Eine Hochzeit ist für viele Menschen das absolute Lebensziel. Wie eine neue Studie von Parship jetzt aufdeckt, hätten viele Leute sogar nichts dagegen, sich schon nach kurzer Beziehungszeit das Ja-Wort zu geben. Aber warum haben Hochzeiten heutzutage eigentlich immer noch so einen hohen Stellenwert? Gerade auch bei jüngeren Generationen? Romantisieren wir das Ganze vielleicht etwas zu sehr?
Sind Blitzhochzeiten jetzt ein Ding?
„Jede*r Vierte in Deutschland (26 Prozent) würde bereits nach wenigen Wochen in einer neuen Partnerschaft vor den Traualtar treten.“ – Genau zu diesem Ergebnis kam nun eine neue Studie von Parship. Und ich bin ganz ehrlich: Das hat mich doch ziemlich überrascht. Denn auch wenn die Mehrheit wohl auf eine etwas längere Beziehungsdauer setzt, frage ich mich, warum heutzutage offensichtlich immer noch so viele Menschen (so schnell) heiraten wollen. Gut, dass vor allem ältere Generationen zu einer schnellen Hochzeit bereit sind (bei den 50-59-Jährigen ist der Anteil mit 33 Prozent am höchsten), kann ich ja noch nachvollziehen, aber dass sich zum Beispiel auch in der Sparte „30-39 Jahre“ 22 Prozent das vorstellen können, verblüfft mich.
Mir könnte mit meinen 32 Jahren nämlich nichts ferner liegen. Und das, obwohl ich seit einigen Monaten echt komplett auf Wolke sieben mit meinem Boyfriend durch die Gegend schwebe. Und trotzdem wäre mir nie in den Sinn gekommen, ihn nach ein paar Wochen oder meinetwegen auch Monaten vom Fleck weg vor den Traualtar zu schleifen. Aber vielleicht steckt dafür auch zu wenig Romantikerin in mir. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass gesunde Beziehungen eine gewisse Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Und die sollte man sich ohne Überstürzung nehmen. Zumal man in der Honeymoon-Phase ja eh noch die rosarote Brille aufhat und man erst mit der Zeit (und wenn die Hormone abebben) so richtig einordnen kann, ob man wirklich zusammenpasst oder nicht. Und nein, das sagt mir garantiert kein Ring am Finger.
Vor allem für Gen Z ist Heiraten ein essenzielles Muss
Und trotzdem scheint eine Hochzeit für viele Menschen irgendwie noch das ultimative Ziel zu sein. Vor allem für jüngere Menschen, wie die Parship-Studie ebenfalls aufzeigt. Denn auch wenn 56 Prozent der Befragten wie ich der Meinung sind, dass eine Hochzeit heutzutage nicht mehr wichtig ist, beschreibt die Hälfte der Gen Z (52 Prozent) eine Heirat als „essenzielles Ziel“. In keiner anderen Generation ist dieser Wert so hoch. Und das überrascht mich irgendwie am allermeisten. Denn leben wir nicht inmitten einer Zeit, in der sich niemand mehr festlegen will? Und in der es an der Tagesordnung steht, sich alle Optionen offenzuhalten? In der Matches auf Dating-Apps gewechselt werden wie Unterhosen? Wie passt da ein ja doch eher altmodisches Konstrukt rein, mit dem man sich quasi an eine andere Person kettet?
Stella Schultner, Parship-Expertin und Love-Coach, hat da eine Antwort: „Auch wenn Social Media immer mehr Realität zeigt, werden viele Teile des Lebens nach wie vor stark romantisiert – so auch das Heiraten und die Idee der ewigen Liebe. Der Hype um Hochzeitsanträge, Brautkleider und aufwändige Hochzeitsfeiern ist groß. Es wundert mich nicht, dass gerade die Generationen über 40 Jahren darauf weniger Wert legen. Viele von ihnen haben die erste Scheidung hinter sich oder im Freundes- und Bekanntenkreis unglückliche Paare und herzzerreißende Trennungen miterlebt.“
Und ja, dieser Punkt ist nachvollziehbar. Denn wie viele Dinge auf Social Media können eben auch Wedding Pics bei einigen vielleicht schnell mal zu dem inneren Bedürfnis führen „Das will ich auch!“ – ohne das Ganze im Kopf überhaupt richtig durchzuspielen ... so wie ich zum Beispiel, haha. Denn allein bei dem Gedanken an alle Dinge, die zu so einer Hochzeit so dazugehören, bekomme ich hier Schweiß-Attacken.
