Dass hormonelle Verhütungsmittel sich auf mehr als nur die Empfängnisverhütung auswirken, ist längst bekannt. Immer mehr Studien untersuchen die Nebenwirkungen, die die kleinen Pillen auf unseren Körper und unsere Stimmung haben können. In einer neuen Studie wurde untersucht, ob unterschiedliche Antibabypillen einen Einfluss auf die Libido von Frauen in Beziehungen haben. Bei der erst kürzlich veröffentlichten Studie haben die norwegischen Forscher erstaunliche Zusammenhänge zwischen der Lust auf Sex, der Wahl der Pille, aber auch noch einem weiteren Faktor herausgefunden. Welcher das ist und mit welcher Pille die untersuchten Frauen mehr Lust auf Sex hatten, verraten wir Dir hier.
Wann haben Frauen am meisten Lust auf Sex?
Untersuchungen über die Libidoschwankungen von Frauen in festen heterosexuellen Beziehungen existierten bereits vor der neuen norwegischen Studie. So wurden bereits in einem Forschungsprojekt der University of New Mexico 50 Frauen über einen längeren Zeitraum hinweg über die Häufigkeit ihres Geschlechtsverkehrs, ihrer Menstruationszyklen und darüber hinaus über die Art ihrer Beziehungen gefragt. In dieser Studie zeigten Frauen die größte Lust am Sex, wenn sie gerade nicht empfängnisbereit waren und die Progesteron-Levels besonders hoch waren – allerdings nur, wenn die Frauen eine sehr feste Bindung zu ihrem Partner hatten. Frauen in loseren Beziehungen hatten eher dann eine ausgeprägte Libido, wenn sie empfängnisbereit und ihre Östrogen-Levels besonders hoch waren. Was diese Studie aber nicht untersuchte, war, ob sich Verhütungsmittel ebenfalls auf die Lust auf Sex auswirken, da die befragten Frauen nicht die Antibabypille einnahmen. In der neuen Studie wurden die Experimente der amerikanischen Kollegen wiederholt, diesmal jedoch mit einer größeren Anzahl von Frauen, die allesamt mit verschiedenen Antibabypillen verhüteten.
Nicht nur Hormone beeinflussen unsere Libido
Die Ergebnisse der norwegischen Studie waren erstaunlich ähnlich zu denen der Vorgängerstudie. Die Forscher konnten wiederum bestätigen, dass nicht nur die Hormone ausschlaggebend für die weibliche Libido waren, sondern auch die Festigkeit ihrer Beziehungen. Frauen, die also eine sehr innige Bindung zu ihrem Partner hatten, hatten vor allem dann Sex, wenn er aus biologischer Sicht, also zu Reproduktionszwecken, nicht nötig war. Die Wissenschaftler vermuten, dass dies ein Hinweis für die bindungsstärkende Funktion von Sexualität ist, die über die Reproduktion hinausgeht.
Östrogen oder Progesteron: Welches Hormon hat Einfluss auf unsere Libido?
Was die Forscher aber vorher nicht wussten, war, welchen Einfluss die Zusammensetzung der Antibabypille auf die Libido hat. Grundlegend wurde in der Studie zwischen östrogen- und progesteronhaltigen Pillen unterschieden. Die Ergebnisse beweisen, dass ein erhöhter Östrogenspiegel vor allem dann Lust auf Sex bereitet, wenn Frauen ihre fruchtbaren Tage haben. Bei einem erhöhten Progesteronspiegel durch die entsprechende Pille war die Lust an den unfruchtbaren Tagen höher. Zudem hätten demzufolge Frauen, die auf progesteronhaltige Pillen zurückgriffen ein besonders aktives Sexualleben in festen Beziehungen, weil dieses Hormon zu einer Art „Einnistungsverhalten“ führen könne.
Im Video: 5 Fragen, die du deiner Frauenärztin schon immer stellen wolltest (dich aber nicht getraut hast)
Wann und wie viel wir Lust auf Sex haben, hat also durchaus etwas mit unseren Hormon-Levels zu tun und kann durch die Antibabypille beeinflusst werden. Jedoch hängt die Lust auch stark von der Beziehung zum Partner ab. Allerdings lässt sich an der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs kaum die Qualität einer Beziehung messen, denn wie viel Sex ist schon normal?
Bildquellen: iStock/taratata, iStock/Voyagerix, iStock/gpointstudio, iStock/katielittle25