Du weißt schon länger, dass du in deiner Ehe nicht mehr glücklich bist und sehnst dich einfach nur danach, dass die bedrückte Stimmung zu Hause endlich verschwindet und wieder ein kleines bisschen Leichtigkeit in deinen Alltag einzieht? Bringst es wegen der Kinder aber einfach nicht übers Herz dich zu trennen? Damit bist du nicht alleine ... Wann es sich noch lohnt, um die Ehe zu kämpfen und in welcher Situation eine Trennung für alle Beteiligten die beste Lösung ist, erfährst du hier.
Die Stimmung zwischen dir und deinem Ehepartner oder deiner Ehepartnerin ist ständig schlecht. Entweder ihr streitet, oder habt euch gar nichts zu sagen und alles, wonach du dich sehnst ist, dass es wieder so wird wie früher – damals, als das Zusammensein noch leicht und nicht bleischwer war ... Tatsächlich sind viele Menschen in ihrer Ehe irgendwann nicht mehr glücklich. Aber was, wenn Kinder im Spiel sind? Zerstörst du mit einer Trennung auf einen Schlag ihre behütete Kindheit? Solltest du dein eigenes Glück einfach beiseiteschieben und bei der Familie bleiben oder gibt es vielleicht sogar einen Weg, wie du in deiner Ehe wieder glücklich werden kannst? Hier bekommst du Antworten auf all deine Fragen, Sorgen und Ängste.
Wie wirkt sich eine unglückliche Ehe auf dich aus?
Vielleicht bist du dir noch gar nicht so richtig sicher, wie du deine aktuellen Gefühle einordnen sollst und ob das, was du fühlst, wirklich darauf hindeutet, dass du unglücklich in deiner Ehe bist. Hier sind einige Anhaltspunkte, die darauf hinweisen, dass du in deiner Ehe tatsächlich nicht mehr glücklich bist:
- Erhöhtes Stresslevel: Ihr streitet euch ständig und seid emotional sehr distanziert voneinander. Das führt zu einem erhöhten Stresslevel, was wiederum das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöhen kann.
- Gefühl von Einsamkeit: Obwohl ihr zusammenlebt, fühlst du dich alleine und unverstanden. Diese emotionale Isolation kann auf Dauer sehr belastend sein.
- Selbstwertprobleme: Dein Partner oder deine Partnerin gibt dir nicht das Gefühl, genug zu sein, was dein Selbstbewusstsein schwächt und Zweifel an dir selbst aufkommen lässt.
- Körperliche Beschwerden: Die ständige Anspannung zeigt sich in Form von körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder Schlafstörungen.
- Erschöpfung: Du fühlst dich emotional und körperlich ausgelaugt, weil die Ehe dir mehr Energie nimmt, als sie dir zurückgibt.
- Soziale Isolation: Du ziehst dich immer mehr zurück, triffst dich kaum noch mit Freund*innen oder der Familie, weil du nicht über deine Probleme sprechen möchtest – zum Teil auch aus Angst nicht verstanden oder verurteilt zu werden.
- Verlust von Lebensfreude: Die Beziehung fühlt sich wie eine Last an, und die schönen Momente im Leben scheinen immer seltener zu werden.
- Zweifel an der Zukunft: Du hast das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken, und kannst dir nicht mehr vorstellen, dass es jemals wieder so leicht werden könnte, wie es mal war.
- Negative Auswirkungen auf Kinder: Eure Konflikte oder die fehlende Harmonie zu Hause belasten nicht nur dich, sondern auch die Kinder. Außerdem wird dein Geduldsfaden ihnen gegenüber immer kürzer.
Erkennst du dich darin wieder? Ist es das, was du fühlst, wenn du an deine Ehe denkst und ganz ehrlich zu dir bist? Dann steckst du wahrscheinlich wirklich in einer unglücklichen Ehe – aber was jetzt?
Wann merkt man, dass die Ehe keinen Sinn mehr macht?
Nur, weil du in deiner Ehe nicht mehr glücklich bist, bedeutet das natürlich nicht, dass du dich sofort trennen musst. In vielen Fällen schaffen die Ehepartner*innen es doch nochmal zueinander zu finden – aber wie? Wie so oft ist auch hier mal wieder die Kommunikation der Schlüssel. Sprecht offen über eure Gefühle, Bedürfnisse und Ängste, auch wenn es schwerfällt. Teilt einander mit, was euch fehlt, was ihr euch wünscht und was euch stört. Damit ein solches Gespräch nicht direkt wieder in einer hitzigen Diskussion ausartet, hier ein paar Tipps:
- In der Ich-Perspektive sprechen: Formuliere deine Gefühle und Bedürfnisse aus deiner Sicht, z. B. „Ich fühle mich oft übergangen“ statt „Du hörst mir nie zu“.
- Den anderen ausreden lassen: Höre erstmal aufmerksam zu, ohne deine*n Partner*in zu unterbrechen – auch wenn du anderer Meinung bist.
- Urteilsfrei bleiben: Vermeide Schuldzuweisungen oder harsche Kritik. Versuche stattdessen, die andere Perspektive zu verstehen und anzunehmen.
- Konkrete Beispiele nennen: Statt allgemeine Kritik zu äußern („Du machst immer alles falsch“), sprich über konkrete Situationen („Ich habe mich verletzt gefühlt, als du letzte Woche ...“).
