Wenn in den Nachrichten von Flüchtlingen die Rede ist, haben wir oft kein greifbares Bild vor Augen. Dabei stecken hinten den abstrakten Zahlen unzählige Einzelschicksale, die viele von uns nie kennenlernen. Wer tiefer in die Lebensgeschichten eintaucht, wird feststellen: Viele geflüchtete Frauen sind ganz anders als in den Medien häufig dargestellt. Wir stellen dir zehn bewegende Bücher von Frauen vor, die vor islamischen Fundamentalismus, Krieg oder ihren eigenen Familien geflohen sind, um in Deutschland ein Leben in Freiheit führen zu können.
#1 Rana Ahmad aus Saudi-Arabien
Rana Ahmad ist 2015 aus ihrer Heimat Saudi-Arabien nach Deutschland geflohen – ganz alleine. Bereits als Zehnjährige begann Rana, an ihrem muslimischen Glauben zu zweifeln, weil sie nicht mehr ohne Kopftuch und ohne männliche Begleitung das Haus verlassen konnte. Ihre Zweifel festigten sich, als sie im Alter von 25 Jahren durch das Internet erstmals etwas über Atheismus, die Evolutionstheorie und Philosophie erfuhr – Themen die im saudi-arabischen Schulunterricht keine Rolle spielten. In ihrem bewegenden Buch erzählt Rana, wie sie vor ihrer eigenen Familie und dem Staat fliehen musste, da Atheismus in Saudi-Arabien mit dem Tod bestraft wird. Mittlerweile lebt Rana in Köln und hilft mit der von ihr mitgegründeten Organisation Säkuläre Flüchtlingshilfe e.V. Menschen, die aufgrund ihres Atheismus fliehen müssen.
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#2 Yusra Mardini aus Syrien
Yusra Mardini ist 2015 aufgrund des syrischen Bürgerkriegs nach Europa geflohen. Schon seit ihrer Kindheit hatte Yusra dafür trainiert, einmal für das syrische Schwimmteam bei den Olympischen Spielen anzutreten. Der Krieg machte ihre Hoffnungen zunichte, doch dank der Schwimmkünste von Yusra und ihrer Schwester überlebten sie und 18 weitere Menschen die Flucht mit einem kenternden Schlauchboot über das Mittelmeer. In „Butterfly“ erzählt Yusra wie sie schließlich in Berlin wieder ihr Schwimmtraining aufnehmen und mit einem Flüchtlings-Team zu den Olympischen Spielen nach Rio fahren konnte.
#3 Shirin aus dem Irak
Zu ihrem eigenen Schutz hat diese heute 20-jährige Jesidin ihre tragische Fluchtgeschichte unter dem Pseudonym Shirin geschrieben. Kurz bevor Shirin ihr Abitur abschließen konnte, fielen IS-Terroristen in ihrem Dorf ein und entführten sie und alle anderen unverheirateten Frauen und Mädchen. Was Shirin danach angetan wurde, ist nur schwer zu ertragen: Das junge Mädchen wurde mehrfach als Braut verkauft und als Sex-Sklavin gehalten. Zusammen mit anderen traumatisierten Jesidinnen gelang ihr schließlich die Flucht nach Deutschland, wo sie heute in einem speziellen Flüchtlingsprojekt in Baden-Württemberg lebt. So erschütternd Shirins Bericht auch ist, zeigt er auch, wie Menschen nach solchen Gräueltaten neuen Lebensmut schöpfen können.
#4 Kholoud Bariedah aus Saudi-Arabien
Kholoud Bariedah wurde im Alter von 20 Jahren aufgrund der Teilnahme an einer Party von der saudischen Religionspolizei zu vier Jahren Gefängnis und 2.000 Stockschlägen verurteilt. Ihre Erlebnisse in ihrer Haft lassen sie an ihrem muslimischen Glauben zweifeln, sodass sie sie sich als eine der ersten saudi-arabischen Frauen öffentlich auf Facebook während eines Türkei-Aufenthalts zum Atheismus bekennt. Heute lebt Kholoud in Berlin und setzt sich für die Rechte von Frauen in der islamischen Welt ein.
