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Erfahrungsbericht

Verhütung mit Faktor-V-Leiden: Meine Erfahrung mit der Spirale

Spirale

Verhütungsmittel über Verhütungsmittel — die Auswahl ist riesengroß, von Kondomen über die Pille bis hin zur Spirale ist alles möglich. Mit der Diagnose des Faktor-V-Leidens ist das Ganze jedoch gar nicht mehr so einfach. Mit 15 Jahren bekam ich die Diagnose, rund 10 Jahre später brachte mir die Spirale ein neues Lebensgefühl.

„Du darfst die normale Pille nicht nehmen.“ Ein Satz, der für mein 15-jähriges Ich damals den absoluten Weltuntergang bedeutete. Schließlich kennen wir doch alle die Erzählungen von Freundinnen, die ihre Akne mit der Pille besiegt oder sogar eine femininere Figur durch sie bekommen haben. In meinem Kopf kreiste damals dann also nur der banale Gedanke: Bye bye reine Haut, hallo Akne für immer. Dabei sollte ich meiner Ärztin dankbar dafür sein, dass sie so aufmerksam war und einen Labortest veranlasste. Ergebnis: Ich leide an einer Erbkrankheit, welche die Blutgerinnung stört, dem sogenannten Faktor-V-Leiden.

Verhütung mit Faktor-V-Leiden: Warum die Aufklärung wichtig ist

Direkt nach meiner Diagnose habe ich natürlich Dr. Google befragt. Wie immer war es spannend, wie unterschiedlich die Meinungen zum Thema waren. Während die einen meinten, wenn man nichts merke, könne man auch so weitermachen wie bisher, rieten andere ganz klar davon ab, auf hormonelle Verhütungsmethoden zurückzugreifen.

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De facto handelt es sich beim Faktor-V-Leiden um eine genetische Veränderung, die für ein 5- bis 10-fach erhöhtes Thromboserisiko sorgt. Hormonelle Verhütungsmethoden wie die Pille können dies sogar auf ein 20-faches Risiko erhöhen und sollten deswegen vermieden werden. Umso wichtiger also, dass Frauen Bescheid wissen, oder? Einen Leitfaden zur Diagnose und dem anschließenden Vorgehen in Sachen Verhütung und allem was noch so folgt, gab es zu diesem Zeitpunkt nicht. Es blieb also nur, eine eigene Entscheidung zu treffen. Ich entschied mich zunächst für eine Gestagen-Pille, die zwar kurzzeitig aufgrund des Verzichts von Östrogen erlaubt, jedoch nicht auf Dauer für mich geeignet gewesen wäre. Aufgrund von zahlreichen Unverträglichkeiten musste ich mich schließlich auch von dieser Option verabschieden. Und natürlich ist mir bewusst, dass die einfachste Variante ein Kondom gewesen wäre, doch darauf wollte ich mich nicht verlassen.

Mit 24 Jahren entschied ich schließlich aus Mangel an Alternativen, die Spirale auszutesten. Unwissend wie ich war, dachte ich, nun endlich Unterstützung durch weibliche Hormone zu bekommen, schließlich sitzt die Spirale ja nur im Muttermund und wird nicht oral verabreicht. Doch auch hier hieß es wieder strikt: „Nein, keine Hormone!“. Okay, okay, dann eben nur die Kupferspirale. Mal wird sie geliebt, mal wird sie gehasst — ich wollte sie unbedingt lieben lernen. Das Praktische: Viele Bundesländer bieten für Schülerinnen und Studentinnen einen kostenlosen Service für das Einsetzen des Verhütungsmittels an.

Von der Pille zur Spirale: Ein neues Lebensgefühl

Nun ist es jedoch so, dass, wie vermutlich über jedes Verhütungsmittel auch über dieses Horrorgeschichten erzählt wurden. Ein Danke geht in diesem Fall erneut an die zahlreichen spannenden Google-Suchergebnisse — Memo an mich: Nicht alles glauben, was man in Foren liest, schließlich ist jede Erfahrung völlig individuell!

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Eine Überweisung meiner Ärztin in der Tasche, hatte ich also kurze Zeit später einen Termin beim Zentrum für Familienplanung. Und schon nahte das nächste Problem: „Sie haben noch nie ein Kind bekommen? Da müssen wir erstmal gucken, ob eine passt.“ Natürlich passte nur die Kleinste, die auch am kürzesten drinbleiben soll, was soll's. Zum Anfang meiner nächsten Periode sollte ich mich direkt am ersten Tag melden und einen Termin zum Einsetzen machen. Gesagt getan. Am Telefon sagte man mir, ich solle vor dem Termin die mitgegebene Tablette zum Aufweichen des Muttermunds schlucken, damit die Behandlung weniger schmerzhaft sei. Außerdem sollte ich unbedingt davor etwas essen, „damit se uns nüsch vom Stuhl kippen, wa“ waren die vielversprechenden Worte der Arzthelferin inklusive einer Prise Berliner Charme. Drei mal darfst du raten, was ich vor dem Termin nicht gemacht habe... richtig, etwas gegessen.

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Ich möchte nicht lügen, der Moment als die Ärztin sagte: „So, jetzt mal ganz tief ausatmen, das könnte ziepen“, war der Moment in dem ich wirklich dachte, sie reißt mir alles raus. Doch so schnell der Schmerz gekommen war, so schnell war er auch schon wieder vergangen und vom Stuhl gekippt bin ich auch ohne Essen im Magen nicht. Nach gerade einmal 15 Minuten durfte ich gehen. Die Tage danach waren ein Auf und Ab der Gefühle. Mal tat es weh, mal merkte ich nichts, doch die Spirale saß bombenfest und begleitet mich auch jetzt noch immer durch den Alltag. Selbst beim Sex merkt man nur selten etwas von ihr. Und das Ganze auch endlich völlig ohne Angst vor zusätzlichem Thromboserisiko.

Cheyenne Zurek

Wir brauchen mehr Aufklärung für Frauen!

Ich gehöre nicht zu denjenigen, die Gegner der Pille sind. Jeder sollte seine eigene Entscheidung für sich und seinen Körper treffen. Ich habe mich nicht für die hormonfreie Kupferspirale entschieden, um dem chemischem Teufelszeug wie viele es liebevoll nennen, zu entkommen, sondern lediglich aus gesundheitlichen Gründen. Und ohne meine aufmerksame Ärztin hätte ich wohl nie erfahren, ob ich am Faktor-V-Leiden erkrankt bin. Die Aufklärungslage ist schlecht, noch viel mehr zu bemängeln ist jedoch das scheinbar geringe Interesse daran, überhaupt Klarheit über den Gendefekt bei Patienten zu bekommen. Dabei ist es besonders für Frauen so wichtig, darüber Bescheid zu wissen! Denn natürlich kann alles gut gehen, wenn es jedoch darauf ankommt, kann das Wissen um die Diagnose dein Leben retten. Frag also insbesondere bei Thrombosefällen oder Tumoren in deiner Familie bei deiner Ärztin oder deinem Arzt nach und informiere dich selbst über einen möglichen Test. Ich bin jedenfalls froh, über meinen Gendefekt Bescheid zu wissen und so die richtigen Entscheidungen für meine Gesundheit treffen zu können.

Cheyenne Zurek

Bildquelle: Stocksy/Liliya Rodnikova