Kennst du das? Du fragst dich am Ende eines stressigen Tages, warum du schon wieder allen geholfen hast, nur dir selbst nicht? Oder warum diese eine Freundin immer ihren Willen bekommt, während deine Wünsche im Hintergrund verblassen? Was daran besonders frustrierend ist (mal abgesehen davon, dass du dabei ständig in den Hintergrund rückst): Meistens sind es nicht die anderen, die dich mit Gewalt in diese Position drängen – es sind deine eigenen subtilen Gewohnheiten, die dich dafür anfällig machen. Denn oft senden bestimmte, alltägliche Verhaltensweisen Signale aus, die Menschen schnell mal für ihre eigenen Zwecke (aus)nutzen.
Doch die gute Nachricht ist: Mit etwas Bewusstsein kannst du diese Muster durchbrechen und dich wirksam schützen. Auf welche Gewohnheiten du in Zukunft also achten solltest – und wie du sie ändern kannst – klären wir jetzt.
#1
Du sagst zu schnell „Ja“
Hilfsbereitschaft ist eine wunderbare Eigenschaft. Doch wenn du bei jeder Bitte sofort zustimmst, ohne nachzudenken oder deine eigenen Kapazitäten zu überprüfen, gerätst du schnell in die Rolle der Person, die immer einspringt. Das ruft vor allem Menschen mit manipulativen Tendenzen schnell mal auf den Plan, die ein feines Gespür dafür haben, wer leicht zu einem „Ja“ zu bewegen ist. Mit der Zeit wird deine Zustimmung dann nicht mehr als besondere Geste wertgeschätzt, sondern als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt.
Besonders problematisch wird es, wenn du merkst, dass du „Ja“ sagst, obwohl in dir alles „Nein“ schreit. Diese Diskrepanz zwischen deinem Handeln und deinem inneren Empfinden ist nicht nur anstrengend, sondern zeigt auch, dass deine persönlichen Grenzen bereits überschritten werden. Warum es aber so wichtig ist, gesunde Grenzen zu setzen, und was das mit dir macht, kannst du später hier nachlesen.
#2
Du entschuldigst dich ständig
„Sorry“ rutscht dir mehrmals täglich über die Lippen – auch wenn du nichts falsch gemacht hast? Dieses übermäßige Entschuldigen sendet unbewusst das Signal aus, dass du dich grundsätzlich für deine Bedürfnisse, Meinungen oder sogar deine bloße Existenz schuldig fühlst. Menschen in deinem Umfeld interpretieren dieses Verhalten dann schnell als Zeichen von Unsicherheit und niedrigem Selbstwert.
Das häufige Entschuldigen kann zudem dazu führen, dass du in Konfliktsituationen automatisch die Schuld auf dich nimmst – selbst wenn das Fehlverhalten eindeutig bei anderen liegt. Mit der Zeit untergräbt dies dein Selbstvertrauen und macht dich anfälliger für manipulative Beziehungsdynamiken.
#3
Du behältst Kränkungen für dich
Wenn dich etwas verletzt, neigst du dazu, deinen Ärger herunterzuschlucken und nach außen so zu tun, als sei alles in Ordnung? Diese Angewohnheit mag kurzfristig Konflikte vermeiden, schafft aber langfristig problematische Muster. Menschen in deinem Umfeld lernen dadurch – vielleicht auch ganz unbewusst – dass ihre teilweise grenzüberschreitenden Verhaltensweisen keine negativen Konsequenzen haben und setzen sie fort.
Besonders in engeren Beziehungen kann dieses Verhalten zu einer schleichenden Verschiebung der Dynamik führen. Während du deine eigenen Gefühle zurückhältst, nimmst du gleichzeitig immer mehr Rücksicht auf die Empfindungen und Wünsche der anderen Person. So entsteht eine Schieflage, die nicht unbedingt aus böser Absicht, sondern aus dem natürlichen menschlichen Verhalten entsteht, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.
Wie du gelassener wirst?
Im Video zeigen wir dir sieben Tipps für mehr Selbstbewusstsein, die sicher auch dabei helfen können, dass du im Alltag mehr für dich einstehst!
#4
Du wirst unsicher, wenn andere widersprechen
Ein typisches Muster bei Menschen, die häufig in unausgewogene Beziehungsdynamiken geraten, ist ihr Umgang mit Widerspruch. Sobald jemand eine andere Meinung vertritt oder deine Sichtweise anzweifelt, beginnst du an dir zu zweifeln. Statt zu deiner Position zu stehen oder einen gesunden Dialog zu führen, gibst du schnell nach und übernimmst die Perspektive der anderen Person.
Diese Unsicherheit öffnet die Tür für eine Dynamik, die Psycholog*innen als „Opinion Swaying“ bezeichnen: Menschen mit starken Überzeugungen oder dominanteren Persönlichkeiten setzen sich nicht unbedingt durch bessere Argumente durch, sondern durch ihre Bestimmtheit und Selbstsicherheit – Qualitäten, die dir in solchen Momenten fehlen. Das Ergebnis ist oft eine Beziehung, in der deine Meinung zunehmend weniger Gewicht hat, ohne dass dies bewusst so „geplant“ war.
#5
Du übernimmst automatisch Verantwortung für die Gefühle anderer
Fühlst du dich schlecht, wenn andere mies drauf sind? Übernimmst du sofort die Aufgabe, die Stimmung zu verbessern? Diese Überverantwortlichkeit für die emotionale Befindlichkeit anderer macht dich zu einem idealen Ziel für vor allem emotional manipulative Menschen. Diese lernen nämlich schnell, dass sie ihre negativen Gefühle einsetzen können, um dich zu bestimmten Verhaltensweisen zu bewegen.
Besonders in romantischen Beziehungen kann dieses Muster zu einer ungesunden Dynamik führen, in der du ständig versuchst, die Bedürfnisse der anderen Person zu erfüllen, während deine eigenen immer weiter in den Hintergrund rücken. Oft beginnt es subtil mit Sätzen wie „Du bist die Einzige, die mich wirklich verstehen kann.“ oder „Nur bei dir fühle ich mich besser.“ – Aussagen, die deine Verantwortlichkeit für das Wohlbefinden des anderen betonen.
Denk daran:
Diese subtilen Gewohnheiten können tief verwurzelt sein und oft auf frühen Lebenserfahrungen oder familiären Mustern basieren. Sei deshalb geduldig mit dir selbst, wenn du beginnst, sie zu verändern. Der erste und wichtigste Schritt ist sowieso das Erkennen dieser Muster – was du hiermit vielleicht ja schon getan hast. Probiere anschließend vielleicht mal aus, in kleinen, weniger wichtigen Situationen neue Verhaltensweisen zu üben. Sage zum Beispiel bei der nächsten kleineren Bitte erst einmal: „Ich überlege es mir und gebe dir morgen Bescheid.“ – dies gibt dir Zeit, deine tatsächlichen Kapazitäten und Bedürfnisse zu prüfen. Oder versuche, einen Tag lang keine unnötigen Entschuldigungen auszusprechen – jep, Schluss mit dem ständigen „Sorry, aber ...“!
Und denk daran: Selbstbehauptung ist keine Selbstsucht. Denn klare Grenzen schaffen am Ende ehrliche Beziehungen und helfen dir, ein gesundes Gleichgewicht zwischen deinen Bedürfnissen und denen anderer zu finden.