Heutzutage können Meteorologen das Wetter für die nächsten Wochen oft ziemlich genau vorhersehen. Früher mussten Bauern sich hingegen auf ihre eigenen Beobachtungen verlassen und Ernte und Anbau dementsprechend zu planen. So entstanden zahlreiche Bauernregeln. Viele davon sind noch heute erschreckend zutreffend. So wird es an den Eisheiligen im Mai nach wochenlanger Sonne plötzlich kalt und auf einen verschneiten Januar folgt allzu oft ein warmer Sommer. Wir haben nachgeforscht, wie viel Wahrheit hinter bekannten Bauernregeln steckt.
#1 Ist der Januar hell und weiß, wird der Sommer sicher heiß
Die meisten Bauernregeln sind durch jahrelanges, generationsübergreifendes Beobachten des Wetters entstanden. Dabei ließ sich häufig beobachten, dass auf bestimmte Wetterphänomene im einen Monat, bestimmte Wetterphänomene in darauffolgenden Monaten folgten. Auf einen verschneiten Januar folgte demnach häufig ein heißer Sommer. Bauern konnten sich somit auf eine gute Ernte einstellen. Heute lässt sich das statistisch belegen. Die Regel ist zwar nicht zu 100 Prozent zuverlässig, doch immerhin folgen auf einen schneereichen Januar in drei von fünf Jahren ein überdurchschnittlich heißer Juli und August. Durch den Klimawandel könnte mit dieser Regel jedoch bald Schluss sein, denn während Schnee immer seltener wird, steigt die Wahrscheinlichkeit für heiße Sommer.
#2 April, April, macht was er will
Im April kann es am einen Tag sommerlich warm werden und am nächsten dann doch wieder schneiden. Grund für das typische Aprilwetter ist die unterschiedlich schnelle Erwärmung von Wasser und Land. Während der Boden sich nach dem Winter schnell aufwärmt, bleiben Seen und Meere noch länger kalt. Ziehen nun Luftmassen von Norden über das Meer zum Festland, nehmen sie kaltes Wasser auf, das in der Luft kondensiert. So kühlt sich die Luft am Festland nicht nur ab, es kommt auch häufig zu Regenschauern.
#3 Morgenrot schlecht Wetter droht
Bauern hatten früher keine Wetterapps, die sie über das Wetter der nächsten Tage informierten. Wenn sie wissen wollten, was der Tag bringt, orientierten sie sich deshalb gerne an der Färbung der Wolken am Morgen. Und das ist tasächlich sinnvoll. Denn in Deutschland kommt das Wetter meist von Richtung Westen. Wenn die Sonne am Morgen im Osten aufgeht, färbt sie von Westen heranziehende Wolken deshalb rot. Ein hundertprozentiger Verlass ist auf diese Regel jedoch nicht. Schließlich kann das Wetter durchaus auch mal aus anderer Richtung kommen. Häufig ist das zum Beispiel im Mai der Fall.
#4 Morgentau macht Himmelblau
Einen weiteren Hinweise darauf, wie das Wetter am Tag wird, lieferte den Bauern der Morgentau. Sammelt sich viel kondensiertes Wasser auf den Blättern, war die vorausgegangene Nacht klar und nicht sonderlich windig. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dieses Wetter zumindest noch ein paar Stunden anhält.
#5 Die Eisheiligen
Die Eisheiligen wurden nach verschiedenen christlichen Heiligen benannt, die zwischen dem 11. und dem 15. Mai Namenstag haben. Denn in diesem Zeitraum soll laut der Bauernregel der letzte Bodenfrost des Jahres möglich sein. Diese Regel war deshalb für die Bestellung der Felder besonders wichtig. Tatsächlich kann man dieses Wetterphänomen häufig beobachten: Während es Anfang Mai schon ziemlich warm wird, gibt es Mitte des Monats noch mal einen Kälteeinbruch, bei dem es auch zu Bodenfrost kommen kann. Allerdings hält sich das Wetter meist nicht genau an die Namenstage der Eisheiligen. Ein Kälteeinbruch muss daher nicht zwischen den 11. und den 15. Mai fallen, ist irgendwann um diesen Zeitraum jedoch wahrscheinlich. Wie auch für das Wechselwetter im April ist meist die unterschiedliche Erwärmung von Land und Wasser schuld am Kälteeinbruch.
