Als wir in der Redaktion über den Weltfrauentag diskutiert haben, stellte sich schnell heraus, dass uns viele Dinge an diesem Tag eigentlich sehr nerven. Dass wir nicht nur plump Rosen geschenkt bekommen wollen, sondern finden, dass der Tag genutzt werden sollte, um auf echte Probleme und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Deshalb haben wir hier unsere ganz persönlichen Wünsche zum Weltfrauentag formuliert, die zeigen, dass es in vielen Bereichen noch großes Verbesserungspotenzial gibt.
Männer und Frauen, die an einem Strang ziehen
„Zum Weltfrauentag wünsche ich mir starke und selbstbewusste Frauen. Frauen, die Missstände öffentlich ansprechen. Frauen, die sich gegenseitig unterstützen, statt jede Entscheidung der anderen infrage zu stellen. Und ich wünsche mir Männer, die die Ungerechtigkeiten der Gender-Gap erkennen und dazu beitragen wollen, eine Balance zu finden. Denn Gleichberechtigung kann es nicht geben, wenn Männer und Frauen nicht an einem Strang ziehen.“ – Alannah
Ein respektvoller Umgang
„Ich wünsche mir zum Frauentag, dass Gleichberechtigung in den Köpfen aller ankommt. So habe ich beispielsweise das Gefühl, dass man als Frau immer noch viel mehr dafür kämpfen muss, ernstgenommen zu werden, als Männer dies tun müssen. Gerade in männerdominierten Berufen bekommen Frauen oft sexistische Bemerkungen zu hören, wie diese Tweets beweisen. Deshalb wünsche ich mir, dass Männer und Frauen sich beruflich sowie privat wirklich auf Augenhöhe begegnen und mit Respekt behandeln. Dass Frauen nicht als „das schwache Geschlecht“, „zickig“, „emotional“ oder „herrisch“ abgestempelt werden. Dass Hausarbeit und Kindererziehung gerecht aufgeteilt werden. Und vor allem, dass Frauen sich nicht in die Opferrolle drängen lassen, sondern nie den Mut und Antrieb verlieren, für ihre Rechte und Ideale einzutreten.“ – Christina
Eine positivere Besetzung des Feminismus-Begriffs
„Ich wünsche mir, dass das Wort Feminismus nicht mehr so negativ verstanden wird und dass mehr Frauen und Männer sich trauen, sich zu ihren feministischen Ansichten zu bekennen. Es heißt oft: „Ja klar bin ich für gleiche Rechte für Männer und Frauen, aber ich bin doch keine Feministin!“ Oder: „Du bist Feministin? Aber doch hoffentlich nicht so eine Alice Schwarzer!“ Ich sehe das so: Feministin ist, wer daran glaubt, dass Frauen und Männer gleichgestellt sein sollten und wer bereit ist, seinen eigenen (großen oder kleinen) Beitrag im Kampf gegen Sexismus zu leisten. Und dafür musst du nicht auf Make-up verzichten, darfst so burschikos oder „tussig“ sein, wie du willst, und musst auch wirklich keine Männer hassen.“ – Diana
Keine falschen Vorurteile über Frauen in der Arbeitswelt
„Ich wünsche mir generell, dass falsche Vorurteile über Frauen – insbesondere in der Berufswelt – endlich verschwinden. Viel zu oft höre ich Sätze wie „So viele Frauen, das gibt doch nur Zickenkrieg!“ Oder: „Ein Team nur aus Frauen, das stelle ich mir anstrengend vor.“ Diese Vorurteile bestehen übrigens nicht nur in den Köpfen von Männern, sondern leider oft auch bei Frauen. Nach mittlerweile über 10 Jahren in einer Branche, in der ich überwiegend mit Frauen zusammenarbeite, kann ich sagen, dass NICHTS davon zutrifft. Ich schätze meine Kolleginnen, arbeite gerne mit ihnen zusammen und spüre stets Teamgeist statt Konkurrenzkampf. Das Image der „zickigen Furien“, die sich gegenseitig nichts gönnen, ist einfach falsch und muss abgeschafft werden.“ – Nadine
Mehr Verständnis und Wertschätzung für Mütter
„Ich wünsche mir als Mama zum Weltfrauentag vor allem mehr Wertschätzung und Verständnis. Oft wird übersehen, wie schwer die Doppelbelastung ist, eine gute, fürsorgliche Mama zu sein und trotzdem noch Frau zu bleiben, eine gute Partnerin zu sein und Karriere zu machen. Kinderbetreuung, Erziehung, Haushalt – das sind noch immer Dinge, die vor allem wir Frauen managen. Aber warum? Der Appell geht aber nicht nur an die Männer, sondern auch an andere Frauen. Hört endlich auf, euch gegenseitig fertigzumachen! Anerkennung und Akzeptanz, das wäre schön.“ – Jessica
Mehr Unterstützung für berufstätige Eltern
„Ich wünsche mir mehr Unterstützung für arbeitende Eltern. Es sollte in viel mehr Firmen die Möglichkeit geben, im Home Office zu arbeiten, gerade wenn die Kita mal geschlossen oder das Kind krank ist. Außerdem sollten werdende Mütter nicht die Angst verspüren, nach der Elternzeit nur schwer wieder ins Berufsleben zurückzufinden, weil sie vielleicht erst einmal nur in Teilzeit arbeiten können oder möchten und das vom Arbeitgeber nicht gerne gesehen wird. Hier ist auf jeden Fall mehr Toleranz nötig.“ – Katja
Ein offener Diskurs über Probleme von Frauen in anderen Ländern und Kulturen
„Ich würde mir wünschen, dass der Weltfrauentag dazu anregt, sich auch mit den Problemen von Frauen aus anderen Ländern und Kulturen zu befassen. Aus Angst davor, in die rechte Ecke gestellt zu werden, verschließen deutsche Feministinnen meiner Meinung nach viel zu oft die Augen vor Diskriminierungen, unter denen muslimische Frauen zu leiden haben. Auch hierzulande gibt es weibliche Genitalverstümmelungen, Mädchen, die gezwungen werden, sich zu verhüllen, und sogenannte „Ehrenmorde“. Es hilft nicht, diese immer nur zu relativieren. Westliche Feministinnen sollten keine Angst vor Religionskritik haben, auch wenn diese nicht das Christentum betrifft.“ – Nina
Keine Doppelmoral bei Männern und Frauen
„Erinnerst du dich noch an den Song von Christina Aguilera namens „Can’t hold us down“? Das Lied ist schon über 16 Jahre (!) alt und trotzdem scheint mir dessen Message noch genauso relevant zu sein wie damals. Sobald Frauen lautstark ihre Meinung vertreten, werden sie von vielen (Männern und durchaus auch anderen Frauen) als zickig abgestempelt. Wenn sie viele Sexualpartner hatten, gelten Frauen als Schlampen – und Männer? Die sind eben feurige Casanovas. Für viele macht es sie noch begehrenswerter. Echt jetzt? Diese Doppelmoral sollten wir dringend aus unseren Köpfen verbannen. Und das gilt für beide Geschlechter, denn ich glaube, gewisse Vorurteile bestehen in jedem Kopf. Respekt und Gleichberechtigung im Denken, daran sollten wir alle arbeiten. Vielleicht hilft es ja, so als Gedächtnisstütze, ab und zu Christina Aguileras Song zu hören. 😉 “ – Susi
Rights, not roses!
Und, stimmst du unseren Wünschen zu oder vertrittst du ganz andere Ansichten? Verrate uns deine Meinung in den Kommentaren und entdecke in unserem Themenspecial zum Weltfrauentag noch viele weitere spannende Inhalte!