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Psychologie

Der Mandela Effekt: Wenn sich eine ganze Gesellschaft falsch erinnert

Mandela Effekt
© Getty Images/Halfpoint

Dass du dich an Dinge aus der Vergangenheit falsch erinnerst, ist dir bestimmt schon einmal passiert. Und damit bist du auf keinen Fall allein. Ein psychologisches Phänomen namens Mandela Effekt zeigt nämlich, dass sich Tausende von Menschen an vergangene Ereignisse falsch erinnern können. Was hinter dem Mandela Effekt steckt und welche Beispiele es gibt (die dir vielleicht auch bekannt vorkommen) erklären wir dir hier.

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Was ist der Mandela Effekt?

Dieses faszinierende psychologische Phänomen beschreibt eine Situation, in der eine große Anzahl von Menschen gemeinsam eine falsche Erinnerung teilt. Es handelt sich um eine Art kollektive Fehlerinnerung, die so überzeugend ist, dass viele Menschen überrascht oder sogar schockiert sind, wenn sie mit der Realität konfrontiert werden.

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Der Mandela Effekt geht weit über einfache Gedächtnisfehler hinaus. Er zeichnet sich dadurch aus, dass viele Menschen unabhängig voneinander die gleiche falsche Erinnerung haben. Diese Erinnerungen sind oft sehr detailliert und lebendig, und die Betroffenen sind häufig fest von ihrer Richtigkeit überzeugt. Interessanterweise betreffen diese falschen Erinnerungen oft kulturell relevante Ereignisse oder populäre Medien. Der Mandela Effekt fordert unser Verständnis von Realität und gemeinsamem Erleben heraus und zeigt, wie formbar unsere Erinnerungen sein können und wie leicht wir kollektiv in die Irre geführt werden können.

Warum heißt es Mandela Effekt?

Doch woher kommt der Begriff „Mandela Effekt“? Die Entstehungsgeschichte ist faszinierend. Der Name geht auf die Bloggerin und Autorin Fiona Broome zurück, die 2009 ein interessantes Phänomen beobachtete. Sie stellte fest, dass viele Menschen fälschlicherweise glaubten, Nelson Mandela sei in den 1980er Jahren im Gefängnis gestorben. In Wirklichkeit wurde Mandela 1990 aus der Haft entlassen und verstarb erst 2013 im Alter von 95 Jahren. Broome entdeckte, dass sie nicht die Einzige mit dieser falschen Erinnerung war, als sie über das Phänomen auf einer Konferenz in den USA berichtete. Viele Menschen teilten diese Überzeugung, obwohl sie nachweislich falsch war. Aufgrund der Verbreitung und Intensität dieser spezifischen falschen Erinnerung prägte Broome den Begriff „Mandela Effekt“.

Nelson Mandela wurde zum Symbol für dieses Phänomen, da seine Geschichte besonders eindrücklich zeigt, wie stark kollektive Fehlerinnerungen sein können. Der Begriff fand schnell Eingang in Online-Diskussionen und populärwissenschaftliche Artikel. Obwohl er nicht wissenschaftlichen Ursprungs ist, wird das Phänomen in der Psychologie und Gedächtnisforschung ernst genommen und untersucht. Der Fall Mandela ist besonders interessant, weil er zeigt, wie selbst bedeutende historische Ereignisse in unserem kollektiven Gedächtnis verzerrt werden können.

Eine Idee, um nicht vom Mandela Effekt betroffen zu sein, ist zum Beispiel, wichtige Dinge direkt aufzuschreiben. Das funktioniert ganz wunderbar mit Journaling. Was dahintersteckt, siehst du im Video:

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Bekannte Beispiele des Mandela Effekts

Der Mandela Effekt manifestiert sich in verschiedenen Bereichen unseres kulturellen Gedächtnisses. Hier kommen vier bekannte Beispiele für den Mandela Effekt:

#1 Star Wars

Ein bekanntes Beispiel ist der oft zitierte Satz „Luke, ich bin dein Vater“ aus „Star Wars: Das Imperium schlägt zurück“. In Wirklichkeit sagt Darth Vader aber: „Nein, ich bin dein Vater.“ Die falsche Version hat sich möglicherweise durchgesetzt, weil sie dramatischer klingt und oft in der Popkultur zitiert wurde.

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#2 Monopoly-Männchen

Ein weiteres interessantes Beispiel ist das Monopoly-Männchen. Viele Menschen „erinnern“ sich an ein Monokel im Gesicht des Maskottchens, das es in Wirklichkeit nie gab. Diese falsche Erinnerung könnte durch eine Verwechslung mit anderen Figuren wie Mr. Peanut oder eine allgemeine Assoziation von Reichtum mit Monokeln entstanden sein.

#3 Schneewittchen

Auch der berühmte Satz aus Schneewittchen wird oft falsch zitiert. Viele erinnern sich an „Spieglein, Spieglein an der Wand“, während es im Original heißt: „Sag mir, Spiegel an der Wand“. Die falsche Version hat sich durch wiederholtes Falschzitieren in der Popkultur verfestigt.

#4 Pokémon

Selbst in der Welt der Pokémon gibt es ein Beispiel für den Mandela Effekt: Viele Fans erinnern sich an einen schwarzen Streifen am Ende von Pikachu's Schwanz, der in Wirklichkeit nie existierte. Diese falsche Erinnerung könnte durch eine Verwechslung mit anderen Pokémon-Designs oder eine logische Annahme basierend auf Pikachu's sonstigem Farbschema entstanden sein.

Wie zuverlässig sind unsere Erinnerungen?