#6 Schafskälte
Ein ähnliches Phänomen stellt die Schafskälte dar. Sie war besonders für Viehbauern wichtig, denn bevor sie vorbei ist, sollten die Schafe nicht geschoren werden. Die Schafskälte beschreibt nämlich einen plötzlichen Kälteeinbruch um mehrere Grad, der laut Bauernregel irgendwann zwischen dem 4. und dem 20. Juni erfolgen soll. Tatsächlich kommt dieses Wetterphänomen nicht in allen Jahren vor, ist aber durchaus wahrscheinlich. Auch hier spielt die unterschiedliche Erwärmung von Wasser und Land eine Rolle, denn erst im Juni erwärmt auch das Meer sich entsprechend.
#7 Siebenschläfer
Der 27. Juni ist nach einer Bauernregel ein ganz besonderer Tag. Denn an dem Wetter, das zu diesem Zeitpunkt herrscht, soll die Wetterlage für die kommenden sieben Wochen abzulesen sein. Alles nur Humbug? Nicht ganz. Tatsächlich festigt sich das Wetter zu etwa diesem Zeitpunkt, weshalb die Trefferquote der Regel statistisch bei 60 bis 70 Prozent liegt. Allerdings gibt es hier regional große Unterschiede. In Norddeutschland, wo das Wetter stärker von Nord- und Ostsee beeinflusst wird, hat der Tag weniger Aussagekraft. Seinen Namen verdankt der 27. Juni übrigens nicht dem gleichbenannten Nagetier, sondern einer christlichen Legende in der sieben Brüder, die 195 Jahre lang geschlafen hatten am 27. Juni in einer Höhle gefunden wurden und wiedererwacht sind.
#8 Hundstage
Die Hundstage bezeichnen nach der Bauernregel die für gewöhnlich wärmsten Tage des Jahres, die zwischen den 22. Juli und den 22. August fallen. Benannt sind sie nicht nach dem Haustier, sondern nach dem Sternbild Sirius, das sich früher in dieser Zeit zeigte. Mittlerweile zeigt sich das Sternenbild etwa einen Monat später, die Hitzeperiode hat ihren Namen jedoch behalten. Für die Bauern war diese Zeit entscheidend, weil viel Regen während der Hundstage die Ernte zerstören konnte. Besonders Weinbauern hofften auf trockene Hundstage, schließlich fallen diese genau in die Reifeperiode der Trauben.
#9 Oktober rau, Januar flau
Am Oktoberwetter soll man laut einer Bauernregel bereits das Wetter im Januar ablesen können. Ist der Oktober kälter als üblich, soll das Wetter im Januar recht warm ausfallen. Statistiker haben diese Annahme überprüft und kamen tatsächlich zu dem Schluss, dass auf einen Oktober, der 1,5 Grad kälter ausfiel als der Durchschnitt häufig ein überdurchschnittlich warmer Januar folgte. Die Eintreffwahrscheinlichkeit für die Regel lag demnach bei 71 Prozent.
#10 Ziehen die Spinnen ins Gemach, kommt gleich der Winter nach
Auch Tiere werden gerne als Boten für das Wetter gesehen. Tatsächlich sind viele Arten wetterfühliger als wir Menschen und verziehen sich so zum Beispiel rechtzeitig vor einem Gewitter. Und auch einige Spinnenarten kommen im Winter vermehrt in die Häuser. Allerdings hat diese Regel weniger Vorhersage- als Anzeigecharakter. Denn die Spinnen kommen meist dann rein, wenn es schon kalt ist. Zudem trifft diese Regel nur auf einige wenige Arten zu. Die meisten Spinnen legen zum Ende des Sommers ihre Eier und überleben den Winter selbst nicht.
#11 Wenn's im Dezember nicht wintert, sommert's im Juni auch nicht
Und wieder eine Regel, bei der das Wetter im einen Monat das im anderen hervorsagen soll. Tatsächlich besteht auch hier eine gewisse Eintreffwahrscheinlichkeit – allerdings nur in eine Richtung. Denn auf einen kalten Dezember folgte in 65 Prozent der Jahre ein warmer Juni. Andersrum kann die Regel allerdings nicht bestätigt werden. Ein warmer Dezember sagt nichts über das Juniwetter aus.
Meteorologe untersucht: Eintreffwahrscheinlichkeit von Bauernregeln bei 67 Prozent
Wir haben nur einige Bauernregeln zum Wetter rausgesucht, an denen tatsächlich etwas dran ist. Es gibt aber noch viele mehr. Der Berliner Meteorologe Horst Malberg untersuchte 400 Bauernregeln und schaute sich dafür die Wetteraufzeichnungen von 200 Jahren an. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Wetteregel eine Eintreffwahrscheinlichkeit von 67 Prozent aufweist. Je näher das vorauszusagende Ereignis ist, desto größer wird auch die Trefferquote.
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