Was würdest du machen, wenn es 24 Stunden lang keine Männer auf der Welt gäbe? Wenn wir Frauen einen Tag komplett für uns hätten? Diese Frage geht auf TikTok, Instagram und Twitter gerade viral. Warum? Weil die Antworten traurig stimmen. Und nachdenklich machen.
Auf Twitter postete eine Userin Screenshots einer Kommentarspalte auf TikTok, in der Frauen auf eben genau diese Frage antworteten. Was man sieht, ist eine Vielzahl an Antworten, die jedoch sehr häufig eine Sache gemeinsam haben: Sie zeigen, wie verunsichert sich viele Frauen noch immer durch die reine Präsenz vieler Männer fühlen. Und das in gleich mehreren Lebensbereichen.
So liest man zum Beispiel folgende Antworten:
- „Ich würde mir ein Moped schnappen und nachts ganz allein durch eine große Stadt fahren.”
- „Ich würde nachts spazieren gehen.”
- „Einen Badeanzug tragen.”
- „Ich würde Musik auf BEIDEN Seiten der Kopfhörer hören, einen Minirock und ein Tubetop anziehen und spätabends alleine spazieren gehen.”
- „Mich selbstbewusst auf Social Media präsentieren.”
- „Ich würde um 3 Uhr nachts durch die Stadt tanzen, ohne um mein Leben fürchten zu müssen.”
Wie ein weiterer Kommentar leider zu Recht anmerkt: Die Kommentare tragen eine schmerzhafte Wahrheit in sich. Denn leider ist es auch 2020 noch nicht so weit gekommen, dass Frauen und Männer gleichgestellt sind. Das betrifft ja nicht nur berufliche Akzeptanz und Entlohnung, sondern auch das alltägliche Leben, in dem sich Frauen mit Problemen auseinandersetzen müssen, die einen Großteil der Männer (natürlich nicht alle!) schlichtweg nicht betrifft: sexuelle Belästigung, Benachteiligung aufgrund des Geschlechts, Gewaltandrohungen und Vorurteile.
Was würden Männer einen Tag ohne Frauen tun? Eine 2. Umfrage zeigt das Problem noch deutlicher auf
Fast zeitgleich zur TikTok-Diskussion stellte die Instagrammerin Isabell Gerstenberger in ihrer Insta-Story dieselbe Frage getrennt jeweils an Frauen und Männer. Was würden sie machen, wenn es 24 Stunden keine Männer bzw. Frauen gäbe? Was dabei auffällt: Es gibt eine traurige, aber nicht ganz unerwartete Geschlechterdifferenz bei den Antworten. Während die Frauen ganz ähnliche Aussagen wie auf TikTok treffen, also zum Beispiel nachts rausgehen und anziehen, was sie wollen, aber zum Beispiel auch im Wald spazieren, ohne BH rausgehen oder im Fitnessstudio unbeobachtet trainieren, sieht es bei den Männern ganz anders aus.
Ein paar Beispiele für Ihre Antworten:
- „Leben wie sonst auch.”
- „Shisha rauchen.”
- „Die Ruhe genießen.”
- „Mit den Jungs treffen.”
- „Euch vermissen.”
- „Meinen Tag so wie immer verbringen.”
Natürlich sind die Umfragen nicht repräsentativ für alle Männer auf der Welt, aber ein gewisser, nachvollziehbarer Stimmungsunterschied wird schon deutlich. Für Männer wäre ein solcher Tag nicht viel anders als sonst, was schön für sie und gleichzeitig so bitter für Frauen ist. Ihre Antworten klingen zu großen Teilen wie der Wunsch nach einem Befreiungsschlag und einem Gefühl von Sicherheit, das viele einfach nicht empfinden können.
Das schmerzt. Doch es zeigt auch die Baustellen, an denen Männer und Frauen gemeinsam arbeiten müssen. Männer pauschal zu verteufeln, darum geht es hier gar nicht. Doch die Angst und das Misstrauen aufzuzeigen, die viele Frauen als Last mit sich herumtragen, das muss weitergehen. Ohne diese Freiheit und Sicherheit kann eine Gleichstellung der Geschlechter nicht funktionieren.
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