Zugegeben: In den letzten 50 Jahren hat sich in Sachen Gleichberechtigung einiges getan. Trotzdem gibt es immer wieder Situationen im Alltag, die diskriminierend oder sexistisch gegenüber Frauen sind. Nur merken wir das oft gar nicht mehr, weil sie längst zur Normalität geworden sind.
#1 Lächle doch mal
Warum zur Hölle ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Frauen stets ein leichtes Lächeln auf den Lippen haben müssen? Schauen Männer mit ernster Miene drein, ist das nichts, worüber gesprochen werden müsste. Als Frau ist ein Spruch wie „Na, warum denn so ernst?“ oder „Och, jetzt lächle doch mal“ meistens gleich um die Ecke. Nein, auch unser Geschlecht lächelt nicht, wenn es einfach keinen Grund dafür gibt.
#2 Bier trinkende Frauen sind derbe
Bestellt eine Frau ein kühles Helles oder gar ein Schwarzbier, richten sich viele männliche Blicke der Runde schnell auf die, die diese außergewöhnliche Wahl getroffen hat. Schließlich wäre es so viel damenhafter, ein leichtes Rosé-Schörlchen oder ein Gläschen Sekt zu bestellen. Sätze wie „Ich mag Bier trinkende Frauen“ machen die Sache noch viel schlimmer, denn auch wenn das für viele neu ist: Dieses Getränk ist nicht der Männerwelt vorbehalten.
#3 Werbung
Dass der weibliche Körper oft sexualisiert wird, ist leider nichts Neues. Man sollte aber meinen, dass in den letzten Jahren auch in Sachen Werbung ein Umdenken stattgefunden hat. Und trotzdem ist es noch immer unvorstellbar, dass sich ein definierter Männerkörper in Boxershorts auf einer Motorhaube räkelt. Wir haben nichts gegen definierte Männerkörper, auch nichts gegen definierte Frauenkörper, aber beide haben zumindest im öffentlichen Raum einfach nichts auf einer Motorhaube oder sinnfrei als Accessoire daneben zu tun.
#4 Das war doch die mit…
Geht es darum, eine Frau zu beschreiben, wird das oft ausschließlich mit äußeren Merkmalen versucht. „Die Kleine mit den Locken“ oder „die etwas Kräftigere mit den schönen Augen“ – wie wäre es mal zur Abwechslung (sofern man diese kennt) mit relevanten und ebenso zutreffenden Merkmalen wie dem Beruf, der Position oder dem Sympathielevel? Scheint ja bei der Beschreibung von Männern auch ganz gut zu funktionieren.
#5 Sexismus in der Sprache
Liebe Leser, über unsere Sprache drücken wir unsere Gedanken, unsere Gefühle, eben einfach alles aus. Entsprechend ist sie auch ein sehr wichtiger Indikator für aktuelle politische und gesellschaftliche Ströme. Anders als beispielsweise im Englischen sind die meisten Nomen und Berufsbezeichnungen im Deutschen nicht neutralen Geschlechts. Hierzulande sind mit der männlichen Form aber häufig trotzdem beide Geschlechter gemeint, die weibliche Form wird (obwohl es sie gibt, liebe Leserinnen) verschwiegen. Das macht Sinn. Nicht.
#6 Wow, du haust ja richtig rein
Frauen knabbern am liebsten an Salatblättern, essen nicht gerne fettig und schaffen grundsätzlich nur die halbe Portion? Nope. Und trotzdem fällt man oft auf, wenn man es den männlichen Tischgenossen gleichtut, und den gesamten Burger schafft – plus Pommes. Und ja, auch bei Frauen darf Ketchup von der Lippe tropfen, ohne einen abfälligen oder bewundernswerten Spruch dafür kassieren zu müssen.
#7 Lange Autofahrten sind nichts für Frauen
Überschreitet eine Autofahrt die Dauer von 30 Minuten, scheint es sich in den Köpfen vieler um eine halbe Weltreise zu handeln, zumindest wenn eine Frau GANZ alleine diese Strecke zurücklegen soll. Traut man sich dann doch auch als Frau eine sechsstündige Autofahrt zu, sind die Reaktionen bei der Ankunft zumindest oft so ganz anders als bei männlichen Autofahrern. Männer werden eher nach aktuellen Baustellen gefragt, während man als Frau Fragen wie „Hast du denn oft genug Pause gemacht?“ zu hören bekommt. Schließlich sitzen wir stundenlang völlig überfordert und weinerlich hinter dem Steuer und sehnen uns die Ankunft herbei…Ja ja, genau so ist es.
#8 Diese Zicken
Oh, es gibt sie doch, die rein weibliche Form. Lehnt man sich als Frau gegen die hier genannten kleinen, beziehungsweise großen diskriminierenden Alltagssituationen auf, empfinden das viele, vor allem Männer, oft als unangenehm und aufmüpfig. Die Abstempelung als „Zicke“ oder als „Kampf-Emanze“ kommt häufig schneller, als man gucken kann. Wer diesen Stempel nicht will und auch keine Lust auf Argumentieren und Diskutieren hat, sollte es sich also am besten mit einer kühlen Rosé-Schorle auf dem Beifahrersitz gemütlich machen und einfach ein bisschen vor sich hin lächeln.