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Warum ich meine Pille trotz Beziehung allein bezahle

Kommentar Pille

Verhütung ist heute oft noch Frauensache – zumindest, was alle Mittel angeht, die es nicht für einen Euro an öffentlichen Automaten zu kaufen gibt. Vielen erscheint das in unserer sich emanzipierenden Gesellschaft längst nicht mehr zeitgemäß – und schon gar nicht gerecht. Ein Tweet über einen Mann, der kein Geld zur Spirale seiner Freundin beisteuern will, sorgte daher kürzlich für große Empörung und wirft eine interessante Frage auf: Sollten Männer Pille, Spirale & Co. mitbezahlen?

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Keine Kohle für 5 Jahre Verhütung

Sei es das halbjährige Besorgen des Pillenrezepts, das überaus schmerzhafte Einsetzen-lassen der Spirale oder die Dreimonatsspritze: Männer investieren zum Großteil höchstens mal in Kondome, um die anderen Verhütungsmethoden müssen wir Frauen uns kümmern. Sollte der Partner sich nicht irgendwie zumindest finanziell daran beteiligen, wenn wir schon die Last der Hormone auf uns nehmen? Diese Diskussion hat der folgende Tweet ausgelöst:

Zur Info: Die Spirale wirkt etwa 5 Jahre und kostet um die 400 Euro. Weiterhin eine Beziehung mit diesem Typen zu führen ist anhand seiner Aussagen natürlich fragwürdig, aber viel interessanter als seine Reaktion fand ich vor allem das Thema an sich und die Diskussion dazu. Denn der Großteil der Leute empfindet es als einen totalen Skandal, wenn der Mann sich nicht an den Verhütungskosten beteiligt. Aber ist das wirklich so schlimm?

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Ich habe meine Pille schon immer alleine bezahlt

Ich nehme die Pille, seit ich 19 bin. Ich litt damals unter Akne und ließ mir das Hormonpräparat vor allem für eine bessere Haut verschreiben – dass sie auch verhüten würde, war für mich nur ein positiver Nebeneffekt, den ich jedoch im Laufe der Jahre immer mehr zu schätzen wusste. Dennoch kam mir nie der Gedanke, meinen Partner an den Kosten für die Pille zu beteiligen – ehrlich gesagt ist mir das Thema bis vor kurzem noch nie in den Sinn gekommen. Denn ich habe die Pille schon immer in erster Linie für mich selbst genommen: für eine schönere Haut und eine schmerzfreie Periode, die man für den Urlaub auch mal verschieben kann. Und nicht, weil sonst keine Verhütung infrage kommt.

Würde ich die Kosten mit meinem Freund teilen, würde er mir etwa 3 Euro im Monat „schulden“ – und ihn darum zu bitten, ist mir, ganz einfach gesagt, zu blöd. Klar profitiert auch er davon, dass durch mich für die Verhütung gesorgt ist – aber dafür bezahlt er auch viele Dinge, von denen ich profitiere. Wenn er einkauft, um unseren Kühlschrank zu füllen oder den gemeinsamen Kinobesuch spendiert, gebe ich ihm ja auch nicht die Hälfte davon zurück. Wieso soll Verhütung, die ebenso ein ganz alltäglicher Aspekt einer Partnerschaft ist, wie das gemeinsame Kochen oder Unternehmungen, einen krasseren Stellenwert haben und im Gegensatz zu anderen Sachen finanziell ausklamüsert werden?

Mann und Frau
Müssen wir das wirklich ausdiskutieren?

Verhütung hat nichts mit Emanzipation zu tun

Einige Leute sehen die Fortschritte der Emanzipation gefährdet, wenn die moderne Millennial-Frau keine Beteiligung an den Verhütungskosten von ihrem Partner einfordert. Das scheint jedenfalls der Konsens der diskutierenden User unter dem Spirale-Tweet zu sein. Frauen sollten sich gegen ihre chauvinistischen und zahlungsunwilligen Männer durchsetzen, schließlich sind wir ja heute alle gleichberechtigt, weshalb es nur logisch sei, dass auch alles gerecht geteilt wird.

Doch sind Frauen wie ich, die kein Problem damit haben, ihre Pille allein zu bezahlen, wirklich nicht emanzipiert genug? Ist es unsere Schuld, dass Verhütung auch heute noch in der Gesellschaft als „Frauensache“ angesehen wird, was sie nun mal auch ist, da nur Frauen und nicht Männer hormonell verhüten können? Nein. Jede Frau und jedes Paar kann dazu eine eigene Entscheidung treffen und sollte sich nicht dafür rechtfertigen müssen. Fragt ja auch keiner danach, ob man sich auch immer brav das Benzin für gemeinsame Autofahrten teilt.

Es kommt auf die Hintergründe an

Außerdem kommt es meiner Meinung nach auch immer darauf an, wie lange man schon zusammen ist, wie gefestigt die Beziehung ist und wie genau das Thema mit dem Partner besprochen wurde. Auch die finanzielle Situation des Paares kann eine Rolle spielen. Eine Freundin von mir bezahlt ihre Pille alleine, weil ihr Freund noch Student ist und es ihr gar nicht in den Sinn käme, sich dafür Geld von ihm zu holen. Eine andere Freundin sieht das ganz anders: „Ohne Geld für die Pille gibt es auch keinen Sex“. Sie hat in ihren Beziehungen immer an einem gewissen Punkt klar angesprochen, dass die Verhütungskosten bei ihr geteilt werden. Ihre Entscheidung.

Katja Gajek

Gemeinsame Entscheidung, gemeinsame Kosten

Werde ich auch zukünftig, bei einer anderen Verhütungsmethode als der Pille, weiter alleine für die Kosten aufkommen? Vermutlich nicht. Denn ich finde, wenn man sich als Paar gemeinsam für eine bestimmte Verhütungsmethode entscheidet, kann es durchaus angemessen sein, sich die Kosten dafür zu teilen. Vor allem, wenn die Frau vorher ganz anders oder gar nicht verhütet hat, oder der Partner absolut nicht auf Kondome steht und sich eine Alternative wünscht. Dann wurde diese „Anschaffung“ gemeinsam beschlossen und sollte auch finanziell geteilt werden – wenn Frau das wünscht. Aber will man sich wirklich nach wenigen Monaten Beziehung mit dem neuen Schatzi hinsetzen und sagen: „Ähm duuu, ich habe mir doch vor einem Jahr mal die Spirale einsetzen lassen und hätte jetzt gerne anteilig für die 2 Monate, in denen wir Sex hatten, 13 Euro von dir“? No way.

Katja Gajek

Bildquelle: iStock/LightFieldStudios/master1305