Du bist ein großer Fan von To-do-Listen, aber irgendwie machen die herumfliegenden Zettel Dir das Leben manchmal nicht leichter, sondern alles noch viel chaotischer? Dann ist ein Bullet Journal vielleicht das Richtige für Dich! Mit dieser einfachen aber genialen Methode hast Du Deine Listen, Aufgaben und Termine an einem Ort – und kannst so Dein ganzes Leben organisieren.
Auf Deinem Schreibtisch fliegen zig verschiedene Post-its herum, Deine Termine schreibst Du manchmal in Dein Handy, manchmal in den Kalender, der irgendwie immer zwei Monate hinterherhinkt und manchmal vergisst Du sie einfach – bis Du völlig abgehetzt und zehn Minuten zu spät in den Friseurstuhl sinkst. Kennst Du solche Situationen? Dann hast Du bestimmt noch nicht vom sogenannten Bullet Journaling gehört.
Hinter dem Namen „Bullet Journal“ verbirgt sich ein simples aber geniales Agenda-System, das der amerikanische Designer Ryder Carroll über 20 Jahre lang entwickelt und ausgefeilt hat. Es dient als Kalender, To-do-Liste, Tagebuch und Notizblock gleichermaßen. Alle Einträge werden mit Hilfe verschiedener „Bullet Points“ (daher der Name) codiert und sind auf den ersten Blick voneinander zu unterscheiden. Mittlerweile erobert das Bullet Journal die ganze Welt und ist die Lebensorganisationsmethode der Wahl für Manager, Blogger, Minimalisten und Kreative. Das Geniale am Bullet Journal ist, dass man das System beliebig anpassen, weiterentwickeln und für seine eigenen Bedürfnisse adaptieren kann.
Wie funktioniert Bullet Journaling?
So einfach das Bullet-Journal-System ist, am Anfang muss man sich erst einmal in die ungewohnte Art der Kalenderplanung einfinden. Statt einen Kalender oder ein Filofax mit vorgefertigten Tages-, Monats- und Jahresübersichten zu nutzen, wird das Bullet Journal nämlich komplett selbst gestaltet und angelegt. Zu klein geratene Felder für die Tagesplanung oder unbeschriebene Seiten, weil Du den Kalender eine Woche lang nicht benutzt hast, gehören bei dieser Methode der Vergangenheit an. Um Dir erst einmal einen Überblick über die Funktionen des Bullet Journals zu verschaffen, solltest Du Dir zunächst das Video von Entwickler Ryder Carroll ansehen.
So startest Du Dein Bullet Journal
Was Du brauchst
Das Prinzip der Methode ist also ganz einfach. Du gestaltest Dein Bullet Journal quasi Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat neu. So erfüllt jede Seite die Funktion, die Du gerade benötigst. Klingt nach viel Arbeit? Eigentlich nicht. Wenn man den Dreh erst einmal heraus hat, gelingt die Planung mit dem Bullet Journal ganz schnell. Doch nun nochmal alles Schritt für Schritt. Um mit dem Bullet Journaling zu beginnen, benötigst Du ein Notizbuch (liniert, kariert oder mit frei gestaltbar-gepunkteten Seiten – das bleibt ganz Dir überlassen) und einen Stift. Du kannst also ein Buch oder einen Block benutzen, den Du bereits zu Hause herumfliegen hast, oder aber Dir ein schickes Notizbuch der bei „BuJo-Fans“ beliebten Marken Moleskin oder Leuchtturm besorgen – Washi Tape, Stempel oder andere Gestaltungshilfen nötig. Ein Lineal kann außerdem helfen, Struktur in Dein Journal zu bringen.
Die Index-Seite
Dies ist im Prinzip die wichtigste Seite Deines Bullet Journals. Da Du jede Liste, Wochenplanung und andere Module jeweils auf die nächste freie Seite setzt, brauchst Du ein gutes Inhaltsverzeichnis, damit Du später alles wiederfindest. Daher müssen die Seiten im Bullet Journal nummeriert werden. Die ersten beiden Seiten bilden den Index. Hier trägst Du quasi immer wenn Du eine neue Seite beginnst ein, was sich auf dieser Seite findest.
Jahresplaner
Nach dem Index solltest Du ein paar Seiten für einen Jahresplaner (in der Bullet Journal-Terminologie das „Future Log“) anlegen. Hier trägst Du alle Monate des kommenden Jahres ein mit ein wenig Platz für größere Events (zum Beispiel Urlaub, große Jobprojekte, Umzüge und ähnliches. Wichtig ist, dass auch diese Eintragungen in den für das Bullet Journaling typischen Codierungen festgehalten werden – dazu kommen wir gleich genauer.
