Sexuelle Fantasien entstehen immer in unserem Kopf. Daher eignet sich erotische Literatur so gut für ein geistiges, sinnliches Abenteuer zwischendurch und macht Lust auf mehr. Doch Begehren und Wollust haben nicht erst mit „Shades of Grey“ Einzug in unsere Bücherregale erhalten. Ich stelle euch hier 10 skandalöse erotische Klassiker und BDSM-Bücher vor, die sehr lange vor E.L. James für Aufsehen sorgten und für ihre eindeutige Darstellung sexueller Praktiken und expliziten lustvollen Beschreibungen sogar auf dem Index landeten. Fans von Bondage- und SM-Spielen kommen ebenso auf ihre Kosten wie Freunde der feingeistigen Erotik mit Niveau.
John Cleland: Die Memoiren der Fanny Hill (1749)
John Cleland löste mit den „Memoiren eines Freudenmädchens“* im biederen England des 18. Jahrhunderts einen Skandal aus. In dem erotischen Briefroman schildert die Ehefrau Fanny, wie sie mit 15 Jahren in London von einer Kupplerin zur Prostitution gezwungen wurde und alle Spielarten der Wollust durchlebte. Die Veröffentlichung über ihre Erlebnisse in Londons Freudenhäusern wurde aufgrund von Obszönität in den USA verboten und durfte erst 1969 offiziell frei verkauft werden. Ein beeindruckendes Zeugnis des bigotten und gleichzeitig lasterhaften Londons im 18. Jahrhundert.
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Leopold Sacher-Masoch: Venus im Pelz (1870)
Kaum ein Autor erotischer Literatur ist so bekannt geworden wie der Adlige Leopold von Sacher-Masoch, der auch Namensgeber der sexuellen Spielart des Masochismus ist.
Im Roman „Venus im Pelz“* begibt sich ein junger Mann freiwillig in die völlige sklavische Abhängigkeit der von ihm bewunderten reichen Witwe Wanda von Dunajew. Diese erfüllt mit Freude seine Unterwerfungsfantasien und hält ihn – besiegelt durch einen Sklavenvertrag – wie einen Hund im Käfig. Auch dieses Werk stand sehr lange Zeit auf der Liste der jugendgefährdenden Schriften, da es den Lustgewinn durch Auspeitschungen und Unterdrückung verherrlicht. Dennoch ist es durchweg geschmackvoll verfasst, ohne die explizite Darstellung von Sexualpraktiken. Sehr empfehlenswert ist auch die 2013er Verfilmung des Stoffes durch Skandalregisseur Roman Polanski mit Emmanuelle Seigner in der Hauptrolle der Wanda.
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Guy des Maupassant: Die Nichten der Frau Oberst (19. Jhd.)
Noch ein Klassiker aus dem 19. Jahrhundert, der lange Zeit nicht im Handel erschien: Der vermutlich aus der Feder von Guy de Maupassant stammende Roman „Die Nichten der Frau Oberst“* schildert die amourösen Abenteuer junger Damen und Herren im Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts in einer deutlichen Sprache und großen schriftstellerischen Qualität. Im Mittelpunkt stehen die sexuellen Erlebnisse der Nichten der Madame Briquart, die sich in ihrem Salon mit zahlreichen Pariser Junggesellen vergnügen.
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Marquis de Sade: Die 120 Tage von Sodom (1909)
Als Buch und Film ein umstrittener Klassiker erotischer Literatur: In „Die 120 Tage von Sodom“* beschreibt Enfant terrible de Sade die sexuellen Ausschweifungen von vier angesehenen betagten Herren mit mehreren minderjährigen Sexsklaven und -sklavinnen sowie ihren eigenen Töchtern in einem großen Herrenhaus. In vier großen Handlungsteilen werden jeweils 30 Tage voller sexueller Perversionen erläutert, darunter Gruppensex, Verzehren von Kot, Foltern, Analverkehr, Vergewaltigung Minderjähriger, Inzest und Flagellation. Also das, wofür der unfreiwillige Namensgeber des Sadismus bekannt ist. Nichts für schwache Nerven!
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Stefan Zweig: Die Frau und die Landschaft (1922)
Der Österreicher Stefan Zweig gehört zu den wichtigsten Autoren des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Kraft ist die Sprache: In „Die Frau und die Landschaft“* begegnen sich ein Mann und eine Frau nach einem Gewitter in einer Landschaft und entfesseln ihr Begehren zueinander. Die Erotik dieses Textes liegt zwischen den Zeilen sowie der sprachlichen Brillanz, mit der Zweig die entstehende sexuelle Leidenschaft beschreibt. Die Landschaft ist dabei der Spiegel der inneren Gefühlslage. Ich würde den niveauvollen Text allen sprachverliebten Liebesästhetikern ans Herz legen.
