Besitzt du noch Dinge von einem deiner Ex-Freunde, vielleicht irgendwo tief vergraben in einer Kiste? Dann könntest du diese öffentlich ausstellen lassen. Ein Museum in Kroatien beschäftigt sich nämlich intensiv mit ehemaligen Beziehungen. Ich habe mir die traurigen Ausstellungsobjekte des Museum of Broken Relationships näher angesehen und hinterher verstanden, warum es sich lohnt, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen.
Das Museum der etwas anderen Art
Allein in Deutschland gibt es viele außergewöhnliche Museen, wie etwa das Ulmer Brotmuseum oder das Berliner Currywurst-Museum. Von einem Museum über zerbrochene Beziehungen hatte ich jedoch bis jetzt noch nie etwas gehört. Ein solches existiert allerdings schon seit 2006 im kroatischen Zagreb und würdigt all jene Gegenstände, die nach einer Trennung übrig bleiben. Das können zum Beispiel Geschenke des Ex-Freundes sein oder auch Kleidungsstücke, die der andere nach dem Beziehungsaus nicht wieder abgeholt hat.
Obwohl all diese Objekte auf den ersten Blick banal erscheinen, wollten die Gründer Olinka Vištica and Dražen Grubišić, zwei kroatische Künstler, ihnen eine Plattform bieten. Denn ihrer Ansicht nach muss man solche Erinnerungen nicht zwingend vernichten, um über eine Beziehung hinwegzukommen. Stattdessen werden die persönlichen Gegenstände in einer stets wechselnden Ausstellung in Zagreb der Öffentlichkeit präsentiert, um mit den teils traurigen, teils rührenden Geschichten zum Nachdenken anzuregen.
Anhand dieser Erinnerungen kann man einiges darüber lernen, was Liebe für Menschen auf der ganzen Welt bedeutet. Das Konzept ist so erfolgreich, dass auch in vielen anderen Ländern regelmäßig Pop-up-Ausstellungen zu sehen sind – zuletzt zum Beispiel in Heidelberg. Auf der Webseite erfährst du, wo das Museum of Broken Relationships derzeit ausstellt.
All diese Objekte haben mal so viel bedeutet
Ich hatte mir das Museum of Broken Relationships zunächst ziemlich langweilig vorgestellt. Was interessieren mich schon die Trennungsgeschichten von fremden Menschen? Nachdem ich mir aber einige Objekte der virtuellen Ausstellung angeschaut hatte, war ich doch nachdenklich gestimmt – und bei einer der folgenden Geschichten hatte ich sogar eine Träne im Auge.
#1 Ein Plüschmonster vom ersten Freund
Dieses Plüschtier ist das Überbleibsel einer vierjährigen Beziehung einer Finnin. Diese hatte ihren ersten Freund im Studium kennengelernt, wo sie im Vorlesungssaal stets nebeneinandersaßen. Er spielte dabei häufig das Computerspiel „Cut the Rope“, aus dem diese Figur stammt. Weil sie das grüne Monster namens „Om nom“* so niedlich fand, bekam sie es später zu ihrem Geburtstag geschenkt. Nach der Trennung erinnerte sie das eigentlich so fröhlich dreinblickende Monster an den schlimmsten Herzschmerz, den sie je erleben musste.
#2 Die Erfüllung eines Kindheitstraums von der großen Liebe
Dieses Spielzeugauto stammt von einem 40-jährigen Mann, der erst im späten Erwachsenenalter das erste Mal erfahren hat, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden. Seiner damaligen Partnerin erzählte er nämlich, dass er als Kind nie ein solches Auto bekommen hatte, obwohl er es sich so sehr wünschte. Seine aufmerksame Partnerin überraschte ihn eines Tages damit – inklusive einer Gravur ihrer Namen. Obwohl diese Beziehung mittlerweile zerbrochen ist, symbolisiert dieses Spielzeugauto für ihn, dass kein Traum unerfüllt bleibt, wenn zwei Menschen sich innig lieben.
#3 Eine Action-Figur von der verschollenen Tante
Im Museum of Broken Relationships sind nicht nur Objekte aus zerbrochenen Liebesbeziehungen zu sehen. Diese Actionfigur erinnert zum Beispiel einen Schweizer an seine Patentante, die ihn in seiner Kindheit immer reichlich beschenkt hatte. Eines Tages war sie jedoch wie von der Bildfläche verschwunden: Die Tante hatte ein schwerwiegendes Alkoholproblem und musste daher eine andere Identität aufbauen, um ein neues Leben zu beginnen.
Darum tut ein Besuch dieser Ausstellung gut
Beim Lesen dieser Geschichten kann man ziemlich traurig werden. Sollte man einen Besuch also eher meiden, wenn man selbst von Herzschmerz betroffen ist? Nicht unbedingt, denn das Museum scheint gerade Menschen anzuziehen, die sich in einer Trennungsphase befinden oder von solchen, die über eine alte Beziehung einfach nicht hinwegkommen, wie aus dem Gästebuch hervorgeht. Womöglich kann es therapeutisch wirken, zu sehen, dass andere ähnliche Schicksale durchlebt haben. Wenn du dich gerne endgültig von deinem Ex-Freund lösen willst, haben wir hier weitere Tipps für dich.
Das Museum of Broken Relationships geht auch mit einer Prise schwarzem Humor mit Trennungen um. Im Souvenirladen kannst du dir zum Beispiel T-Shirts mit der Aufschrift „I Love Breakups“, also „Ich liebe Trennungen“ kaufen. Na, wenn das mal nicht aufbauend ist!
Was könntest du dem Museum beisteuern?
Wenn man sich die Ausstellungsobjekte anschaut, fängt man automatisch an, darüber zu grübeln, welche Dinge man selbst beisteuern könnte. Mir fällt da zum Beispiel ein Notizbüchlein ein, in das ich fein säuberlich jede einzelne SMS meines ersten Freundes notiert habe – im Nachhinein total peinlich! Wenn ich wollte, könnte ich dieses tatsächlich zusammen mit einer kurzen Geschichte an das Museum schicken und mit etwas Glück würde es schon bald ausgestellt werden. Insbesondere, wenn man sehr traurige Erinnerungen mit einem Gegenstand verbindet, kann das vielleicht ganz heilsam sein. Denn wenn es nicht mehr Privatbesitz, sondern ein Museumsstück ist, wird es zwar nie vergessen, ist jedoch Geschichte.
Du musst deinen Ex-Freund nicht gänzlich aus deiner Erinnerung streichen, um über ihn hinwegzukommen. Schwierig wird es jedoch, wenn du noch starke Gefühle für ihn hast. Unser Test kann dir sagen, ob das der Fall ist:
Mich hat die Idee des Museum of Broken Relationship auf jeden Fall überzeugt. Ich denke, dass man so auf anschauliche Art und Weise lernt, wie Menschen scheinbar nichtige Objekte emotional aufladen können. Mich haben die Geschichten nachdenklich gestimmt und berührt, denn jeder hat doch solche Gegenstände zu Hause, die von hohem emotionalen Wert sind. Fallen dir da auch sofort welche ein? Dann erzähl uns davon in den Kommentaren – ich hol so lange schon mal meine Taschentücher!
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Bildquelle: Museum of Broken Relationships/Mare Milin, instagram