Reise-Influencer zeigen uns auf Instagram und Co. oft die atemberaubendsten Orte und posieren dort für Fotos. Dass die Realität oft ganz anders aussieht, ist vielen mittlerweile bekannt. Doch die tollen Fotospots der Influencer sind in Wahrheit oftmals nicht nur überlaufen. Dass Influencer zahlreiche ihrer Follower zu den sonst einst unberührten Orten locken, kann für die Natur zur echten Belastung werden und ist mitunter richtig gefährlich. Wir haben ein paar Orte rausgesucht, die besonders unter dem Instagram-Tourismus leiden und deshalb teils sogar schon gesperrt werden mussten.
Das Problem mit den Geotags
Eigentlich sind Geotags auf Instagram eine praktische Sache. Sehen wir einen schönen Ort in unserer Heimatstadt oder an einem Urlaubsort auf Instagram, können wir ihn so direkt selbst besuchen. Nicht unbedingt, um dort ein Foto zu schießen, sondern vielleicht auch einfach nur, um seine Schönheit zu genießen. Der Haken an der Sache: Wenn Influencer*innen mit mehreren 1000 oder gar Millionen Followern besondere Orte vertaggen, wird aus dem Geheimtipp schnell eine Touristenattraktion. Von der einst schönen Natur bleibt dann oft nicht viel über und teilweise kann es sogar richtig gefährlich werden. Immer mehr Menschen setzen sich deshalb unter dem Hashtag #stopgeotagging dafür ein, bei Aufnahmen aus der Natur den Geotag wegzulassen.
Die Gumpen am Königssee
Eines der wohl bekanntesten Beispiele für aus dem Ruder gelaufenen Influencer-Tourismus ist der Nationalpark Berchtesgaden in Bayern. Als die Pandemie vielen Travelbloggern die Möglichkeit für Fernreisen nahm, begannen sie die Schönheit Deutschlands zu entdecken. So auch am bayrischen Königssee im Nationalpark. Doch nicht nur die leicht öffentlich zugängigen Ufer waren dabei Erkundungs- und Fotoziel. Vor allem die Gumpen und besonders ein natürlicher Pool an den Klippen oberhalb des Sees hatten es den Influencern angetan. Als die ehemalige „Köln 50667“-Darstellerin Yvonne Pferrer, der auf Instagram über eine Million Menschen folgen ein Bild aus dem Pool postete, baten die Betreiber des Nationalparks sie das Bild zu löschen. Denn um zum Pool zu kommen, verlangt es eine gefährliche Klettertour, die nicht nur Unfallpotenzial bietet, sondern auch die eigentlich unberührte Natur zerstört. Um dem Influencer-Tourismus Einhalt zu bieten, wurden die Gumpen zeitweilig für Besucher*innen gesperrt.
Bruarfoss Wasserfall in Island
Auch Island ist in den letzten Jahren ein immer beliebteres Influencer-Reiseziel geworden. Kein Wunder, bietet die atemberaubende, unberührte Natur doch ganz besondere Fotokulissen. Nur leider bleibt die Natur nicht unberührt, wenn immer mehr Influencer zum Fotos machen an besonders schöne Orte wie den Bruarfoss Wasserfall pilgern und ihre Followerschaft anregen, dasselbe zu tun. In Island reagierte man auf den vermehrten Tourismus jedoch nicht mit Sperrungen, sondern mit der Schaffung eines neu angelegten Parkplatzes und eines Extra-Wanderwegs, der Besucher*innen zum Ziel führt, ohne dass sie die Vegetation zertrampeln.
