Fast ein Drittel der Deutschen (27,8 Prozent bzw. 17,8 Millionen Menschen) leiden, laut Zahlen der „Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde“, an einer psychischen Erkrankung, viele davon nehmen die Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch. Die Hintergründe und Schwere der Probleme können dabei vielfältig sein.
Allerdings, so scheint es, sind wir auch generationsbedingt anfälliger für bestimmte psychische Probleme. Dies meint zumindest die amerikanische Therapeutin Tara Griffith und ihre Kollegen, die mit „HuffingtonPost.com“ gesprochen haben. Sie stellen fest: Menschen in den 20ern und 30ern kommen besonders häufig wegen sechs bestimmten Problemen zu ihnen. Welche das sind, erfährst du hier.
#1 Entscheidungsunfähigkeit
Menschen der Generation Y, die heute in ihren 20ern und 30ern sind, haben viel mehr Möglichkeiten als die vorangegangenen Generationen – das gilt sowohl für ihre berufliche als auch ihre private Entfaltung. Was soll ich nach dem Abi studieren? Welchen Beruf möchte ich erlernen? Will ich heiraten? Möchte ich auch Kinder? In welcher Stadt oder welchem Land möchte ich wohnen? Durch die große Auswahl fühlen sich viele Millennials wie gelähmt. Sie können keine Entscheidung treffen, weil sie sich ständig fragen: „Was ist, wenn ich die falsche Entscheidung treffe?“
#2 Unfähigkeit, nein zu sagen
Therapeuten stellen immer wieder fest: Die Generation Y kann nicht gut nein sagen, besonders zu ihren Eltern. Sie sind mit dem Wunsch aufgewachsen, die hohen Erwartungen ihrer Eltern erfüllen zu können und haben diesen Anspruch an sich selbst nun mit ins Erwachsenenalter getragen. Solchen Menschen fällt es nun auch im Job, in Freundschaften oder dem Partner gegenüber schwer, eine Bitte abzulehnen oder jemanden zu enttäuschen. Um dieses Verhalten abzulegen, hilft es, das Neinsagen immer wieder zu üben, bis es irgendwann keine große Überwindung mehr kostet.
#3 Existenzängste
Viele Menschen in den 20ern und 30ern quält die Sorge, ob sie jemals genug Geld verdienen werden, um sich ein Leben mit ihrem Partner aufzubauen. „Ich sehe viele Patienten, die aufgrund ihres finanziellen Status Angst haben, sich auf eine Beziehung einzulassen oder einen potentiellen Partner aufgrund seiner finanziellen Situation abweisen, zum Beispiel, weil dieser Schulden hat“, erklärt Therapeutin Liz Higgins
gegenüber „HuffingtonPost.com“
. Sie rät ihren Patienten dazu, das offene Gespräch mit ihrem Partner zu suchen, sich über Vorstellungen und Werte auszutauschen und klare Regeln zu definieren.
#4 Sorgen vor der Zukunft
Viele Millennials machen sich Sorgen über die Zukunft des Planeten und der Menschheit. Die schlechten Nachrichten über Gewalt, Kriege, Umweltverschmutzung und Naturkatastrophen feuern ihre Ängste täglich an. Rahel Kazez, eine Therapeutin aus Chicago rät Betroffenen in einem Interview mit der „Huffington Post“, aktiv zu werden und ihren Teil zu einer besseren Welt beizusteuern: „Erkenne positive Fortschritte und unterstütze Projekte, an die du glaubst, mit Taten, Worten, Einflussnahme und finanziellen Mitteln.“
#5 Sich nicht authentisch fühlen
Ja, auch Twitter, Facebook, Instagram und Co. tragen ihren Teil dazu bei, dass wir uns in den 20ern und 30ern so unwohl in unserer eigenen Haut fühlen, dass wir die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nehmen. Viele Menschen in diesem Alter haben das Gefühl, ständig die beste Version ihrer Selbst sein zu müssen oder sich ständig verstellen zu müssen, um mit anderen mithalten zu können. In Beratungsgesprächen müssen sie erst wieder den Glauben fassen, dass der eigene Selbstwert nicht an Likes geknüpft ist und sie sich nicht mit anderen vergleichen müssen.
#6 Angstzustände
Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt – und auch die Generationen der heute 20- und 30-Jährigen sind davon stark betroffen. Sie suchen sich Hilfe bei einem Psychotherapeuten, weil ihre Ängste sie daran hindern, ihr Leben normal zu führen. Der große, ständige Einfluss der Medien, auch der sozialen Medien, trägt seinen Teil dazu bei: „Millennials sind 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche allen möglichen Einflüssen ausgesetzt. Diese können sie nicht abwehren und auch ihre Gedanken kreisen sich pausenlos darum“, erklärt die Sozialarbeiterin und Therapeutin Deborah Duley. In Therapien werden Betroffenen Wege aufgezeigt, wie sie es schaffen können, sich wieder als Herr der Lage zu sehen, sich nicht ständig überwältigt zu fühlen.Kennst du diese Probleme selbst aus deinen 20ern oder 30ern? Oder hast bzw. hattest du zu dieser Zeit ganz andere Probleme? Berichte uns davon, wenn du magst, in den Facebook-Kommentaren.