Das Verlangen nach Sex ist bei jedem Paar nach einer Geburt sehr unterschiedlich ausgeprägt. Wenn alle Wunden abgeheilt sind, stellt sich bei vielen Frauen die Lust wieder ein und sobald du deine Menstruation wieder bekommst, besteht die Möglichkeit zur Empfängnis. In jedem Fall solltest du wissen, warum Stillen dich nicht sicher vor einer erneuten Schwangerschaft schützt und welche Verhütungsmittel Experten empfehlen.
Sex nach der Geburt: Ab wann darf man wieder?
Die Frage, ab wann Sex nach der Geburt wieder erlaubt ist, ist eine der häufigsten, die Hebammen gestellt werden. Auf diese gibt es jedoch keine pauschale Antwort. Viele Geburtshelferinnen raten, dass du warten solltest, bis alle Wunden verheilt sind und sich der Wochenfluss legt. Dein Körper braucht seine Zeit, um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen. Als Wochenfluss bezeichnet man das blutige Wundsekret, dass bei der Ablösung der Plazenta eine Wunde in der Gebärmutter hinterlässt. Er dauert meist vier bis sechs Wochen nach der Geburt an.
Wenn es dir unangenehm ist, mit diesem Ausfluss schon Sex zu haben, sollte dein Partner dafür Verständnis aufbringen. Besteht die Lust jedoch auch bei dir, dann sollte aus medizinischer Sicht nichts gegen Sex mit Wochenfluss sprechen. Wichtig ist nur, dass du auf Hygiene achtest und auch an die Verhütung denkst!
Warum du auch während des Stillens schwanger werden kannst
Unter vielen unerfahrenen Schwangeren und werdenden Müttern kursiert die Annahme, man könne auf keinen Fall schwanger werden, während man stillt. Da ist durchaus etwas dran. Es ist jedoch keine sichere Methode zur Empfängnisverhütung.
Wenn Stillen als Verhütungsmethode eingesetzt wird, spricht man auch von der Laktationsamenorrhoe (auch kurz LAM): Während der Stillzeit bleibt die Menstruation durch die Ausschüttung des Stillhormons Prolaktin häufig aus. Das bedeutet, es findet kein Eisprung statt und man ist sozusagen vorübergehend unfruchtbar.
Dies ist jedoch bei jeder Mutter ganz unterschiedlich und es hängt von vielen Faktoren ab:
- Das Baby wird seit der Geburt voll von dir gestillt ohne Beikost oder zusätzliche Flüssigkeit.
- Es gab keine längeren Stillpausen als sechs Stunden.
- Dein Baby saugt nur selbst und du pumpst nicht ab.
- Du hast bisher noch keine Periode bekommen.
- Dein Baby ist maximal sechs Monate alt.
Sobald einer dieser Punkte nicht erfüllt ist, kann man nicht mehr von einer sicheren Verhütung in der Stillzeit sprechen und du solltest zusätzlich verhüten, wenn du nicht sofort wieder schwanger werden willst.
Die richtige Verhütung nach der Geburt
Nicht jedes Verhütungsmittel ist auch für die Verhütung nach der Geburt geeignet. Generell eignen sich in dieser Phase natürliche Verhütungsmethoden leider weniger, um eine erneute Schwangerschaft sicher zu verhindern. Vor allem wenn du vor der Schwangerschaft noch nicht natürlich verhütet hast, ist die Temperatur- oder Billingsmethode eher unsicher. Dein Zyklus ist noch nicht ganz eingependelt und daher nicht vorhersehbar. Wenn du damit schon gute Erfahrungen gemacht hast und generell eine erneute Schwangerschaft nicht grundsätzlich ausschließt, wären auch diese hormonfreien Methoden geeignet.
Kondome
Aufgrund des schon erwähnten Wochenflusses, der aus Blut und Wundsekret besteht, empfehlen Mediziner unbedingt die Verhütung durch Kondome. Es bestehe sonst eine erhöhte Ansteckungsgefahr, da der Bereich der Wundfläche ein beliebter Nährboden für allerlei Keime darstellt und die Infektionsgefahr hoch sei. Auch von Oralverkehr ist daher kurz nach der Geburt zunächst abzuraten, bis alle Wunden verheilt sind und wieder Normalität eingekehrt ist. Kondome* sind die einzigen Verhütungsmittel, die nicht nur vor der Empfängnis, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen.
Diaphragma
Ebenfalls empfohlen wird die Verhütung durch eine Barrieremethode wie ein Diaphragma. Allerdings ist hier Erfahrung mit dem richtigen Einsetzen notwendig. Ein Diaphragma schützt nur, wenn es auch in der Größe richtig passt. Da sich nach der Geburt das Becken verändert, sollte man hier auf jeden Fall mit seinem Gynäkologen sprechen und es anpassen lassen.
Pille und Minipille
Wer vor der Schwangerschaft hormonell verhütet hat, kann damit auch nach der Schwangerschaft fortfahren. Allerdings raten Verhütungsexperten von der normalen Kombinationspille ab: Sie enthalte Östrogene, die sich negativ auf das Stillen auswirken, weil sie die Milchmenge reduzieren und die Zusammensetzung verändern. Wer also voll stillt, sollte sich für eine andere Verhütung nach der Geburt entscheiden.
Anders verhält es sich dagegen mit der Mini-Pille, die auch als Stillpille bezeichnet wird: Da diese nur aus dem Hormon Gestagen besteht, wirkt sie sich nicht auf die Milchproduktion aus. Hier wird allerdings auch empfohlen, sechs bis acht Wochen nach der Geburt zu warten. Wer nicht stillt, kann die Mini-Pille ab dem 21. Tag nach der Geburt einnehmen. Du solltest allerdings unbedingt daran denken, das eine Mini-Pille streng an die immer gleiche Einnahmezeit gekoppelt ist. Nur dann funktioniert der Verhütungsschutz.
Tipp: Weitere hormonelle Alternativen zur Mini-Pille wären noch die Dreimonatsspritze oder das Verhütungsstäbchen.
Spirale
Eine Spirale ist ebenfalls eine geeignete Methode zur Verhütung nach der Geburt. Bei der Kupferspirale handelt es sich um die hormonfreie Variante, es gibt aber auch Hormonspiralen, die geringe Mengen Gestagen abgeben und die Milchproduktion nicht beeinträchtigen sollen. Informiere dich am besten über die Vor- und Nachteile dieser Verhütungsmethode. Beide Spiralen sollen frühestens sechs bis acht Wochen nach der Geburt eingesetzt werden können. Sprich dazu am besten mit deinem Gynäkologen.
Folgende Verhütungsmittel sind nach der Geburt ungeeignet, weil sie sich negativ auf die Milchproduktion auswirken:
- Verhütungs- oder Vaginalring
- Verhütungspflaster
Du bist dir noch unklar bezüglich der Sicherheit der vorgestellten Methoden zur Verhütung nach der Geburt? In unserer Bildergalerie erfährst du, welche Mittel laut Pearl-Index am sichersten sind.
Für welche Verhütungsmethode du dich letztlich entscheidest, hängt auch davon ab, womit du vorher bereits gute und verlässliche Erfahrungen gemacht hast. Lasse dich am besten persönlich von deinem Arzt über die jeweiligen Vor- und Nachteile aufklären. In jedem Fall solltest du die Verhütung nach der Geburt ernst nehmen, wenn dich die Lust packt und du nicht vorhast, gleich wieder schwanger zu werden.
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