Badebucht Cala Pi auf Mallorca
Dass es auf Mallorca wunderschöne und absolut instagrammable Buchten gibt, dürfte vielen klar sein. Eine davon bietet die Möglichkeit für ein ganz besonderes Fotomotiv. An den Klippen der Bucht Cala Pi im Süden der Insel gibt es eine kleine ungesicherte Aussichtsplattform, zu der Reihenweise Fototouristen pilgern. Ein spektakuläres Motiv – mit großer Gefahr für Stürze. Ursprünglich wurde die Plattform von Fischern gebaut, um ihre Fänge per Kran nach oben zu ziehen. Von der Plattform aus geht es rund 15 Meter steil nach unten ins seichte Wasser. Sollte hier einmal ein Badegast abstürzen, besteht Todesgefahr. Dem ist man sich in der zuständigen Behörde in Llucmajor bekannt – und plant die Plattform abzureißen.
Tulpenfelder in den Niederlanden
Die Niederlande sind im Frühling für ihre bunten Tulpenfelder bekannt – spätestens seit jede Instagram-Berühmtheit, die etwas von sich hält, im Frühling über die Grenze pilgert und vor der blühenden Kulisse posiert. Wobei es leider nicht immer bei einem „vor“ bleibt. Oftmals schießen die Tourist*innen ihre Bilder direkt in den Feldern und zerstören dabei nicht selten die Blumen. Viele Tulpenbauern haben genug davon und sperren ihre Felder seit einigen Jahren für Besucher*innen.
Rapsfelder in Deutschland
Ähnlich sieht es auch bei Rapsfeldern unter anderem hier in Deutschland aus. Die gelbe Blütenpracht der Nutzpflanze lockt jeden Frühling zahlreiche Besucher*innen. Solange diese nur vor den Feldern posieren, richten sie auch keinen Schaden an. Doch für das perfekte Instagram-Bild zieht es viele ins Feld. Wer dabei vorsichtig ist, muss nicht zwangsläufig Pflanzen zerstören. Leider kommt genau das jedoch immer wieder vor, weshalb Rapsbauern am verzweifeln sind. Im Notfall müssen sie von ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Das betreten genutzter Felder ist nämlich nicht erlaubt. Wer ein Foto von sich in den gelben Weiten posten und einen Geotag verwendet, muss so mitunter mit einer Anzeige rechnen.
Blütenmeer im Walker Canyon
Die Raps- und Blumenfelder sind künstlich angelegt. Ein natürliches Blumenmeer, das eine beeindruckende Fotokulisse darstellte, gibt bzw. gab es im kalifornischen Walker Canyon. Die wunderschönen Blüten wurden schnell zur Touristen-Attraktion – und durch die zahlreichen Besucher*innen fast vollständig zerstört. Das Gebiet ist nun gesperrt, damit die Natur sich wieder erholen kann.
Maya Bay in Thailand
Der Maya Bay wurde tatsächlich nicht durch Influencer, sondern durch einen Film bekannt. Er ist die traumhafte Kulisse im über 20 Jahre alten Film „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio. Im Film ist die malerische Bucht unberührt und menschenleer. Durch dessen Erfolg sah das in der Realität ganz anders aus. Touristenmassen strömten zum Traumstrand, um Fotos zu schießen. 2018 wurde die Bucht deshalb geschlossen, damit die Natur sich erholen kann. Seit Anfang 2022 ist sie wieder geöffnet, allerdings nur mit einer limitierten Besucherzahl.
Gasthaus Aescher-Wildkirchl in der Schweiz
Ein abgelegener Standort sorgt bei vielem Gaststätten eher für ausbleibende Gäste und finanzielle Sorgen. Nicht so beim Gasthaus Aescher-Wildkirchl in der Schweiz. Das Restaurant ist an ein einen steilen Berghang gebaut – und sieht aus als würde es aus der Felswand wachsen. Ein malerischer Ausblick, der das Gasthaus zum beliebten Ausflugsziel machte. So beliebt, dass es den ursprünglichen Betreibern zu viel wurde und sie den Betrieb 2018 einstellten. Daraufhin wurde die Gaststätte von einer Eventagentur übernommen, die sie auch heute noch betreibt.