Na, heute schon gelesen? In einer Welt der flackernden Bildschirme und omnipräsenten Smartphones greifen wir immer seltener zum Buch. Das haptische Objekt mit seinen raschelnden Seiten ist mittlerweile zu einem Symbol geworden: Wer heute das Buch wählt, macht das viel bewusster als früher, wird automatisch Teil einer eingeschworenen Gemeinde der ‚Noch Bücher Lesenden‘.
Keine Frage – wir lesen immer noch viel: Von Online-Nachrichten bis hin zu unseren Lieblings-Blogs, Berichten, Sachbüchern, Rezepten und Rezensionen. Was aber deutlich zu kurz kommt, das ist die Art von Lesestoff, die eben vor allem in der traditionellen Buchform daherkommt. Die liebe Literatur! Warum wir wieder öfters zum literarischen Buch greifen sollten und welche positiven Effekte das für uns haben könnte, erfährst du hier.
„Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor“, sagte Voltaire, „das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns“, empfand Kafka und „Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste“, sinnierte Heinrich Heine. Alle großen Dichter und Denker waren und sind sich einig: Eine Welt ohne das Buch ist keine Welt, in der man leben möchte. Damit meinten sie natürlich das literarische Buch und nicht das neue Kochbuch von Attila Hildmann. Wieso uns Stress, Desinteresse oder anderweitige Zerstreuungen immer weiter vom literarischen Buch entfernen, ist eine andere Frage. Die Gründe, warum du aber wieder öfters zum Roman anstatt zur Zeitung greifen solltest, sind hingegen sogar wissenschaftlich bewiesen.
#1 Literatur lesen weckt Empathie
Literatur erlaubt es dem Leser, sich in die verschiedensten Figuren und Situationen einzufühlen, sie eröffnet neue und bisher unbekannte Gefühlswelten. Die Protagonisten unserer Wahlgeschichten können in uns Sympathie oder Befremdung auslösen. Sie beherbergen entweder ein Identifikationspotential oder erwecken Antipathie: Beides setzt voraus, dass wir uns mit den verschiedenen Charakteren auseinandersetzen und zu ihnen Stellung beziehen. Dies wiederum fordert eine Reflexion bezüglich Moral, Wertvorstellungen und Prinzipien – alles wesentliche Bestandteile der emotionalen Intelligenz.
#2 Es macht attraktiv
Das Entdecken fremder Welten steigert nicht nur unser Einfühlungsvermögen, sondern öffnet uns gegenüber anderen Kulturkreisen und erweitert unseren Horizont. Belletristik lässt uns oftmals über den eigenen Tellerrand blicken und an Situation teilhaben, zu denen wir sonst niemals Zugang gehabt hätten. Literatur bildet uns zu kritischen Köpfen aus, die auch mal Situationen hinterfragen, sie macht neugierig, weltoffen und wortgewandt – was könnte attraktiver sein?
#3 Es erweitert das Vokabular
Wer viel liest, ist in der Lage, sich häufig treffender und gewählter auszudrücken: Mit jedem guten Buch, das man gelesen hat, wird der Wortschatz reicher. Übrigens auch ein Grund, warum man Kleinkindern unbedingt aus Büchern vorlesen sollte. In einer Studie des Rhode Island Hospitals aus Providence untersuchten die Ärzte den rezeptiven Wortschatz von acht Monate alten Kleinkindern: Die Babys wurden in zwei Gruppen eingeteilt, der einen wurde täglich vorgelesen, der anderen nicht.
Das Ergebnis war erstaunlich: Der Wortschatz der Kinder, denen vorgelesen wurde, stieg um 40 Prozent im Vergleich zum Säuglingsalter an. Bei den Kindern, denen nicht vorgelesen wurde, waren es nur 16 Prozent.
#4 Es ist wie Doping fürs Gehirn
Regelmäßig Literatur zu lesen ist also das beste ‚Doping‘, das man seinem Hirn zukommen lassen kann: Es erhöht das Vokabular beträchtlich, wie bereits erwähnt, es verbessert jedoch auch die gesamte Gehirn- und Gedächtnisleistung.
2014 veröffentlichte die New School for Social Research aus New York eine umfassende Studie, die belegte, dass das Lesen von fiktionaler Literatur sogar alle Formen der Intelligenz steigert. Sowohl die Emotionale Intelligenz (die Fähigkeit soziale Kompetenz zu beweisen), die fluide Intelligenz (die Fähigkeit schnelle Lösungsansätze für Probleme zu finden) sowie das Allgemeinwissen werden stimuliert und verbessert.
#5 Lesen reduziert Stress
Es gibt keinen effektiveren und schöneren Weg, um Stress aus Ihrem Alltag abzubauen als durch das Lesen von Literatur. Hier ist es egal, ob du zum Liebesroman, Sci-Fi-Abenteuer oder Krimi greifst, die Hauptsache ist, dass es sich um ein für dich fesselndes Buch handelt. Dann ist es nämlich möglich, sich regelrecht in das fremde Geschehen zu vertiefen, dem eigenen Stress zu entfliehen und die Welt da draußen kurz zu vergessen. Eine effektivere Stopp-Taste für Stress kann selbst Sport oder Musik hören nicht bieten, fanden Wissenschaftler der University of Sussex im Jahr 2009 heraus: Unter der Leitung des Neuropsychologen David Lewis belegten die Studien, dass literarisches Lesen das Stresslevel innerhalb von einer kurzen Zeit von nur sechs Minuten um 68 Prozent reduziert, Sport kommt nur auf 42 Prozent. Dr. Lewis wissenschaftliches Fazit war eindeutig: Sich in einem Roman zu verlieren ist das ultimative Relaxing.
Unsere aktuellen Buchempfehlungen für den Sommer findest du hier:
Konnten wir dir ein bisschen Lust aufs Lesen machen? Vielleicht schaust du noch mal dein Bücherregal durch, ob sich dort noch ein ungelesenes Buch findet, was dringend eine zweite Chance verdient.