Bei Ejakulation denken die meisten wohl zunächst an den männlichen Orgasmus. Dass aber auch Frauen ejakulieren können, ist weniger bekannt, was vor allem daran liegt, dass die weibliche Ejakulation lange als Tabuthema galt. Wir verraten dir, was du über das sogenannte „Squirting“ wissen solltest und wie du es selbst erleben kannst.
Was ist Squirting?
Bei der weiblichen Ejakulation wird durch die intensive Stimulation des G-Punkts während des Orgasmus oder während einer starken Erregungsphase eine Flüssigkeit stoßartig freigesetzt – ähnlich wie beim männlichen Samenerguss. Genau aus diesem Grund wird auch der Begriff „Squirting“ benutzt, der ins Deutsche übersetzt „spritzen“ oder „herausspritzen“ bedeutet. Das Sekret, das bei der weiblichen Ejakulation austritt, ist sehr flüssig und hat eine milchig-weiße Farbe. Produziert wird es in der weiblichen Prostata, genauer gesagt in den Skene-Drüsen, die sich in der Harnröhre befinden.
Wann wurde die weibliche Ejakulation entdeckt?
Schon der griechische Philosoph Aristoteles stellte im Jahre 300 vor Christus fest, dass bei manchen Frauen während des Orgasmus eine milchig-weiße Flüssigkeit aus der Vagina austritt. Doch da die Forschung damals natürlich keinesfalls so fortschrittlich war wie heute, konnten die Wissenschaftler sich nicht erklären, was genau beim sexuellen Höhepunkt passiert und warum auch Frauen ejakulieren. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die weibliche Ejakulation unter anderem von Ernst Gräfenberg, dem Entdecker des G-Punkts, erforscht. Doch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dieses Phänomen von der Wissenschaft und den Medizinern komplett tabuisiert – denn die Gesellschaft ging davon aus, dass nur Männer in der Lage waren, zu ejakulieren.
Stattdessen wurde die weibliche Ejakulation als Urinieren während des Höhepunkts bezeichnet, was dazu führte, dass sich viele Frauen für ihre Lusttropfen schämten oder sogar fälschlicherweise eine Inkontinenz diagnostiziert bekamen. Erst die Frauenbewegung in den 1970er Jahren bewirkte, dass man der weiblichen Ejakulation wieder vermehrt nachging. Doch auch heute empfinden viele Frauen Squirting noch immer als unangenehm. Und das liegt einzig und alleine daran, dass jede Menge Klärungsbedarf besteht. Angefangen beim Urin-Mythos …
Welche spannenden Dinge es abgesehen von der Ejakulation noch über den weiblichen Körper zu wissen gibt, erfährst du im Video:
Weibliche Ejakulation: Woraus besteht das Sekret?
Schon rein chemisch betrachtet gibt es große Unterschiede zwischen weiblicher Ejakulation und Urin. Im Ejakulat der Frau findet sich beispielsweise eine viel höhere Konzentration des Stoffes Prostata-Phosphatase und es enthält darüber hinaus auch noch Kalzium und Glucose sowie das Hormon Serotonin. Auch der Geruch des Sekrets unterscheidet sich von dem des Urins. Manche Frauen geben an, dass es mitunter einen sehr eigenen, oftmals sehr starken und beißenden Geruch hat, weswegen viele sich fürs Squirting schämen und versuchen, den Orgasmus zu unterdrücken.
Kann jede Frau squirten?
Während die weibliche Ejakulation bei manchen Frauen nur aus wenigen Tropfen besteht, können andere wiederum mehrere Zentiliter abgeben. Doch längst nicht jede Frau ist in der Lage, zu squirten: Etwa 50 Prozent erleben eine weibliche Ejakulation, wobei sich nicht jede Frau auch darüber im Klaren ist. Bei einem sehr feuchten Intimbereich kann das Phänomen beispielsweise untergehen und wird weder von der Frau, noch vom Mann wahrgenommen. Doch warum ejakuliert jeder Mann während nur jede zweite Frau squirten kann? Auf der Suche nach Antworten fanden Forscher*innen heraus, dass die Skene-Drüsen unterschiedlich groß sein können. Das heißt, dass sehr kleine Drüsen anatomisch bedingt nicht in der Lage sind, das weibliche Ejakulat zu produzieren. Auch die Kraft und Größe des Beckenbodenmuskels spielt bei der weiblichen Ejakulation eine große Rolle: Bei ejakulierenden Frauen ist dieser Muskel besonders ausgeprägt.
Führt die weibliche Ejakulation zu intensiveren Orgasmen?
Die weibliche Ejakulation findet nicht immer, aber häufig während des Orgasmus statt, sodass natürlich die Frage aufkommt, ob der Höhepunkt dadurch intensiver wird. In einer Kölner Umfrage wurde diese Frage geklärt: Während manche Frauen angaben, dass der Orgasmus tatsächlich intensiver sei, gaben andere an, dass er sich durch das Squirting völlig anders anfühle. Ob diese Frauen ejakuliert haben, hing übrigens davon ab, wie sehr sie erregt waren.
Wie funktioniert Squirting?
Für die weibliche Ejakulation braucht es in erster Linie eine intensive Stimulation der G-Zone. Die kannst du nicht nur beim penetrativen Sex erreichen, sondern auch durch die Befriedigung mit den Fingern oder mit Hilfe eines Sextoys. Während es beim Geschlechtsverkehr bestimmte Stellungen gibt, die sich besonders anbieten – zum Beispiel die Wiener Auster – ist es beim Fingern empfehlenswert, die Fingerspitzen nach oben zur Bauchdecke zu krümmen, um den dort liegenden G-Punkt zu stimulieren. Passende G-Punkt-Vibratoren findest du hier. Und das Beste: Du kannst sie sowohl gemeinsam mit deinem oder deiner Partner*in als auch beim Masturbieren benutzen.
Soweit so gut, doch die richtige Technik ist beim Squirting nicht alles: Die meisten Frauen scheitern am Loslassen – denn die sich anbahnende weibliche Ejakulation fühlt sich so an, als müsstest du auf die Toilette. Da die Skene-Drüsen in unserer Harnröhre und damit sehr nah an unserer Blase liegen, kann unser Gehirn die beiden Vorgänge nicht unterscheiden. Kein Wunder also, dass viele Frauen das Bedürfnis beim Sex unterdrücken. Wer allerdings squirten möchte, muss sich komplett entspannen und dem Gefühl hingeben, was definitiv Übungssache ist. Das Wichtigste ist und bleibt, dich selbst nicht unter Druck zu setzen, wenn es nicht sofort klappt. Dran bleiben lohnt sich!
Ob mit oder ohne Squirting – guter Sex bedeutet für jede*n etwas anderes. In unserer Bildergalerie berichten 21 Frauen, wann, wo und wie sie am meisten Spaß hatten:
Bildquelle: Getty Images / undefined undefined