Etliche Monate vor dem großen Tag das Brautkleid aussuchen (wie es ja so üblich ist)? Völlig unrealistisch! Denn wie ich mich kenne, würde mir das ausgesuchte Dress zwei Minuten vorm Ja-Wort dann eh nicht mehr gefallen. Zumal ein Brautkleid heutzutage ja nicht mal mehr ausreicht. Ne, du brauchst eins für das Standesamt. Eins für die große Wedding. Vielleicht noch ein Party-Kleid für abends und eins für den Empfang tagsüber ... Help.
Und dann auch der Punkt mit der aufwändigen Hochzeitsfeier. Wenn ich mir vorstelle, für einen Tag mein ganzes Erspartes auf den Kopf zu hauen oder direkt 'nen Kleinkredit aufzunehmen, wenn ich doch stattdessen auch zehn hammergeile Urlaube haben könnte, zieht sich bei mir alles zusammen. Aber klar, solche Sachen sieht man auf Social Media natürlich nicht. Da sieht alles immer sooo herrlich romantisch aus (ist es ja auch) ... bis sich das Blatt vielleicht irgendwann sogar wendet und die Scheidung ins Haus flattert. Ok, jetzt geht mein Wedding-Grinch-Herz mit mir durch, aber ich habe nun mal gerade erst in meinem engsten Umfeld mitbekommen, wie dann aus romantisch mal ganz schnell super teuer werden kann.
Viele junge Leute verspüren den Druck zu heiraten
Eine Hochzeit sollte also wohlüberlegt sein – und erst recht nicht „erzwungen“ werden, weil man das Gefühl hat, diesen Punkt auf der Liste abhaken zu müssen ... weil Heiraten eben im Lebensplan dazugehört. Bullshit! Und trotzdem verspürt fast ein Viertel der 18- bis 29-Jährigen (23 Prozent) laut Parship den Druck von Familie und Freundeskreis, bald zu heiraten. Und da geht ja direkt der Puls bei mir hoch, wenn ich das nur lese.
Denn egal, ob Hochzeit, Kinderplanung oder Hausbau – niemand hat das Recht, sich in das Leben anderer einzumischen. Jeder Mensch darf seinen eigenen Weg gehen, egal, ob der nun zu den traditionellen Lebensentwürfen in unserer Gesellschaft passt und über den Traualtar führt oder eben nicht – es ist allein die Entscheidung von zwei Menschen.
Bei solchen Ergebnissen wundert es mich dann übrigens auch nicht, dass fast 6 von 10 Befragten (59 Prozent) sich vorstellen könnten, heimlich zu heiraten. Dazu sagt Markus Ernst, Parship-Psychologe, Single-Experte und Beziehungs-Coach, nur: „Dass über die Hälfte der Befragten sich eine Hochzeit zu zweit ohne Freunde und Familie vorstellen kann, zeigt, dass die Mehrheit der Paare diesen besonderen Moment ganz persönlich und exklusiv erleben will. Abgesehen von den geringeren Kosten und der einfacheren Organisation haben Paare so die Möglichkeit, sich ohne Ablenkung von außen und vollkommen kompromisslos auf sich und das Ja-Wort zu konzentrieren.“
Eine Hochzeit sollte immer eine individuelle Entscheidung sein
Ja, DAS ist dann irgendwie sogar die Art von Romantik, die ich mir vorstellen kann. Ohne Gang zum Traualtar, bei dem einen tausend Augen anstarren und man im schlimmsten Fall 'nen Salto nach vorne macht. Ohne Kleinkredit vorher. Und ohne zehn Brautkleider. Eben einfach nur zwei Menschen, die sich lieben und sich – nach wohlüberlegter Zeit ;-) – dazu entscheiden, ihr Glück noch etwas offizieller zu besiegeln. Und gegen eine kleine (Garten)Party mit Family und Friends im Anschluss spricht dann natürlich auch nichts.
Und wenn das alles nicht so kommen würde? Auch okay. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass man auch ohne Ring am Finger sehr glücklich werden kann. Also, mein Rat abschließend: Lass dich nicht stressen von irgendwelchen äußeren Erwartungen oder Insta-Bildern. Wenn heiraten, dann weil DU es willst. Und hey, wenn du dir dann eben schon nach ein paar Wochen sicher bist (obwohl ich echt glaube, dass es manchmal nicht schaden kann, sich Zeit zu lassen), dann go for it! Hauptsache, du spielst nach deinen Regeln und gestaltest dein Leben so, wie du es für richtig hältst.