- Lösungsorientiert bleiben: Konzentriert euch darauf, wie ihr die Situation gemeinsam verbessern könnt, statt nur Probleme aufzuzählen.
- Auf den Tonfall achten: Sprich ruhig und respektvoll, selbst wenn das Gespräch emotional wird.
- Pausen einlegen: Wenn das Gespräch hitzig wird, macht bewusst eine Pause, um euch zu beruhigen oder zu sammeln und setzt es später fort.
- Zeit und Ort bewusst wählen: Führt das Gespräch in einer entspannten Atmosphäre, wenn ihr beide Zeit und Energie dafür habt – nicht zwischen Tür und Angel oder nach einem stressigen Tag.
Bei schwerwiegenden Eheproblemen ist es mit einem Gespräch natürlich nicht getan – nehmt euch Zeit, an eurer Beziehung zu arbeiten. Was auch helfen kann: Kleine, bewusste Veränderungen im Alltag, wie wieder mehr gemeinsame Zeit, Gesten der Wertschätzung oder das Setzen von Prioritäten für die Beziehung – können große Wirkung zeigen. Aber Achtung: Wenn es dann tatsächlich besser läuft, solltet ihr diese Maßnahmen natürlich auch beibehalten und nicht wieder schleifen lassen, denn dann kann die Stimmung ganz schnell wieder umschlagen.
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Wenn ihr zusammen nicht so richtig weiterkommt und euch einfach nur im Kreis dreht, hilft es oft auch professionelle Unterstützung in Form von Paartherapie oder Eheberatung in Anspruch zu nehmen. Solche Gespräche können dabei helfen, Missverständnisse zu klären, festgefahrene Konflikte aufzulösen und wieder eine Verbindung zueinander aufzubauen.
Es gibt jedoch Situationen, in denen alle Versuche, an der Ehe zu arbeiten, scheitern. Ein deutliches Warnsignal ist, wenn nur eine Seite bereit ist, sich zu engagieren, während die andere keinerlei Interesse zeigt. Auch respektloses Verhalten oder gar wiederholtes Fremdgehen sowie das völlige Fehlen von Liebe und Nähe können darauf hindeuten, dass die Beziehung nicht mehr zu retten ist. Letztlich merkt man, dass eine Ehe keinen Sinn mehr macht, wenn der Schmerz und die Belastung zusammenzubleiben, größer sind als die Hoffnung auf eine gemeinsame, erfüllte Zukunft. In solchen Fällen kann eine Trennung der richtige Schritt sein.
Sollte man wegen Kindern in einer unglücklichen Ehe bleiben?
Nein, du solltest nicht allein wegen der Kinder in deiner unglücklichen Ehe bleiben. Natürlich wollen Eltern ihren Kindern Stabilität bieten, aber in einer unglücklichen Ehe zu bleiben, kann oft mehr schaden als helfen. Kinder spüren Spannungen und Konflikte – auch wenn man versucht, sie zu verstecken. Wichtiger als das Zusammenbleiben ist es, den Kindern ein Umfeld zu bieten, in dem sie Liebe, Respekt und Zufriedenheit erleben können. Manchmal bedeutet das, getrennte Wege zu gehen und ihnen zu zeigen, wie wichtig es ist, für das eigene Glück einzustehen.
Wenn du also merkst, dass du eigentlich gar nicht mehr für die Ehe kämpfen möchtest, du müde bist, du keine Gefühle mehr für deinen Ehepartner oder deine Ehepartnerin mehr hast und einfach nur gehen möchtest, dann solltest du das auch tun. Wenn du nur der Kinder wegen bleibst und nicht, weil du selbst das wirklich willst, wirst du nie wirklich glücklich sein – und das gilt auch für deine Kinder.
Aus der Sicht eines Scheidungskindes
Ich war zwar noch nie verheiratet und Kinder habe ich auch keine, aber trotzdem war ich viele Jahre Teil einer unglücklichen Ehe mit Kindern – der Ehe meiner Eltern. Ich kann dir nur sagen: Ja, ich habe gemerkt, dass meine Eltern nicht glücklich sind. Auch, wenn sie versucht haben, es zu verstecken. Ja, ich habe mitbekommen, dass meine Eltern ständig Konflikte miteinander hatten, auch, wenn ich oft nicht dabei war und ja, auch mich als Kind hat die ständige schlechte Stimmung, die unterschwellig brodelte, belastet. Natürlich war ich traurig, als meine Eltern sich getrennt haben und natürlich habe auch ich mir immer gewünscht, in einer glücklichen Familie aufzuwachsen, in der Mama und Papa immer da sind und ich einen Elternteil nicht nur alle zwei Wochen am Wochenende sehe. Meine Realität sah aber anders aus – und lange auch nicht schön, weil meine Eltern es nicht geschafft haben, das Wohl von uns Kindern über ihre eigenen Enttäuschungen und Verletzungen zu stellen.
Und trotzdem kann ich heute sagen: Dass meine Eltern sich getrennt haben, war das einzig richtige und eine Entscheidung, von der langfristig alle profitiert haben.
Eine unglückliche Ehe nur der Kinder wegen weiterzuführen ist keine gute Idee und bringt niemandem etwas. Wenn du also merkst, dass es keinen Sinn mehr macht weiterzukämpfen, solltest du dich trennen. Denn letztendlich kannst du deinen Kindern kein glückliches Leben ermöglichen, wenn du es selbst nicht bist.