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D.H. Lawrence: Lady Chatterleys Liebhaber (1928)
Diese Dreiecksgeschichte durchlebt die Höhen und Tiefer echter Liebe: Die junge Lady Chatterley fühlt sich in ihrer Ehe und dem eintönigen Herrenhaus-Leben mit dem Kriegsverwundeten Clifford mehr und mehr eingeengt. Als sie in Leidenschaft für den älteren Wildhüter Mellors entbrennt, lernt sie zaghaft die wahre Liebe kennen. Der skandalumwitterte Roman „Lady Chatterleys Liebhaber“* gilt als einer der ersten wichtigen seriösen Werke zu den Themen menschliche Sexualität und Ehebruch und wurde mehrfach verfilmt.
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Henry Miller: Wendekreis des Krebses (1934)
Henry Millers deftige Sprache strotz vor sexistischen Anspielungen und ist definitiv nichts für #metoo-Feministinnen. Dennoch gilt „Wendekreis des Krebses“* als wichtiges Werk der amerikanischen Literatur, da es sich in Romanform über sexuelle Tabus hinwegsetzt und sexuelle Handlungen in sehr derber, expliziter Sprache beschreibt. Der Roman basiert auf Millers eigenen Exzessen und Ausschweifungen im Paris der 20er Jahre und reiht wahllos sexuelle Schilderungen mit assoziativen philosophischen Überlegungen aneinander. In jedem Fall skandalös und daher sehr lesenswert!
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Pauline Réage: Die Geschichte der Madame O. (1954)
Pauline Réage und Dominique Aury sind Pseudonyme der französischen Schriftstellerin Anne Declos, die sich erst mit über 80 Jahren zur Autorschaft des heutigen Klassikers der SM-Literatur bekannte. Man könnte „Die Geschichte der O.“* auch als frühen Vorläufer der „Shades of Grey“-Romane nennen. Darin lässt sich eine submissive junge Pariser Modefotografin von ihrem Geliebten auf ein abgeschiedenes Schloss entführen und in alle Spielarten des BDSM einführen, bei dem sie die Unterwürfige ist. Obwohl der Roman einen französischen Literaturpreis erhielt, landete er in Frankreich für viele Jahre auf dem Index und gilt bei uns bis heute immer noch als „jugendgefährdende Schrift“. Macht das nicht neugierig?
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Anaïs Nin: Das Delta der Venus (1977)
Anaïs Nin, die Geliebte des „Wendekreis des Krebses“-Skandalautors Henry Miller, hat als Frau Maßstäbe in der weiblichen Sprache der Sexualität gesetzt. „Das Delta der Venus“* ist ein Band mit Erzählungen, basierend auf ihren eigenen sexuellen Erlebnissen und Fantasien. Henry Miller sagte über den Band: „Dies ist das schönste und direkteste Buch, das je von einer Frau geschrieben wurde.“ In jedem Fall war Anaïs, die Tochter einer Dänin und eines Spaniers, ihrer Zeit weit voraus, denn sie traute sich als eine der wenigen damaligen Frauen, zu ihrem Verlangen zu stehen. Dennoch gab sie die Texte erst 35 Jahre nach ihrem Verfassen frei.
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Anne Rice: Die Dornröschen-Trilogie (1983 – 1985)
„Interview mit einem Vampir“-Autorin Anne Rice verfasste in den 80er Jahren eine Art mehrteiliges BDSM-Märchen unter dem Pseudonym A. N. Roquelaure: „The Claiming of Sleeping Beauty“, „Beauty’s Punishment“ und „Beauty’s Release“. Basierend auf dem Märchen „Dornröschen“ handeln die drei Romane* von den sexuellen SM-Abenteuern und Erlebnissen einer jungen Frau und ihres Geliebten und vielen weiteren sinnlichen Charakteren, geschrieben im typisch düster-romantischen Anne-Rice-Stil. Da das Werk als pornografisch gilt, gibt es bisher keine gute offizielle Übersetzung ins Deutsche. 2015 erschien der vierte Teil „Beauty’s Kingdom“*, der für einige Leser qualitativ nicht an die ersten Teile heranreicht. Überzeuge dich am besten selbst … vergnügliche, sinnliche Stunden!
Wenn du nicht genug kriegen kannst, dann werden diese 8 erotischen Romane deine Langweile vertreiben.
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