieg des Verkaufs zu verzeichnen, insbesondere nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht in Köln und den Anschlägen in Bayern.
Bleibt die Frage: Ist es wirklich der richtige Weg, die Angst vielleicht noch zu schüren, indem man Pfefferspray plötzlich als ganz normales Haushaltsprodukt verkauft und somit jedem die Möglichkeit bietet, sich zu bewaffnen und nach eigenem Ermessen loszusprühen?
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