Monats-, Wochen- und Tagesplaner
Nach dem Jahresplaner, der Dir eine größere Übersicht geben soll, geht es an die Monate. Zu Beginn jedes Monats legst Du zwei Seiten für den Monatsplaner an. Auf der einen Seite alle einzelnen Tage mit wichtigen Events, auf der anderen Seite eine Sammlung aller wichtigen Aufgaben, Ideen, Anschaffungen, die den nun folgenden Monat anstehen. Diese Seite ist so etwas wie ein Sammelbecken Deiner Gedanken, die Du im Laufe der Zeit auf verschiedene Tage verteilst. Anschließend folgt entweder eine weitere Wochenübersicht oder einfach eine Liste von Bullet Points für jeden Tag.
Was bedeuten die Bullet Points?
Wenn sich das Bullet Journal für Dich nach wie vor komplizierter anhört, als Deine bisherige Zettelwirtschaft, dann weil der Schlüssel, der dieses System so praktisch macht, noch fehlt: die Codierungen. Da Dein Bullet Journal To-do-Liste, Planer und Tagebuch in einem ist, kannst Du dort sowohl Aufgaben und Termine als auch Gedanken und Notizen festhalten. Dafür musst Du nicht das Buch, die Seite oder das Register wechseln, sondern schreibst alles einfach untereinander – so wie es Dir gerade in den Sinn kommt. Das Geheimnis, damit kein undurchdringliches Kauderwelsch in Deinem Journal landet ist, sich einerseits kurz zu fassen und die einzelnen Bullet Points voneinander zu unterscheiden. Bei einer Aufgabe setzt Du vor den Eintrag einen Punkt. Ist die Aufgabe erledigt, machst Du aus dem Punkt ein Kreuz. Termine und Events werden durch einen Kreis vor dem Eintrag gekennzeichnet und Notizen und Gedanken durch einen Spiegelstrich.
Migrieren und Priorisieren
Nun siehst Du bereits auf einen Blick, was Aufgabe, Termine und sonstige Notizen sind und auch, welche Aufgaben erledigt und noch nicht erledigt sind. Schaffst Du eine Aufgabe nicht am geplanten Tag, kannst Du sie auf den nächsten migrieren, indem Du ein „größer als“-Zeichen (>) über den Punkt schreibst. Wenn Du eine Aufgabe für die Zukunft festhalten willst, dafür aber noch keine Seite angelegt hast, setzt Du ein „kleiner als“-Zeichen (<) über den Punkt. Wichtige Aufgaben priorisierst Du auf einen Blick, indem Du ein Ausrufezeichen vor den Punkt setzt.
Die Vorteile des Rapid Logging
Deine Gedanken so niederzuschreiben, wie sie Dir in den Sinn kommen und mit dem Schlüssel des Bullet Journal-Prinzips zu codieren wird auch als „Rapid Logging“ bezeichnet. So musst Du nicht zwischen verschiedenen Seiten und Listen hin- und herspringen und läufst nicht Gefahr, etwas zu verlieren, zu übersehen oder zu vergessen. Was Du an dem einen Tag, der einen Woche, dem einen Monat nicht geschafft hast, ziehst Du in den nächsten – und kannst dabei gleich erkennen, was wichtig und was unwichtig ist. Vorgedruckte Kalender frustrieren oft, wenn die Hälfte aller Seiten leer ist. Einzelne Zettel neigen dazu, öfter mal zu verschwinden. Mit dem Bullet Journal ist alles an einem Ort und immer dabei.
Personalisieren, verschönern und Co.
Doch warum lieben gerade Blogger und Kreative das Bullet Journal so? Ganz klar: Weil man es so schön personalisieren und gestalten kann! Gib einfach mal den Hashtag #bulletjournal bei Instagram ein oder suche danach auf Pinterest. Aus dem minimalistischen Prinzip werden bunte, durchgestylte Allroundplaner, die nicht nur als Terminkalender dienen, sondern als Ideenschmiede, DIY-Projekt und Skizzensammler. Mit dem Bullet Journal kannst Du Deine Ziele visualisieren – zum Beispiel um in einem Monat zwei Kilo abzunehmen oder Dir anzugewöhnen, jeden Morgen joggen zu gehen – Bücher- und Film-Wunschlisten anlegen, Urlaubserinnerungen festhalten und einfach ein wenig an Deinen Visualisierungskünsten feilen – gerade in der digitalen Zeit nehmen wir doch eigentlich viel zu selten mal einen Stift in die Hand.
Keine Angst vor Fehlern!
Das Bullet Journal kann das alles sein – oder auch einfach eine Sammlung von schnöden Listen – das Schöne ist, dass ganz alleine Dir überlassen ist, wie viel Zeit und Energie Du in Dein Bullet Journal steckst. Schließlich soll der Planer vor allem Zeit ersparen und nicht Zeit kosten. Du bleibst nicht regelmäßig am Ball? Während Dir bei einem Kalender in einem solchen Fall leere Seiten, die auf einen bestimmten Tag ausgerichtet sind, entgegenstarren, verändert sich Dein Bullet Journal ständig. Denn völlig egal, ob Du ganze Romane schreibst oder einen Monat lang gar nichts: Was auf der nächsten freien Seite passiert, entscheidest Du ganz allein!
Bildquellen: iStock/LittleBee80 (Artikelbild), iStock/Maxxa_Satori