Bei vielen Paaren ist Verhütung auch heute noch Frauensache. Das liegt auch daran, dass die Möglichkeiten der Vehütung für den Mann weitaus geringer ausfallen. Wir verraten, welche Verhütungsmethoden für den Mann es gibt und welche davon wirklich sicher sind.
Warum Verhütung nicht nur Frauensache sein sollte
Noch vor 50 Jahren war es üblich, dass sich allein die Frau um die Verhütung gekümmert hat. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei und Frau kann durchaus erwarten, dass auch er sich Gedanken macht, wenn er unbeschwerten Spaß am Sex haben möchte. Und obwohl Empfängnisverhütung für junge Männer kein Fremdwort mehr ist, verlassen sich die meisten immer noch darauf, dass ihre Freundin regelmäßig die Pille nimmt.
Rund sieben Millionen Frauen nehmen in Deutschland die Pille. Mit 42 Prozent ist sie das verbreitetste Verhütungsmittel, erst danach folgt mit 32 Prozent das Kondom. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse nehmen unter den 19-Jährigen sogar über 70 Prozent der Frauen die Pille. Dabei ist scheinbar vielen jungen Männern nicht klar, welche zahlreichen Nebenwirkungen mit dem regelmäßigen Einnehmen hormoneller Verhütungsmittel einhergehen und dass sich diese auch auf den Körper und die sexuelle Lust der Frau auswirkt.
Nicht jede Frau verträgt die Pille gut oder manch eine Nebenwirkung wird ihr erst später bewusst. Viele Frauen sprechen darüber mit ihrem Partner nicht und dann wird Verhütung automatisch zur Frauensache erklärt. Daher der Appell an jede junge Frau: Rede mit deinem Schatz nicht nur über Sex, sondern auch über Verhütung und mache ihm bewusst, was das für dich bedeutet. Dann hat er auch eine Chance sich darüber Gedanken zu machen und die Pille wird nicht mehr als selbstverständlich angenommen. Außerdem gibt es eine Vielzahl an alternativen Verhütungsmitteln zur Pille, die keine Hormone enthalten.
Sichere Verhütungsmittel für den Mann
In Sachen Verhütung für den Mann gibt es aktuell eigentlich nur zwei Methoden, die als völlig sicher gelten – Kondome und eine Vasektomie. Jetzt fragst du dich vielleicht: Was ist denn mit dem Coitus Interruptus? Allgemein gilt die Annahme, die Frau könne nicht schwanger werden, wenn der Mann den Penis vor der Ejakulation aus der Vagina zieht und außerhalb kommt. Dies ist ein Trugschluss! Klar kann die Empfängnisverhütung durch diese Methode gut gehen, man sollte sich jedoch nicht darauf verlassen, denn auch durch Lusttröpfchen kann eine Frau schwanger werden.
#1 Kondome
Kondome gehören mit einem Pearl-Index von 2 – 12 zu den sichersten Verhütungsmitteln für den Mann. Ein Kondom besteht aus einer dünnen Latexhaut oder (für Latexallergiker) aus Polyurethan. Es wird vor dem Geschlechtsverkehr über den Penis gestülpt und fängt die Samenflüssigkeit in einem kleinen Reservoir auf. Kondome sind sowohl in festen Beziehungen als auch für schnellen Sex oder den heißen One-Night-Stand zu empfehlen, da sie gleichzeitig vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen. Sie stellen eine sichere Verhütung für den Mann dar und haben keinerlei Nebenwirkungen.
Da nicht jeder Mann den Sex mit Kondom angenehm findet, und auch manche Frauen eher auf barrierefreien Sex stehen, gibt es inzwischen eine Vielzahl an besonders dünnen und feinen Kondomen. Vor allem Frauen und Männer mit wechselnden Sexualpartnern sollten im eigenen Interesse auf Sex ohne Gummi verzichten und lieber ein paar Euro mehr für besonders gute „gefühlsechte“ Kondome ausgeben. Denn leider sind seit den letzten Jahren wieder einige Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch.
Tipp für die Kondombenutzung: Auch Präservative können alt werden und gewährleisten dann keinen sicheren Empfängnisschutz mehr. Schau also vor der Benutzung am besten immer nochmal auf das Haltbarkeitsdatum und benutze es nicht mehr, wenn dieses bereits abgelaufen ist.
