Vielleicht ist dir schon mal aufgefallen, dass dein Partner beim Sex manchmal mehr und manchmal weniger ejakuliert. Oder du hattest Sexualpartner, zwischen denen es große Unterschiede gab. Lässt sich anhand der Spermamenge womöglich ablesen, wie viel Spaß ein Mann beim Sex hatte, wie fruchtbar er ist oder wie hoch sein Testosteron-Level ist? Wir haben uns mal näher angesehen, welche Theorien Männer darüber im Internet aufstellen und was Ärzt*innen dazu zu sagen haben.
Was ist eine normale Spermamenge?
Die Frage, womit die Menge des Spermas zusammenhängt, wird, wie sollte es auch anders sein, bereits auf Reddit diskutiert. Hier scheinen sich alle einig darüber zu sein, dass Männer vor allem dann viel abspritzen, wenn sie über einen längeren Zeitraum nicht masturbiert oder keinen Sex hatten. Ein User findet, dass sich ein Orgasmus, bei dem er viel ejakuliert, besser anfühle, nach dem Motto: Je mehr, desto besser. Womöglich gibt es hierfür aber auch eine andere Erklärung. Ein weiterer männlicher User kommentiert, dass man bei größeren Spermamengen eben einfach lange nicht mehr abgespritzt hat und es sich deswegen automatisch besser anfühle.
Doch was bedeutet denn eigentlich viel und was wenig? Wie der Urologe Michael Ingber in der amerikanischen Women's Health erklärt, produzieren Männer beim Orgasmus zwischen 1,5 und 6 ml Sperma (ein Drittel bis etwas über einen Teelöffel). Bei Mengen unter 1,5 ml spricht man von Hypospermie, über 6 ml von Hyperspermie. Der Arzt bekräftigt, dass eine geringere Spermamenge als üblich darauf hindeutet, dass der Partner vor Kurzem erst abgespritzt hat – sei es beim Sex oder Masturbieren. Bevor du deinem Freund aber eine Affäre unterstellst, nur weil er weniger als sonst ejakuliert hat, solltest du wissen, dass das Volumen auch abhängig von der Tagesform und anderen Faktoren sein kann.
Wetten, es gibt noch mehr skurrile Fakten über Penisse, die dir nicht bewusst waren?
Zu wenig Sperma – ein Problem?
Bei unserer Recherche wurde eines aus zahlreichen Online-Foren und Magazinen für Männer deutlich: Ganz klar, es sind hauptsächlich die Herren, die sich Sorgen darüber machen, wie viel sie beim Sex abspritzen. Bezeichnend dafür ist die Geschichte eines 27-Jährigen, der dem britischen Männermagazin Askmen erzählt:
Am Anfang meiner Beziehung mit meiner jetzigen Freundin habe ich immer versucht, eine Woche oder länger nicht abzuspritzen, weil ich mich um meine Sperma-Menge sorgte. Das hatte natürlich seine Nachteile – ich bin innerhalb von Minuten gekommen. Als wir schließlich darüber sprachen und ich ihr gestand, was ich tat, sagte sie, dass es ihr überhaupt nichts ausmache, sie wollte einfach nur länger Sex haben.
Kevin, 27, auf Askmen
Doch woher kommt die Annahme, dass die Spermamenge etwas mit der Sex-Qualität zu tun hat? Der amerikanische Urologe Dr. Jamin Brahmbhatt erzählt Askmen von seinen Erfahrungen mit Patienten:
Die meisten Männer, die mir von ihren Sorgen erzählen, vergleichen sich mit dem, was sie in Pornos sehen. Pornos lassen Männer glauben, dass bei jedem Orgasmus eine ganze Schiffsladung Saft abgespritzt werden muss.
Dr. Brahmbatt, Urologe auf Askmen
In Wahrheit werde in diesen Filmen aber mittels Kameraeinstellungen und nachträglicher Bearbeitung getrickst. Wer hätte gedacht, dass sich Männer nicht nur über ihre Penisgröße Gedanken machen, sondern auch über ihre Spermamenge? Da soll noch mal einer sagen, nur wir Frauen hätten körperliche Komplexe!
Je mehr Sperma, desto fruchtbarer?
Ist eine große Spermamenge aber aus biologischer Sicht von Vorteil? Auch hier widerspricht Dr. Brahmbatt: Auch wenn viel Ejakulat mit hoher Fruchtbarkeit assoziiert werde, habe dies keinen Einfluss auf eine eventuelle Befruchtung. Selbst in geringen Mengen Ejakulat können sich zahlreiche gesunde Spermien befinden. Umgekehrt kann es sogar sein, dass Männer, die überdurchschnittlich viel abspritzen, nur wenige fruchtbare Spermien haben. Sollten du und dein Partner also einen Kinderwunsch hegen, solltet ihr euch keinen Kopf über die Menge seines Spermas machen.
Wie kann man die Spermamenge erhöhen?
Wenn Männer unzufrieden mit der Menge ihres Ejakulats sind, können sie es mit ein paar Lifestyle-Veränderungen probieren. Allerdings sollte man sich auch keine falschen Hoffnungen machen, denn es ist völlig normal, dass sich ab etwa 35 Jahren aufwärts die Spermamenge vermindert. Eine geringfügige Erhöhung des Volumens kann aber durch folgende Tipps erreicht werden:
- viel Wasser trinken
- viel frisches Obst und Gemüse essen
- mit dem Rauchen aufhören
- wenig Alkohol trinken
- weniger masturbieren und weniger Sex haben
Geht es nicht um die Spermamenge sondern um eine Erhöhung der Qualität und Anzahl der Spermien, können Nahrungsergänzungsmittel mit Zink, L-Carnitin und Q10 helfen.
Machst du dir Sorgen darüber, dass dein Partner häufig masturbiert, obwohl er mit dir zusammen ist? Dass sich Selbstbefriedigung und Beziehung nicht ausschließen, beweisen diese ehrlichen Statements von Männern:
Wenn ihr mitten in der Familienplanung steckt, solltest du deinem Partner raten, verstärkt auf gesunde Ernährung und eine ausreichende Folsäurezufuhr zu achten. Das vergrößert zwar nicht unbedingt die Menge seines Spermas, kann aber seine Fruchtbarkeit erhöhen. Für alle anderen, die nicht planen schwanger zu werden, gilt: Wie viel er abspritzt, entscheidet nicht darüber, wie gut euer Sex ist. Viel wichtiger ist, dass ihr sexuell kompatibel seid!
Bildquelle: Unsplash/Dainis Graveris