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#5 Nura Abdi aus Somalia
Nura Abdi musste im Alter von 21 Jahren vor dem Bürgerkrieg in Somalia fliehen. Ihr Plan, mit dem gefälschten Pass ihrer Cousine in die USA zu fliehen, flog jedoch in Frankfurt auf, weshalb Nura in Deutschland bleiben musste. „Tränen im Sand“ erzählt von dem Versuch, in Deutschland ein normales Leben zu führen. Anders als die meisten jungen Frauen hat Nura als Mädchen jedoch eine sogenannte pharaonische Beschneidung erlitten – eine besonders schlimme Form der weiblichen Genitalverstümmelung, die leider immer noch viele Frauen aus Somalia betrifft. Nura lebt und arbeitet heute in Düsseldorf.
#6 Farida Khalaf aus dem Irak
Wie auch die Jesidin Shirin war Farida gerade kurz davor, ihren Schulabschluss zu machen als IS-Kämpfer in ihr Dorf einfielen, alle Männer ermordeten und sie und die anderen Mädchen und Frauen entführten und versklavten. In ihrem Buch schildert Farida eindrücklich ihre schlimmen Erlebnisse als Sklavin des IS und wie es ihr gelang, zusammen mit fünf anderen Mädchen zu fliehen. Heute lebt und studiert Farida in Deutschland, um Mathelehrerin zu werden.
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#7 Aylin Said aus dem Libanon
Aylin Saids Leidensweg beginnt erst nach der Flucht mit ihrer Familie aus dem Libanon nach Deutschland. In Berlin wächst das junge Mädchen in einer streng islamischen Familie auf und wird mit 19 gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sie weder kennt noch liebt. In ihrem Buch erzählt Aylin wie sie es geschafft hat, sich aus der Zwangsehe zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben ohne ihre Familie zu leben.
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#8 Mehrnousch Zaeri-Esfahani aus dem Iran
Mehrnousch Zaeri-Esfahanis flieht nach der Islamischen Revolution 1979 aus dem Iran, nachdem Mehrnouschs 14-jähriger Bruder Mehrdad in den Krieg geschickt werden soll. „33 Bogen und ein Teehaus“ erzählt auch ein Stück deutsche Geschichte, da die Familie in den 80er-Jahren über Ost- nach Westberlin flieht. Erzählt wird die Flucht aus der kindlichen Sicht von Mehrnousch, sodass sich dieses Buch auch für Jugendliche eignet.
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#9 Maryam Heidari Ahwazi aus dem Iran
Maryam Heidari Ahwazi gehört zu den Ahwazi, einer verfolgten arabischen Minderheit im Iran. Obwohl sie ohnehin noch strengere Regeln als andere iranische Frauen befolgen musste, rebellierte sie schon als Mädchen gegen die religiösen Gesetze. Nachdem Maryam zum Christentum konvertiert, wird sie gefoltert und verhaftet – kann aber schließlich nach Deutschland fliehen. Mittlerweile lebt Maryam mit ihrem Sohn in einer eigenen Wohnung in Duisburg.
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#10 Arta Ramadani aus dem Kosovo
Ende der 90er-Jahre gab es auch mitten in Europa einen Krieg, vor dem Tausende Menschen flohen. Arta Ramadanis autobiografischer Roman erzählt von der Flucht ihrer Familie vor dem Kosovokrieg nach Berlin. „Die Reise zum ersten Kuss“ veranschaulicht, wie schwer es ist, plötzlich aus seiner Heimat entrissen zu werden und erzählt auch ein Stück Berliner Geschichte Ende der 90er Jahre.
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Du möchtest geflüchteten Frauen in Deutschland helfen, Fuß zu fassen? Im Interview erfährst du mehr über das Patinnen-Projekt von Terre des Femmes.