#2 Sterilisation (Vasektomie)
Die zweite sichere Methode der Verhütung ist die Vasektomie oder Sterilisation. Da sie einen richtigen Eingriff darstellt und auf dauerhafte Verhütung angelegt ist, solltest du die Entscheidung dazu nie leichtfertig treffen. Das solltest du darüber wissen:
- Bei der Vasektomie handelt es sich um einen ambulanten Eingriff bei dem unter Betäubung der Samenleiter im Hodensack durchtrennt wird.
- Nach einem solchen Eingriff ist ein Mann nicht sofort zeugungsunfähig, da sich noch Spermien in der gespeicherten Samenflüssigkeit befinden.
- Daher sollte man in den ersten Monaten nach der Operation zusätzlich mit Kondom verhüten. Eine regelmäßige Untersuchung kann nachweisen, ab wann keine Spermien mehr vorhanden sind.
- Eine Vasektomie gilt mit einem sehr kleinen Pearl-Index von 0,1 als sehr sicher.
- Obwohl die Zeugungsfähigkeit in einigen Fällen wiederhergestellt werden kann, gilt diese Methode als ziemlich endgültig. In 50 bis 70 Prozent der Fälle ist eine Refertilisierung nicht möglich.
Viele Ärzte führen eine Sterilisation nur durch, wenn der Mann über 30 Jahre alt ist, sich in einer festen Partnerschaft befindet und psychisch gesund ist. Man sollte in einer Beziehung unbedingt einig über einen zukünftigen Kinderwunsch sein und sich gerade als Mann gut überlegen, ob man diesen Schritt gehen möchte.
Tipp: Im Übrigen gibt es auch Verhütungsmittel, die für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet sind.
Verhütung für den Mann: Neue Methoden
Die Forschung hat in den letzten Jahren einige alternative Methoden der Verhütung für den Mann getestet. Keines der getesteten Mittel hat es jedoch außerhalb der Studien auf den Markt geschafft. Dennoch zeigen diese Untersuchungen die Tendenz, dass sich zukünftig auch in Sachen Verhütung für den Mann einiges ändern könnte.
Die Pille für den Mann?
Immer wieder liest man von einer Pille für den Mann. Gemeint ist damit eigentlich eine Form der hormonellen Verhütung für den Mann, die in einer Studie getestet wurde, es aber nicht auf den Markt geschafft hat. Ein oral einzunehmendes Verhütungsmittel für den Mann gibt es jedoch bisher nicht. Von 2009 bis 2011 wurde intensiv an einer Anti-Baby-Spritze geforscht. In der WHO-Versuchsreihe wurde den teilnehmenden Männern alle acht Wochen eine Hormonspritze verabreicht, die einen Verhütungsschutz von zwei Monaten bieten sollte. Die Spritze enthielt u.a. das Hormon Testosteron, das die Spermienproduktion unterdrücken sollte. Leider kam es bei einigen Teilnehmern zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Depression und Veränderungen der Libido. Daher wurde die Versuchsreihe abgebrochen und es bleibt unklar, was aus dem Präparat wird.
Verhütungsgel
Vielversprechender sind die jüngsten Tests eines sogenannten Vasalgels für den Mann. Eine private Organisation arbeitete an einer alternativen Verhütungsmethode für den Mann: Dabei handelt es sich um ein Gel, das in den Samenleiter gespritzt wird und den Großteil der Samenflüssigkeit durchlässt, den Samen aber nicht. Eine Ejakulation soll weiterhin möglich sein. Erfolgreich getestet wurde dieses Verhütungsgel bisher an Primaten, nicht jedoch am Menschen.
Bei den betreffenden Affen kam es nach der Paarung weder zu Nachwuchs noch zu nennenswerten Nebenwirkungen. Der positive Effekt dieses Gels wäre, dass es sehr leicht ist, die Fruchtbarkeit des Mannes wiederherzustellen, wenn das Gel entfernt wird. Nun bleibt abzuwarten, wann das neue Verhütungsmittel in einer menschlichen Studie getestet wird und ob das Interesse daran so groß ist, dass es entwickelt wird, denn leider ist die Herstellung sehr teuer.
Es wäre eine große Erleichterung für uns Frauen, wenn auch Männer mehr Möglichkeiten zur Verhütung hätten, als Kondome oder einen lebensverändernden Eingriff wie eine Sterilisation. Verhütung für den Mann ist immer noch ein Randthema und wir Frauen sind im Allgemeinen auch besser aufgeklärt über das Thema Empfängnisverhütung. Was denkst du dazu? Wird sich das in Zukunft ändern? Kannst du dir vorstellen, die Verhütung deinem Partner zu überlassen? Hinterlass uns doch einen Kommentar.
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