Kam dir eines der Beispiele bekannt vor? Und fragst du dich jetzt: Wie zuverlässig sind Erinnerungen überhaupt? Die brutale Wahrheit ist, dass unser Gedächtnis bei weitem nicht so verlässlich ist, wie wir oft annehmen. Unser Gehirn ist kein statischer Speicher, sondern ein dynamisches Organ, das Informationen ständig neu interpretiert und rekonstruiert. Jedes Mal, wenn wir uns erinnern, rekonstruieren wir die Erinnerung neu, wobei Details verändert oder hinzugefügt werden können. Starke Emotionen können Erinnerungen zwar verstärken, aber auch verzerren. Je länger ein Ereignis zurückliegt, desto anfälliger sind unsere Erinnerungen für Verzerrungen, was sich beispielsweise auch im Phänomen Toxische Nostalgie widerspiegelt. Auch der Kontext, in dem wir uns erinnern, kann die Erinnerung selbst beeinflussen. Nicht zuletzt nehmen wir oft nur das wahr, was zu unseren Erwartungen passt, und erinnern uns entsprechend. All diese Faktoren machen deutlich, dass unsere Erinnerungen eher kreative Rekonstruktionen als exakte Aufzeichnungen sind.

Erklärungsansätze für den Mandela Effekt

Mit dem Wissen um unser doch recht unzuverlässiges Gehirn im Gepäck wollen wir nun wissen: Wie kann man den Nelson-Mandela-Effekt erklären? Es gibt verschiedene Theorien und Erklärungsansätze. Eine Möglichkeit ist die fehlerhafte Informationsverarbeitung in unserem Gehirn. Beim Versuch, Informationen zu verarbeiten und zu speichern, können Lücken mit plausiblen, aber möglicherweise falschen Details gefüllt werden. Diese „Lückenfüller“ können sich mit der Zeit verfestigen und als echte Erinnerungen wahrgenommen werden. Auch unsere Suggestibilität (Bereitschaft oder Empfänglichkeit) spielt eine Rolle. Menschen sind anfällig für Suggestionen, besonders wenn sie von vertrauenswürdigen Quellen kommen. Wiederholte Falschdarstellungen in Medien oder Gesprächen können unsere Erinnerungen beeinflussen und diese suggerierten Informationen können in bestehende Erinnerungen integriert werden.

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Ein weiterer Erklärungsansatz ist die sogenannte Konfabulation. Das bedeutet, unser Gehirn kann unabsichtlich falsche Erinnerungen erzeugen, um Kohärenz (Zusammenhänge) herzustellen. Dies geschieht oft, um Lücken in unserem Gedächtnis zu füllen oder um widersprüchliche Informationen in Einklang zu bringen. Diese Konfabulationen können so überzeugend sein, dass wir sie von echten Erinnerungen nicht unterscheiden können. Auch soziale Einflüsse spielen eine wichtige Rolle. In Gruppen können sich falsche Erinnerungen verstärken und verbreiten. Das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit kann dazu führen, dass wir unsere Erinnerungen an die der Gruppe anpassen. Dieser „Gruppeneffekt“ kann erklären, warum bestimmte falsche Erinnerungen weit verbreitet sind. Schließlich spielen auch kognitive Verzerrungen eine Rolle. Unser Gehirn verwendet verschiedene Abkürzungen (Heuristiken), um Informationen schnell zu verarbeiten. Diese können zu systematischen Fehlern in unserer Wahrnehmung und Erinnerung führen, in der Fachsprache Bestätigungsfehler oder Rückschaufehler genannt.

Was können wir aus dem Mandela Effekt lernen?

Er lehrt uns einige wichtige Lektionen über unser Gedächtnis und unsere generelle Wahrnehmung der Realität. Zunächst einmal ist es tatsächlich wichtig, unseren Erinnerungen gegenüber skeptisch zu sein, besonders wenn sie sehr alt oder emotional aufgeladen sind. Der Schritt könnte natürlich schwerfallen, schließlich sind wir oft von unseren Erinnerungen überzeugt. Doch es lohnt sich, offen und bereit zu bleiben, unsere Überzeugungen zu überdenken, wenn wir mit neuen Beweisen konfrontiert werden.

Das Wissen über den Mandela Effekt kann uns außerdem helfen, empathischer mit den Erinnerungen und Wahrnehmungen anderer umzugehen. Es ist wichtig zu reflektieren, wie unsere eigenen Erfahrungen, Vorurteile und das soziale Umfeld unsere Erinnerungen beeinflussen könnten. Wenn uns etwas besonders wichtig ist, kann es hilfreich sein, es zu dokumentieren, da schriftliche Aufzeichnungen oft zuverlässiger sind als Erinnerungen. Dabei sollten wir geduldig mit uns selbst und anderen sein. Falsche Erinnerungen sind kein Zeichen von Dummheit oder Unehrlichkeit, sondern ein faszinierender Aspekt unserer komplexen Gehirnfunktionen.

Und letztendlich zeigt uns der Mandela Effekt, wie faszinierend und komplex unser Gehirn arbeitet. Statt uns von falschen Erinnerungen verunsichern zu lassen, können wir sie als Anlass nehmen, mehr über uns selbst und unsere Wahrnehmung der Welt zu lernen. Sie bieten eine einzigartige Gelegenheit, über die Natur des Gedächtnisses, die Formbarkeit unserer Wahrnehmung und die komplexen Wechselwirkungen zwischen individueller und kollektiver Erinnerung nachzudenken. In diesem Sinne: Welche deiner Erinnerungen würdest du jetzt gerne überprüfen?

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